Ich habe diesen Faden von Anfang an verfolgt, und unlängst sprang mich der Gedanke an, daß mir eigentlich zu unklar ist, wovon einzelne hier sprechen.
"Selbstoptimierung" gibt es ja per se nicht. Als Wort dient es dazu, Wirklichkeit zu beschreiben, und mir stellt sich die Frage, was genau beschreibt es denn?
Wenn ich Euch heute erzählen würde "ich habe beschlossen, mich ab jetzt selbst zu optimieren" - kämen da nicht im Idealfall zuerst einmal Nachfragen von "was meinst du damit, was willst du ab jetzt konkret tun?" - um zu wissen, ob man jetzt mit einem begeisterten "Wow Miss, toll!" oder einem verhaltenen "Ähm, Miss, naja, wenn du meinst" reagiert?
Mir kommt vor, das Wort "Selbstoptimierung", so wie es hier - mir kommt vor, die meisten - interpretieren, trägt seine negative Bewertung und Interpretation schon in sich. Meine spontane Definition, was darunter zu verstehen ist, aufgrund der Reaktionen, die ich hier gelesen habe, wäre: Die Erfüllung von von außen diktierten, eher technisch und meßbar beschriebenen, Zielen für Körper und/oder Geist und/oder Seele mit der Absicht, Leid und/oder sich selbst auszuweichen.
Und so verstanden verwundert es mich nicht, daß ich hier vielen ein "mag ich nicht, brauche ich nicht" lese.
Dabei möchte ich ja auch einmal ins Feld werfen, daß man das Wort auch mal anders anschauen könnte: Z.B. als Gegensatz zur Selbstperfektion. "Perfektion" ist ja ein absoluter Anspruch, lt. Definition steht "perfekt" für "sehr gelungen, nicht verbesserbar".
Optimal ist da ja in seiner Bedeutung viel bescheidener: "das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen". Bei Optimum definiert de.wiktionary auch: "begrenzte Annäherung an das Ideal", und Ideal wiederum definiert sich als "ein als höchsten Wert erkanntes Ziel"
Somit steckt da also die Berücksichtung von - unveränderlichen - Voraussetzungen mit drin - und sogesehen könnte man jetzt fragen: Was ist falsch daran, wenn ich mich entscheide, die "beste Miss sein zu wollen, die es mir unter den für mich nicht zu verändernden Umständen möglich ist, inklusive der Erforschung, was gut/schlecht für mich persönlich überhaupt bedeutet"?
Und da steckt das Ideal drin, ein als höchster Wert erkanntes Ziel.
Was spricht dagegen, festzustellen: Ich möchte nicht einfach nur geboren werden, irgendwie dahintümpeln, mit mir geschehen lassen, was mir halt so widerfährt, wenn ich keine Entscheidungen anhand persönlicher Werte treffe, und irgendwann sterbe ich halt und sage "naja, war jetzt nicht das Gelbe vom Ei, muß ich nicht nochmal haben, dieses Phänomen namens Leben".
Sondern zu sagen: Ich möchte mein Leben gestalten. Ich möchte meinen Verstand nutzen, um zu betrachten, in welche Umstände ich geboren wurde, möchte unterscheiden lernen, welche davon nicht veränderlich sind und worauf ich Einfluß habe, möchte mir Gedanken über meine Werte machen, und anhand diesem meinen Werte-Kanon möchte ich innerhalb der Umstände, die mir unveränderlich scheinen, schauen, was mir möglich ist, möchte ich mich fordern, wachsen, lernen, scheitern, lernen lustvoll zu scheitern, wieder scheitern, die Krone wieder richten, aufstehen, weiter ausprobieren und wachsen, bis ich irgendwann sterbe und sage: "Wow! Was für ein Erlebnis, also, wenn dieses Phänomen Leben mal wieder zu haben ist, bin ich wieder dabei, möchte ich gerne nochmal schauen, was geht!"
Sogesehen: Braucht "man" einen Schrittzähler? Nö, vermutlich nicht. Renne ich gerade mit einem rum? Ja, seit 7. Februar, geplanterweise noch bis zum 6. Februar, und mein Ziel ist es, in diesem Jahr einen Schnitt von 10.000 Schritten am Tag zu erreichen. Tue ich das, weil ich glaube, damit Krankheit und Leid aus dem Weg zu gehen? Nein, Anlaß war einfach, daß ich mich im Februar als zu bewegungsarm empfand, nachdem mir meine regelmäßige Sportrunde abhanden gekommen war, ich schauen wollte, wie viel bewege ich mich denn eigentlich, und dann kam mein Spielschwein, Ehrgeizschwein und Statistikschwein zusammen und meinten: Komm, da geht was!
Ja, am Anfang bin ich tatsächlich an einigen Abenden noch in meiner Wohnung im Kreis gelaufen, weil ich eine runde Zahl knacken wollte, und ich habe mich königlich darüber amüsiert, was ich für ein Kindskopf bin, fand aber, daß ich gerade eh nix Besseres zu tun hätte, jetzt noch eine Runde im Forum drehen bringt's auch nicht, arbeite ich halt an meinem Schritte-Schnitt. Wow, war ich happy, als ich die erste Abrechnungsperiode von 14 Tagen mit einem 10.000-er Schnitt abgeschlossen habe, und erst, als ich über die gesamte Meßperiode bei 10.000 Schnitt lag. Und ich gestehe, es wird hart, diesen Schnitt bis Februar zu retten, obwohl dieser Winter so mild ist, aber irgendwie tümpel ich gerade bei 7000-er-Schnitten herum.
Und wenn mich dann mein Ehrgeiz im Jänner dazu bringt, drei Wochenenden lang stundenlange Winterwanderungen einzuschieben, so wie er mich dieses Jahr dazu gebracht hat, den Rundumadum-Wanderweg (120 km rund um Wien in 24 Etappen) zu gehen, was zu wunderbaren Naturerlebnissen und Wien-Kennenlernerlebnissen geführt hat - ist das dann "schlecht", weil es per se schlecht ist, daß ich halt gerne mit Zahlen spiele und es für mich toll funktioniert, mir Zahlen-Ziele zu setzen?
Habe ich mich damit schon "optimiert", und wenn ja, im positiven oder im negativen Wortsinn? Oder falle ich - gottseidank - noch nicht unter optimiert, weil ich immer noch (gerne) Fleisch esse?
"Selbstoptimierung" gibt es ja per se nicht. Als Wort dient es dazu, Wirklichkeit zu beschreiben, und mir stellt sich die Frage, was genau beschreibt es denn?
Wenn ich Euch heute erzählen würde "ich habe beschlossen, mich ab jetzt selbst zu optimieren" - kämen da nicht im Idealfall zuerst einmal Nachfragen von "was meinst du damit, was willst du ab jetzt konkret tun?" - um zu wissen, ob man jetzt mit einem begeisterten "Wow Miss, toll!" oder einem verhaltenen "Ähm, Miss, naja, wenn du meinst" reagiert?
Mir kommt vor, das Wort "Selbstoptimierung", so wie es hier - mir kommt vor, die meisten - interpretieren, trägt seine negative Bewertung und Interpretation schon in sich. Meine spontane Definition, was darunter zu verstehen ist, aufgrund der Reaktionen, die ich hier gelesen habe, wäre: Die Erfüllung von von außen diktierten, eher technisch und meßbar beschriebenen, Zielen für Körper und/oder Geist und/oder Seele mit der Absicht, Leid und/oder sich selbst auszuweichen.
Und so verstanden verwundert es mich nicht, daß ich hier vielen ein "mag ich nicht, brauche ich nicht" lese.
Dabei möchte ich ja auch einmal ins Feld werfen, daß man das Wort auch mal anders anschauen könnte: Z.B. als Gegensatz zur Selbstperfektion. "Perfektion" ist ja ein absoluter Anspruch, lt. Definition steht "perfekt" für "sehr gelungen, nicht verbesserbar".
Optimal ist da ja in seiner Bedeutung viel bescheidener: "das Bestmögliche unter den gegebenen Voraussetzungen". Bei Optimum definiert de.wiktionary auch: "begrenzte Annäherung an das Ideal", und Ideal wiederum definiert sich als "ein als höchsten Wert erkanntes Ziel"
Somit steckt da also die Berücksichtung von - unveränderlichen - Voraussetzungen mit drin - und sogesehen könnte man jetzt fragen: Was ist falsch daran, wenn ich mich entscheide, die "beste Miss sein zu wollen, die es mir unter den für mich nicht zu verändernden Umständen möglich ist, inklusive der Erforschung, was gut/schlecht für mich persönlich überhaupt bedeutet"?
Und da steckt das Ideal drin, ein als höchster Wert erkanntes Ziel.
Was spricht dagegen, festzustellen: Ich möchte nicht einfach nur geboren werden, irgendwie dahintümpeln, mit mir geschehen lassen, was mir halt so widerfährt, wenn ich keine Entscheidungen anhand persönlicher Werte treffe, und irgendwann sterbe ich halt und sage "naja, war jetzt nicht das Gelbe vom Ei, muß ich nicht nochmal haben, dieses Phänomen namens Leben".
Sondern zu sagen: Ich möchte mein Leben gestalten. Ich möchte meinen Verstand nutzen, um zu betrachten, in welche Umstände ich geboren wurde, möchte unterscheiden lernen, welche davon nicht veränderlich sind und worauf ich Einfluß habe, möchte mir Gedanken über meine Werte machen, und anhand diesem meinen Werte-Kanon möchte ich innerhalb der Umstände, die mir unveränderlich scheinen, schauen, was mir möglich ist, möchte ich mich fordern, wachsen, lernen, scheitern, lernen lustvoll zu scheitern, wieder scheitern, die Krone wieder richten, aufstehen, weiter ausprobieren und wachsen, bis ich irgendwann sterbe und sage: "Wow! Was für ein Erlebnis, also, wenn dieses Phänomen Leben mal wieder zu haben ist, bin ich wieder dabei, möchte ich gerne nochmal schauen, was geht!"
Sogesehen: Braucht "man" einen Schrittzähler? Nö, vermutlich nicht. Renne ich gerade mit einem rum? Ja, seit 7. Februar, geplanterweise noch bis zum 6. Februar, und mein Ziel ist es, in diesem Jahr einen Schnitt von 10.000 Schritten am Tag zu erreichen. Tue ich das, weil ich glaube, damit Krankheit und Leid aus dem Weg zu gehen? Nein, Anlaß war einfach, daß ich mich im Februar als zu bewegungsarm empfand, nachdem mir meine regelmäßige Sportrunde abhanden gekommen war, ich schauen wollte, wie viel bewege ich mich denn eigentlich, und dann kam mein Spielschwein, Ehrgeizschwein und Statistikschwein zusammen und meinten: Komm, da geht was!
Ja, am Anfang bin ich tatsächlich an einigen Abenden noch in meiner Wohnung im Kreis gelaufen, weil ich eine runde Zahl knacken wollte, und ich habe mich königlich darüber amüsiert, was ich für ein Kindskopf bin, fand aber, daß ich gerade eh nix Besseres zu tun hätte, jetzt noch eine Runde im Forum drehen bringt's auch nicht, arbeite ich halt an meinem Schritte-Schnitt. Wow, war ich happy, als ich die erste Abrechnungsperiode von 14 Tagen mit einem 10.000-er Schnitt abgeschlossen habe, und erst, als ich über die gesamte Meßperiode bei 10.000 Schnitt lag. Und ich gestehe, es wird hart, diesen Schnitt bis Februar zu retten, obwohl dieser Winter so mild ist, aber irgendwie tümpel ich gerade bei 7000-er-Schnitten herum.
Und wenn mich dann mein Ehrgeiz im Jänner dazu bringt, drei Wochenenden lang stundenlange Winterwanderungen einzuschieben, so wie er mich dieses Jahr dazu gebracht hat, den Rundumadum-Wanderweg (120 km rund um Wien in 24 Etappen) zu gehen, was zu wunderbaren Naturerlebnissen und Wien-Kennenlernerlebnissen geführt hat - ist das dann "schlecht", weil es per se schlecht ist, daß ich halt gerne mit Zahlen spiele und es für mich toll funktioniert, mir Zahlen-Ziele zu setzen?
Habe ich mich damit schon "optimiert", und wenn ja, im positiven oder im negativen Wortsinn? Oder falle ich - gottseidank - noch nicht unter optimiert, weil ich immer noch (gerne) Fleisch esse?



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