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Das Verhältnis von Fremdeinwirkung und Eigeninitiative

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    #46
    Zitat von MasterofTheorie
    Die Jugend ist ja auch dämlich. Genau so wie die Älteren.(wenn wir mal bei unseren Pauschalisierungen bleiben)
    Wenn ich "dämlich" mit "voreingenommen" ersetzte, wären wir einer Meinung und ich denke mal (>> Einwurf von Spunk), dass hier keiner von sich behaupten kann/darf?, vorurteilsfrei zu sein, so dass die Pauschalisierung somit berechtigt, bzw. überflüssig wäre.
    Zitat von Kämpfer
    In gegenseitiger Wertschätzung voneinander und miteinander zu lernen und für's Leben zu profitieren.
    Dieser Satz, so, wie er allgemein gebraucht wird, klingt sehr gut und wäre wohl auch ein wichtiger Schritt in eine zwischenmenschlich bessere Zukunft. Allein, der Begriff "Wertschätzung" annuliert manchmal das Message dieses Leitwortes. Wenn wir "gegenseitige Wertschätzung" ausnahmslos auf alle Menschen beziehen (was dem Wort gegenseitig gerecht würde), wird es ein Absurdum. Die Moral und die Ethik, mitunter auch die Gesetze hindern uns daran, bzw. verbieten es uns, beispielsweise einem Kinderschänder, einem Vater(Mutter)mörder, einem geisteskranken Diktator, einem rücksichtslosen und profitgierigen Ausbeuter ..... "Werschätzung" entgegen zu bringen. Der Slogan wird also schon von vorneherein dadurch relativiert, dass wir von unserer Prägung her, eigentlich gar nicht in der Lage und intrinsich nicht unbefangen genug sind, allen Menschen wertschätzend entgegen zu treten, bzw. von ihnen zu lernen oder sie zu lehren. Um diese "innere Unbefangenheit" zu erlangen, müssten wir uns zuerst einmal komplett umkrempeln, will sagen: unsere gesamte Kultur in Frage stellen und neu aufbauen.
    Wenn wir "die Bösen, oder die Guten, oder die dazwischen" ausklammern, stimmt der Begriff "gegenseitig" vorne und hinten nicht mehr.

    MoT hat sich hier im Forum "dazwischen geschoben" und hat es auch erreicht, durch sein drängendes Auftreten bei einigen "etwas" loszutreten, andere zum Nachdenken zu bewegen und wieder andere auf ihrer "vordergründig berechtigten" Meinung verharren zu lassen. Eines hat er zweifellos erreicht: er hat Aufmerksamkeit (egal welcher Art) bekommen, er wurde wahrgenommen und zu diesem Zweck waren ihm, die von ihm eingesetzten sprachlich-emotionalen Mittel recht. Man muss sich nicht mit ihm auseinandersetzen, es steht jedem frei es zu tun oder bleiben zu lassen.

    Dass er (aus welchem Antrieb auch immer) mit einigen Äusserungen "(un)angenehm berührt" hat, sollten wir nicht ignorieren oder bekämpfen, sondern viel eher fragen, "was" und "weshalb" er berührt hat. Und diese Fragen sollte auch er sich zu beantworten versuchen...... wenn wir schon von Gegenseitigkeit reden.

    Zitat von Weltenbummler
    und es ist mir wichtig seinen Thread nicht kaputt zu machen, das gebietet der Anstand und die Höflichkeit.
    Wenn ich Anstand und Höflichkeit bei Onkel Nietzsche nachschlage, sind wir mitten im Thema der "gegenseitigen Wertschätzung", ihrer tieferen Bedeutung und ihren Auswirkungen. Man muß diesen Denker aber nicht unbedingt bemühen, denn seine (mitunter) Holzhammerphilosophie ist in diesem Forum durch MoT - wenn auch noch unausgegoren - schon vertreten.
    Zuletzt geändert von Shepherd; 17.08.2010, 09:36. Grund: Zusatz

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      #47
      @ Sheperd
      kleine Erläuterung:
      ich bezog mich mit "in gegenseitiger Wertschätzung" lediglich auf jene zwischen "Jung" und "Alt". Jung lernt von den Erfahrungen von Alt und umgekehrt gilt es für mich halt auch.
      Na ja, ich geb gerne zu, dass das nicht immer leicht für mich ist...., aber auf jeden Fall fair und gerecht.
      ....so bin ich halt - im kann gut mit der Jugend und die Jugend mit mir!
      "Hey Alte, du bist einfach geil und Danke für alles" -So haben sich erst letztes Wochenende ein "Horde" jugendlicher Camper über mich geäußert.

      (Falls OT, dann hier: OT Ende!!)

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        #48
        Hallo Shepherd

        Dass er (aus welchem Antrieb auch immer) mit einigen Äusserungen "(un)angenehm berührt" hat, sollten wir nicht ignorieren oder bekämpfen, sondern viel eher fragen, "was" und "weshalb" er berührt hat. Und diese Fragen sollte auch er sich zu beantworten versuchen...... wenn wir schon von Gegenseitigkeit reden.
        Ich finde es ganz in Ordnung, dass jemand eine andere Meinung vertritt, das ist die Grundfunktion einer Demokratie...Meinungsfreiheit!
        Die Post´s von MOT haben mich auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht....man sieht sich da teilweise selbst vor 26 Jahren, wenn auch nicht ganz so extrem.
        Und das ist es was an MOT interessiert....man wird gezwungen sich mit seiner eigenen Vergangenheit zu beschäftigen. Dafür bin ich MOT dankbar.

        Die meisten von uns haben sich irgenwann mal in Ihrem Leben mit Che Guevara befasst und ihn als Vorbildfigur in Erwägung gezogen.
        Ich habe mich dann aber mehr für die Menschenfreunde wie Albert Schweitzer entschieden.

        Damit dieser Beitrag etwas mit dem ursprünglichen Thema korreliert hätte ich da noch eine Anmerkung zum Thema "Fremdeinwirkung und Eigeninitiative" (bitte mit Humor nehmen):

        Fremdeinwirkung ist, wenn man von jemandem aus dem Bett geworfen wird,
        Eigeninitiative ist, wenn man von selbst aufhört mit dem Hintern die Matratze zu massieren und in die weite Welt hinausgeht und Erfahrungen sammelt .
        (wie zum Beispiel Fallschirmspringen oder Eis essen)

        Viele Grüsse,
        Weltenbummler

        Kommentar


          #49
          Shepherds post ist vielleicht der wichtigste in diesem thread, kein Wunder, er verkörpert ja auch das wovon ich rede.

          Kur zu was anderem.

          "Hey Alte, du bist einfach geil und Danke für alles" -So haben sich erst letztes Wochenende ein "Horde" jugendlicher Camper über mich geäußert.
          Coole Sache, wenn so Reaktionen regelmäßig kommen dann kann man davon ausgehen, dass du einen Draht zu den Leuten hast. (auch wenn das jetzt alles sehr vage ist)

          ...und diesen Ball werfe ich nur zu gerne an die Jugend zurück:
          Ihr sollt den Alten nichts Recht machen, ihr sollt euch selber lieber mal weiterentwickeln, so dass ihr ein Selbstverständnis erlangt, das diese Frage überflüssig macht!!
          Jo und wenn wir uns weiterentwickelt haben, dann sind wir die Älteren. Von daher löst sich das was du sagst in gewisser Weise auf.

          So nun zu dem post:

          Dieser Satz, so, wie er allgemein gebraucht wird, klingt sehr gut und wäre wohl auch ein wichtiger Schritt in eine zwischenmenschlich bessere Zukunft. Allein, der Begriff "Wertschätzung" annuliert manchmal das Message dieses Leitwortes. Wenn wir "gegenseitige Wertschätzung" ausnahmslos auf alle Menschen beziehen (was dem Wort gegenseitig gerecht würde), wird es ein Absurdum. Die Moral und die Ethik, mitunter auch die Gesetze hindern uns daran, bzw. verbieten es uns, beispielsweise einem Kinderschänder, einem Vater(Mutter)mörder, einem geisteskranken Diktator, einem rücksichtslosen und profitgierigen Ausbeuter ..... "Werschätzung" entgegen zu bringen. Der Slogan wird also schon von vorneherein dadurch relativiert, dass wir von unserer Prägung her, eigentlich gar nicht in der Lage und intrinsich nicht unbefangen genug sind, allen Menschen wertschätzend entgegen zu treten, bzw. von ihnen zu lernen oder sie zu lehren. Um diese "innere Unbefangenheit" zu erlangen, müssten wir uns zuerst einmal komplett umkrempeln, will sagen: unsere gesamte Kultur in Frage stellen und neu aufbauen.
          Wenn wir "die Bösen, oder die Guten, oder die dazwischen" ausklammern, stimmt der Begriff "gegenseitig" vorne und hinten nicht mehr.
          Frage: Wo sind die Grenzen? Wenn ich z.B. einen 40 Jährigen nicht wertschätze weil er meiner Meinung nach nichts aus seinem Leben gemacht hat, was ist daran negativ? Ein anderer schätzt halt einen Mörder nicht wert.
          Für mich war es daher ein möglicher Ausweg, alle Menschen wegen ihrer Individualität wertzuschätzen, was natürlich schwierig und Übungssache ist.
          Also deine Einwände gegen das Prinzip unterschreibe ich, nur was ist die Alternative?

          Eines hat er zweifellos erreicht: er hat Aufmerksamkeit (egal welcher Art) bekommen, er wurde wahrgenommen und zu diesem Zweck waren ihm, die von ihm eingesetzten sprachlich-emotionalen Mittel recht
          hehe wieder ein image das ich liebe, das mich zurückhält. Aber dieses mal eines dass ich perfekt spielen kann;)

          Dass er (aus welchem Antrieb auch immer) mit einigen Äusserungen "(un)angenehm berührt" hat, sollten wir nicht ignorieren oder bekämpfen, sondern viel eher fragen, "was" und "weshalb" er berührt hat.
          haha, ja.

          Und diese Fragen sollte auch er sich zu beantworten versuchen...... wenn wir schon von Gegenseitigkeit reden.
          Ja. Mich tangieren aber sehr selten Texte, da die meisten keinen Zugang finden. Wenn mich etwas anrührt, lese ich es mir oft noch mehrere male durch und es bringt mich immer irgendwie weiter.

          Man muß diesen Denker aber nicht unbedingt bemühen, denn seine (mitunter) Holzhammerphilosophie ist in diesem Forum durch MoT - wenn auch noch unausgegoren - schon vertreten.
          Was heißt denn hier unausgegoren!:D Spaß, das stimmt, er war aber auch verdammt deep.

          Leute lest euch den post von shepherd einfach noch paar mal durch, es ist genau dieses selbstverständliches Weltverständnis, dass einen entwickelten Menschen ausmacht.

          Kommentar


            #50
            Lieber MOST

            Wo sind die Grenzen? Wenn ich z.B. einen 40 Jährigen nicht wertschätze weil er meiner Meinung nach nichts aus seinem Leben gemacht hat, was ist daran negativ? Ein anderer schätzt halt einen Mörder nicht wert.
            Kennst Du mich wirklich MOST?

            Liebe Grüsse,
            Weltenbummler der immer noch hofft vielleicht einmal Antworten von Dir zu bekommen

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              #51
              Wenn ich z.B. einen 40 Jährigen nicht wertschätze weil er meiner Meinung nach nichts aus seinem Leben gemacht hat
              Frage:
              Dann wertschätzst du nur Menschen, die Erfolg im Leben haben? Die was aus ihrem Leben gemacht haben?

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                #52
                Hallo Vespi,

                Dann wertschätzst du nur Menschen, die Erfolg im Leben haben? Die was aus ihrem Leben gemacht haben?
                Ich glaube da wird sich der Meister rauswinden, er hat sich nämlich eine Hintertür eingebaut:

                weil er meiner Meinung nach nichts aus seinem Leben gemacht hat
                Seiner Meinung heisst vermutlich...Du musst eine Revolution angezettelt haben, Philsoph sein, mindestens 200 Hobbies aktiv ausüben und in 10 Dingen der beste auf der ganzen weiten Welt sein.

                Tja, da wird es vermutlich wieder nichts mit der Wertschätzung des "Meisters"....da bleibe ich wohl immer der Super-Spiesser in der MOT Welt. Aber damit kann ich gut leben . Die MOT Welt ist meiner Meinung nach auch ziemlich kalt und einsam....spasslose Zone halt!

                So jetzt muss ich aber wieder was arbeiten und mir wegen der MOT-Welt keine grauen Haare wachsen lassen...die kriegen Spiesser auch so .

                Liebe Grüsse,
                Weltenbummler

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                  #53
                  Hallo Vespi,
                  gute Frage. Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass es mir nicht um das Rationale geht, heißt: Wenn du mich fragen würdest ob jemand durch meine gefühlte geringe Wertschätzung in irgend einer Form anders behandelt werden sollte, sage ich nein. Es geht einzig um mein Gefühl.

                  Es geht mir hierbei nicht um Erfolg. Ein Mensch kann super erfolgreich sein und unter Umständen werde ich mir dennoch einen ablachen über ihn. Es geht mir mehr um das Seelenleben des anderen, um das Innere, um "das Material aus dem jemand gestrickt ist".

                  Machen wir ein Beispiel:

                  A) 40 Jahre, arbeitet bei der Müllabfuhr, ist dick, ist arm, hat keine Frau und keine Kinder. Wir kommen ins Gespräch.

                  Es stellt sich heraus, dass er früher viel umher gereist hat und ein dreister Sack war. Er hat einiges gelesen und sich viele Gedanken gemacht. Irgendwann hatte er leider eine schwere Krankheit, wegen der er sein spätes Studium abbrechen musste und kein Sport mehr machen darf. Er hatte Selbstmordgedanken, allerdings beschloß er zu kämpfen und weiterzumachen. Heute kämpft er regelmäßig gegen seine Krankheit, er arbeitet weil er das Geld braucht auch um seine alte Mutter zu ernähren und nebenbei spendet er dennoch was für die Dritte Welt.

                  Ich werde ihn nicht als Vorbild nehmen, aber ich werde ihn durchaus wertschätzen, einzelne Punkte an ihm gut finden und vor allem das Material aus dem er ist gut heißen.

                  B) (so erlebt) Ein Multimillionär, mit zweiten Frau und 3 Kindern. Ein großes Anwesen mit Haus, 3 der neusten Autos, einige Wohnungen, einige andere Besitztümer. Er erzieht seine Kinder zur "Anpassungsfähigkeit", dass seine Frau ihn nur wegen dem Geld liebt ist allen klar außer ihm. Er hat so viel Ahnung vom Leben wie ich mit 12 und so viel Ahnung von Politik wie ich mit 14. Dennoch meint er ernsthaft mir irgendwas geben zu können und auf eine absolut ruhige, rationale Antwort reagiert er mit Sprüchen wie "also wenn das dein Ernst ist, dann weiß ich auch nicht mehr" geht er aus dem Zimmer nach 2 Minuten.

                  Ich habe keinerlei Wertschätzung für ihn übrig.

                  Die einzelnen Punkte sind nicht wichtig, ich kenne viele Menschen die irgendwo dazwischen rumlungern (ist ja normal), und meine Reaktionen aus sie sind eigentlich immer dadurch bestimmt aus welchem Material sie sind.

                  Liebe Grüße,
                  MOT

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                    #54
                    Hallo MOT

                    B) (so erlebt) Ein Multimillionär, mit zweiten Frau und 3 Kindern. Ein großes Anwesen mit Haus, 3 der neusten Autos, einige Wohnungen, einige andere Besitztümer. Er erzieht seine Kinder zur "Anpassungsfähigkeit", dass seine Frau ihn nur wegen dem Geld liebt ist allen klar außer ihm. Er hat so viel Ahnung vom Leben wie ich mit 12 und so viel Ahnung von Politik wie ich mit 14. Dennoch meint er ernsthaft mir irgendwas geben zu können und auf eine absolut ruhige, rationale Antwort reagiert er mit Sprüchen wie "also wenn das dein Ernst ist, dann weiß ich auch nicht mehr" geht er aus dem Zimmer nach 2 Minuten.
                    Ist das Deine Welt, die Welt in der Du lebst und weswegen Du rebellierst? Wenn es so ist könnte ich das sehr gut verstehen.

                    Wenn Du keine Lust hast im Forum zu antworten würde ich mich auch über eine PN freuen und mit der Diskussion bei null anfangen, ohne Vorurteile.

                    Liebe Grüsse,
                    Weltenbummler

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                      #55
                      Ist das Deine Welt, die Welt in der Du lebst und weswegen Du rebellierst? Wenn es so ist könnte ich das sehr gut verstehen.
                      Nein, ich lebe zum Glück nicht in dieser Welt. Allerdings hatte ich über ein paar Freunde immer guten Einblick in diese Welt und über andere verkehrte ich selbst darin...

                      Allerdings unterscheidet sich der von mir beschriebene Fall zu den meisten Menschen unwesentlich, nämlich in seinem Geld. Ich wollte nur aufzeigen, dass Erfolg für mich nicht der wichtige Punkt ist.

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                        #56
                        Zitat von MasterofTheorie
                        Frage: Wo sind die Grenzen? (...) Also deine Einwände gegen das Prinzip unterschreibe ich, nur was ist die Alternative?
                        Die Akzeptanz und die Integrierung der Tatsachen oder Gegebenheiten (in unser Denken und Fühlen), wie sie sich uns darstellen, wie wir sie interpretieren.... auf kleiner Flamme köcheln lassen und gelegentlich umrühren.

                        O.T.
                        Dem bleibt meinerseits eine Erklärung hinzuzufügen: Wenn ich den Begriff "Wertschätzung" , so wie er hier allgemeinen verstanden und angewendet wird, betrachte, erhält er eine "positive" Konnotation - er wird mit "jemand wertschätzen" >> bewundern, lieben, gern haben, respektieren,..... also alles sogenannten positive Werte, interpretiert. Mein Post war dann auch in dieser Hinsicht zu lesen.

                        Betrachte ich "Wertschätzung" allerdings von seiner eigentlichen Bedeutung her, so ist es an sich ein wertfreier Begriff ist, der von vorneherein keine Bewertung ist, sondern erst eine individuelle Bewertung ermöglicht. Wertschätzung ist den Wert von jemand einschätzen, nicht a priori schon eine Beurteilung.
                        O.T.

                        Zitat von Weltenbummler
                        Die Post´s von MOT haben mich auch immer wieder zum Schmunzeln gebracht....man sieht sich da teilweise selbst vor 26 Jahren, wenn auch nicht ganz so extrem.
                        Extrem ? Was heisst das schon. Wenn ich vierzig Jahre zurückdenke, als ich meine Familie und Bekannten mit meinen (unausgegorenen) Theorien in Grund und Boden stampfte, bis sie Reißaus nahmen oder keiner überhaupt noch mit mir zu reden wagte, ..... die Spätsechziger, als ein Teil meiner Generation die Welt umkrempeln wollten oder das Motto: live hard and die young, ... ich weiß nicht, ob die Jungen von heute da extremer sind ?

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                          #57
                          Hallo MOT

                          Hat sich nur irgendwie so angehört.....

                          Dennoch meint er ernsthaft mir irgendwas geben zu können und auf eine absolut ruhige, rationale Antwort reagiert er mit Sprüchen wie "also wenn das dein Ernst ist, dann weiß ich auch nicht mehr"
                          Aber eines habe ich festgestellt, Du hast vieles mit meiner Denkfee hier im Forum gemeinsam und wie Shepherd so treffend formuliert hat......Du bringst einen zum Nachdenken.
                          Über die Vergangenheit, wie man damals war und die Gegenwart wie man jetzt ist.
                          Ich bin jetzt gerade am Grübeln wie ich mein Leben Dir gegenüber aus der Mischung zwischen A) und B) beschreiben könnte um dabei ein C) zu kreieren.
                          Vielleicht ist das der Start zu einer wundervollen Kommunikation....

                          Grüsse,
                          Weltenbummler

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                            #58
                            Hallo Shepherd

                            Extrem ? Was heisst das schon. Wenn ich vierzig Jahre zurückdenke, als ich meine Familie und Bekannten mit meinen (unausgegorenen) Theorien in Grund und Boden stampfte, bis sie Reißaus nahmen oder keiner überhaupt noch mit mir zu reden wagte, .....
                            Das mit dem Extrem habe ich auch mehr auf MOT´s Hang zum Genie gemeint......ich war nie ein Genie und werde auch nie eines werden.
                            Ich bin eher der Typ...Autodidakt und harter Arbeiter.
                            Auch der Hang zur Selbstdarstellung war bei mir nie so ausgeprägt.
                            Ich habe mit 18 die Schule hingeschmissen und als ich nach einem Jahr "erfolgreich erfolglos" aus den USA zurück kam haben mich meine Eltern nicht unterstützt und es wurde ein Jahr vor den Bekannten und Verwandten verschwiegen, dass ich überhaupt wieder da bin.....

                            Und die Welt, die wollte ich, und auch einige Freunde die ich kenne, auch mal umkrempeln.....am Ende hat uns aber die Welt ein bisschen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

                            Ein Freund ist nach Goa und wollte dort die Erleuchtung finden und irgendwann mal einen Ashram für verlorene Seelen aus Deutschland gründen (was wir damals eine super Idee fanden, dann hätten wir auch einen Platz dort gehabt).....nach 3 Jahren war er wieder da mit einer schwangeren Freundin, keinem Geld und keiner Erleuchtung.
                            Heute hat er das "typische Reihenhaus", ein Kind und den Golf vor der Tür....nix mehr mit Erleuchtung und Idealismus.
                            Aber wenn wir uns mal auf ein Bier treffen dann lachen wir gemeinsam über die damalige Zeit und fühlen uns nicht schlecht, dass wir eigentlich unsere Ideale von damals verraten haben.....that´s Life.....und das ist auch die Weiterentwicklung im Leben.

                            Viele liebe Grüsse,
                            Weltenbummler
                            Zuletzt geändert von Weltenbummler; 17.08.2010, 14:41.

                            Kommentar


                              #59
                              Extrem ? Was heisst das schon. Wenn ich vierzig Jahre zurückdenke, als ich meine Familie und Bekannten mit meinen (unausgegorenen) Theorien in Grund und Boden stampfte, bis sie Reißaus nahmen oder keiner überhaupt noch mit mir zu reden wagte, ..... die Spätsechziger, als ein Teil meiner Generation die Welt umkrempeln wollten oder das Motto: live hard and die young, ... ich weiß nicht, ob die Jungen von heute da extremer sind ?
                              das ist richtig und falsch.
                              Die 68er waren eine Bewegung. Rudi Dutschke meinte mal, der SDS könne innerhalb von wenigen Tagen ein paar tausend Leute auf die Straße bringen. Das ist eine riesige Menge wenn du es mit heute vergleichst und dadurch entstehen auch sehr bedeutende Unterschiede:

                              1. In einer Bewegung muss ich auf viel weniger verzichten.
                              Ich musste um meine Meinung aufrichtig zu sagen, alleine gegen 30 Leute argumentieren und das regelmäßig. Davon viele mit Eltern die Banker oder ähnliches sind, für sie ist Marx ein Fremdwort und Antikapitalismus eine persönliche Beleidigung. Spätestens wenn du sagst, die RAF hatte auch gute Seiten bist du ein Alien. Damit mit einher geht: Keine Freunde, keine Einladungen zu Partys, kein regelmäßiges Weggehen oder ein sozialer Kreis. DAS ist Verzicht für seine Werte!
                              Die 68er habe ich geliebt, aber schau dir die Erzählungen an (ich weiß nicht wie deine Erfahrungen dazu sind). Es beginnt alles mit "wir, also meine 5 engsten Freunde, die anderen und ich, haben damals verbotener Weise ..."
                              Dieses Gruppengefühl erleichtert unglaublich viel, gerade wenn du 15 bist. An Demos teilzunehmen usw, das hat mir immer irgendwo auch viel Spaß gemacht, die Blicke der Passanten waren mir egal, wir waren schließlich 30 Leute, ein eingeschworener Haufen, ein Teamgefühl. Etwas was bei den 68ern völlig normal war - und bei mir äußerst selten.

                              2. Einer von damals erzählte mir mal: Die Gruppen bekamen ständig Anlauf von allein stehenden Jungs. Die dann wieder gingen wenn sie in der Gruppe ein Mädchen gefunden haben.
                              Ich danke das ist die Wahrheit abseits vom Mythos. Das hat nichts mit extrem zu tun, zumindest nicht im Sinne von "viel gelesen, scharf nachgedacht, den richtigen Entschluss gefasst und ihn ohne Rücksicht knallhart durchgezogen".
                              Ja, auch die RAF, war eine Gruppe. Ich glaube Raspe oder Meins hat mal gesagt: "Das Gefühl, wenigstens bis du gefasst bist, wenigstens in dieser Lage, mit den anderen Gott zu sein, entscheiden zu können."

                              Will sagen: Die 68er hatten viele Anreize außerhalb ihrer Überzeugung die die Leute heute nicht haben. Und genau deshalb sind viele der Steinewerfer heute ekelhafte Bürokraten und Spießer, eben weil sie nie etwas waren im Kern. Damals war in, out zu sein. Heute ist es in, in zu sein. Zu jeder Zeit waren sie das was in war.

                              3. Damit zusammenhängend meine ich, dass das Extrem von damals einfach Unüberlegtheit war. Die Molotow cocktails flogen "für Vietnam". Parolen wurden skandiert bis zum geht nicht mehr, aber die wenigsten hatten wirklich nachgedacht.
                              Ich bin keiner von denen geworden, Meinhof wird mir wohl immer sympathischer bleiben als Schleyer, aber ich habe Sätze wie "das verkrustete Bewusstsein der bürgerlichen Gesellschaft aufsprengen" mit 15 verwendet. Spätestens wenn du dir mal 5 andere Richtungen anguckst statt nur die Rafler und 68er, wirst du viel mehr merken was richtig und was falsch ist.

                              Camus hat nie einer Partei angehört. Zu Recht. Parteien sind Zentren für blinde Gefolgschaft. So sehe ich teilweise auch die 68er.

                              Kommentar


                                #60
                                Die 68er waren eine Bewegung.
                                .. die den Mief aus den Talaren blasen wollte. Sie hatten Staub aufgewirbelt, ... welcher nach der Beruhigung wieder langsam zu Boden rieselte, dorthin, wo er hergekommen war. Wie schon tausende vor ihnen, hatten auch die damaligen Rudelführer die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

                                Die 68er habe ich geliebt, aber schau dir die Erzählungen an (ich weiß nicht wie deine Erfahrungen dazu sind).
                                Ganz bescheiden. 68 machte ich uniformierten Urlaub an der tchechischen Grenze und half mit zugepresstem Schließmuskel und nervös umherwandernden Augen "Touristen" von drüben nach hüben. Dort gabs zwar auch Barrikaden, aber keine Pflastersteine und brennenden Autos, dafür alles andere Mögliche was brannte und sich in Ruinen legen ließ, ... auch Menschen, denen die 68er Bewegung freilich irgendwo vorbeiging, weil sie nichts davon mitbekommen hatten.
                                Wenn ich heute mal jemand (unerwartet, denn ich tue mir solche Begegnungen nicht an) begegne, der damals auch gerade dort auf Urlaub war, kann ich die Erinnerungen und Erzählungen nicht mehr anhören. Sie ergeben für mich keine Verbindung mehr zu dem, was damals wirklich war, weil das meiste den Verdrängungsschlund hinunter gerutscht ist, zugunsten einer vordergründigen Biederheit und Rechschaffenheit, die beim ersten WIndstoß wie ein Kartenhaus zusammefallen.

                                Solche nach-acht-Bier-am-Weihnachtsabend-Abenteuerberichte oder Stammtisch-Theken-Schwelgereien, die an sich nichts anderes beweisen, als dass der Erzähler (und die , welche miteinstimmen) bis heute nichts dazugelernt haben (hach, war das toll, wie ich dem ollen Ruski den blanken Ar... gezeigt habe, ... Gott, was waren wir doch Kerle ... kannst du dich noch an die geile X erinnern, Mann ...trinken wir doch noch einen ...) und sich von Zeit zu Zeit an solchen Geschichten aufbauen um das relativ öde Leben, das sie seitdem geführt haben für einen Moment der "seelischen Erbauung" durch solche "Diskurse" zu vergessen. Solche Hurra-Erlebnisse sind die falsche Prämisse, um sich weiterzuentwickeln und ganz nebenbei auch noch die Welt zu verbessern.

                                Nostalgieren nennt man das wohl, aus der schlecht verdauten Scheiße das herausklauben, was einen noch zum Lachen bringt und alles andere, was damit einherging tunlichst vergessen, den Orden mit einem trockenen Schluchzer wieder in die Schublade legen... Morgen gehts zur Arbeit - wie ich diesen Job hasse - und meine Alte, ewig am Pienzen ......
                                Besser als mit solchem Heldengelaber kann man Verdrängung wohl nicht mehr darstellen.

                                Ich suhle mich nicht in Erinnerungen an "heroische Zeiten" und kann dem auch nichts abgewinnen. Wenn ich mich an Erinnerungen aufbauen oder ihre Nachwirkung geniessen will, dann tu ich das mit jemand, der sich auch gerne und gut daran erinnert und nichts zu unterschlagen oder zu verdrängen braucht. Auch das ist Wertschätzung.

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