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    #76
    Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
    Cynthia,zu den Möbeln möchte ich noch sagen, dass wir beide da wahrscheinlich sehr verschieden denken.
    Es war so, dass mein Mann und ich viel auszusuchen hatten und er manchmal,wenn er merkte,dass mir etwas super gefiel, geflunkert hat,es würde ihm auch sehr gefallen und ich dasselbe tat, wir dieses jedoch voneinander gar nicht wussten. Das kam später durch einen Zufall heraus und als wir uns so aufzählten,was wir eher zum Gefallen des anderen „ausgesucht“ hatten, mussten wir lachen.Ist ja nicht so, dass wir das vom Partner ausgesuchte nur schwer ertragen, das wäre dann wirklich zu viel des Guten. Aber für mich haben jetzt die Wohnzimmermöbel einen ganz besonderen Stellenwert.
    So erzählt, finde ich diese Angelegenheit eher komisch ... es bestärkt mich jedoch noch mehr darin, ganz offen mit meinen Unbehaglichkeiten umzugehen und keine Kompromisse zu schließen, wo eine wirkliche Einigung durch lebhaften Austausch möglich ist .

    Und meine Frage, ob Du es wirklich entspannend findest, in einer Auffürung neben einem enttäuschten Kind,dem es schlecht geht und im Kopf einen Mann, dem es schlecht geht, zu sitzen, war ein Ausruf der Verwunderung, weil ich mich in so einer Situation absolut nicht entspannen könnte;das zeigt aber nur, wie verschieden wir sind.
    Schon wieder hast Du mich missverstanden, Amaranth. Mein Kind ist dann nicht enttäuscht, weil er damit nämlich gut zurecht kommt und gar nicht um jeden Preis beide Eltern bei sich haben will. Ihm sind entspannte Eltern (eine entspannt pünktlich kommende Mutter und ein entspannt später kommender, oder zuhause auf ihn wartender Vater) das Wichtigste. Dann ist auch er entspannt und freudig bis in die Zehenspitzen. Er möchte nämlich auch gern genau DAS tun, was für ihn in jedem Moment das Beste ist und hat auch für das Fernbleiben seines Vaters Verständnis. Wenn wir dann nach hause kommen, und sein Vater nicht nachgekommen ist, erzählt er ihm begeistert von dem, was wir erlebt haben. Mein Sohn und ich sind dann in solchen Situationen ECHT entspannt. Ich gebe unumwunden zu: Sein Vater weniger, weil der oft damit hadert, dass er es wieder einmal nicht geschafft hat, dabei zu sein. Aber DAS liegt nun wirklich in SEINER Verantwortung. Ich schaffe es ja schließlich auch, alles stehen und liegen zu lassen, wenn ich irgendwo pünktlich sein will.

    Anna63, Du und Cynthia,Ihr habt die Männer- und Frauenbilder in der Erziehung angesprochen.
    Hier müssten wir bedenken, dass der gesamte Alltag und unser Verhalten, das wir täglich an den Tag legen, solche Bilder viel mehr prägen . Ich denke nicht, dass diese Einzelfälle unserer Manipulation gleich das Männer- und Frauenbild der Kinder prägen, wie „Pappa, großer Junge, muss von Mama ausgetrickst werden“ und „Mama, die hysterische Heulsuse, muss von Pappa ausgetrickst werden“ – Manipulationen in dieser Art liegen ja nicht an unserer Tagesordnung.
    Ich freue mich, dass das bei EUCH nicht an der Tagesordnung ist. In meiner Herkunftsfamilie war es das schon. Andere Familien haben mich da wenig interessiert. Mein Männer- und Frauenbild ist wirklich fast ausschließlich durch meine Herkunftsfamilie geprägt worden. Erst als ich erwachsen war und Partner hatte, stellte ich erstaunt fest, dass die offensichtlich aus teilweise ganz anderen Welten kamen.

    Das waren meine Gedanken zu den Eurigen.Wenn ich etwas Wichtiges vergessen habe, macht mich bitte drauf aufmerksam.
    Der Austausch mit Dir tut mir übrigens gut, Amaranth, weil ich die Gelegenheit habe, meine Ansichten, die sich häufig mit Deinen reiben, zu überprüfen. Ich bin glücklich darüber festzustellen, dass mein Denken und mein Handeln und auch mein persönliches Wertesystem immer noch übereinstimmen.

    Ich würde mir wünschen, dass Du auf meine Versuche, Missverständnisse zu klären noch einmal eingehen würdest, weil ich mir nicht sicher bin, ob Du mein Bedürfnis nach Klärung verstanden, nicht wahrgenommen oder einfach ignoriert hast .

    Bis denne
    Cynthia

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      #77
      Hi,

      natürlich würde ich auch gerne Missverständisse klären, ich hoffe, ich vergesse jetzt nichts.


      Du hast geschrieben,:
      „Ich würde wahrscheinlich auch einfach mit dem Töchterchen losfahren und wenn er nicht in die Hufe kommt, soll er doch nachkommen... oder zu hause bleiben. Das würde mich viel mehr entspannen.“
      In dieser Situation sind ja die Familienmitglieder alle zu Hause und Du fährst mit Deinem Kind vor, weil Dein Mann nicht in die Hufe kommt.
      Ich finde es mehr als bewundernswert,wenn Dein Kind in dieser Situation Verständnis für seinen Vater hat; meine Kleine ist 6 und wenn die Eltern der anderen Kinder fast alle gemeinsam kommen, könnte sie wenig Verständnis dafür aufbringen,dass ihr Daddy nicht dabei ist,nur,weil er „nicht in die Hufe gekommen ist“.
      Sie würde ihm Desinteresse an ihrer Aufführung unterstellen.

      Und selbst wenn wir das Kind außen vor lassen,könnte ich mich immer noch nicht entspannen,weil es meinem Mann schlecht geht.

      Was Du mit Deiner krebskranken Schwester erlebt hast,ist wirklich ein trauriges Erlebnis.
      Ich kann mit Dir fühlen,was Du durchgemacht hast und umarme Dich.
      Die Situation entspricht aber nicht unserer, denn
      • gehe ich mal davon aus,dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war und
      • wäre der Krebs wohl kaum durch ein paar Pillen täglich in den Griff zu bekommen gewesen


      Ich sehe jetzt unser Missverständnis in Bezug auf „Hilfe“,das davon herrührt,dass Du zuerst davon schriebst, eine Beauftragung wäre nötig, um zu helfen,der ich ein vorheriges Hilfeleistungsangebot nicht vorausgesetzt habe, wovon du aber ausgegangen bist. So sind wir hier im Grunde einer Meinung, dass wir Hilfe in der Familie anbieten und ich sehe die Differenz darin, dass Du der Meinung bist, nur bei objektiver Demenz dürfe über einen Menschen hinweg entschieden werden, ich jedoch subjektive Anzeichen von sagen wir einmal „geistiger Verwirrung“ für ausreichend, ja, aussagekräftiger halte. Eine weitere Differenz unserer Denkweisen besteht darin, dass Du abgewiesene Hilfe( bei voller geistiger Fähigkeit) akzeptierst und der Meinung bist, wir hätten nicht das Recht,im Leben anderer herumzuwerkeln, ich jedoch würde Hilfeschreien in Signalform mehr Bedeutung beimessen als abgewiesener Hilfe in Wortform und mich einmischen.



      Mit Deiner Ausssage, dass wir meinen SchwieVa manipulieren, um uns vor Gefühlen wie Kummer,Verzweiflung,Verlust und Hoffnunslosigkeit zu schützen, komme ich nicht zurecht, Das würde ja bedeuten,dass wir den Tod eines geliebten Menschen nur aus egoistischen Gründen fürchten. Auf der einen Seite nachvollziehbar, auf der anderen Seite bäumt sich bei diesem Gedanken etwas in mir auf,das ich aber nicht fassen kann.

      Ich hoffe,es steht jetzt nichts mehr aus.

      LG Amaranth

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        #78
        Ich gebe ehrlich zu,dass ich den Tod meines Mannes aus egoistischen Gründen fürchte.
        Und warum habe ich am Grab bei der Beerdigung mir lieber menschen so geweint? Weil ich sie verloren hatte.

        Kommentar


          #79
          Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
          ...ich jedoch würde Hilfeschreien in Signalform mehr Bedeutung beimessen als abgewiesener Hilfe in Wortform und mich einmischen.
          Entschuldigt bitte, wenn ich mich jetzt noch mal einmische. Zu den großen Themen wie Krankheiten mit Todefolge kann ich wenig genug sagen. Aber zu diesem Satz da oben ist mir etwas eingefallen.

          Meine Eltern finden es ganz schrecklich, dass eins ihrer Kinder am Rande des Elends lebt, so wie ich das tue. Immerhin setze ich mich tagtäglich der Gefahr aus, von meinen Schülern beschimpft, bespuckt oder wenigstens erschlagen zu werden, ich wohne in einer Straße, die auch im Winter 25% Steigung hat und am Rand eines Waldes, der nur darauf lauert, seine Bäume in einem unbeobachteten Moment auf mein Haus zu werfen, ich laufe zu nachtschlafender Zeit mutterseelen allein durch den Wald, in dem es nicht nur von gemeingefährlichen Bäumen sondern auch von marodierenden Wildschweinen und anderen Schwerverbrechern wimmelt und ich beheize mein Haus eher schlecht als recht mit kleinen Öfen, die man regelmäßig mit Holz füttern muss...

          Sie handeln also in allerbester - quasi lebensrettender - Absicht, wenn sie regelmäßig versuchen, eine Lebensqualitätsverbesserungsinitiative für anverwandte Hinterwäldler ins Leben zu rufen. Trotzdem habe ich mir angewöhnt, kommentarlos in mein Auto zu steigen und wenigstens zwei Monate lang nicht erreichbar zu sein, wenn dieses Thema mal wieder auf den Tisch kommen soll. (Aber selbst pensionierte Eltern sind lernfähig. Es ist immerhin schon fast drei Jahre her, seit ich das letzte Mal ohne Nachtisch die Familientafel verlassen musste...)

          Sie wollen ja nur mein Bestes... - Aber das will ich halt lieber behalten...

          Kommentar


            #80
            Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
            .

            ....,könnte ich mich immer noch nicht entspannen,weil es meinem Mann schlecht geht.
            Ich beziehe mich jetzt auch nur auf den Satz, nicht auf die persönliche Lebenssituation:

            Wenn ich meinen Partner manipuliere, nur damit es ihm nicht schlecht geht ( in dem Fall psychisch, also nicht lebensbedrohlich), dann nehme ich ihm damit die Chance, sich zu entwickeln. Denn das Schlecht-gehen ist in dem Moment ein wichtiger Indikator dafür, dass bei ihm was nicht stimmt, was er - als Erwachsener - für sich angehen sollte bzw. könnte. Das kann er aber nicht, weil es ihm durch Manipulation bzw. Kompensation leicht bis unmöglich gemacht wird, sich damit zu konfrontieren und in Folge es selbst zu ändern und damit in sich zu integrieren.

            Kommentar


              #81
              Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
              ... meine Kleine ist 6 und wenn die Eltern der anderen Kinder fast alle gemeinsam kommen, könnte sie wenig Verständnis dafür aufbringen,dass ihr Daddy nicht dabei ist,nur,weil er „nicht in die Hufe gekommen ist“.
              Sie würde ihm Desinteresse an ihrer Aufführung unterstellen.
              Wow! "Desinteresse" konnte mein Sohn mit 6 Jahren noch nicht so formulieren ... - Nee, jetzt mal im Ernst. Ich frage mich, ob das die Gefühle Deiner Tochter sind/wären oder Deine Gedanken, was sie möglicherweise fühlen könnte, wenn es so wäre, wobei es ja nie so ist, weil Du ja dafür sorgst, dass der Papa immer dabei ist ... - Klar ist unser Sohn schon mal von seinem Vater enttäuscht gewesen. Das hat auch sicherlich weh getan. Doch dieser Schmerz ist unvermeidlich ... weil kein Elternteil perfekt ist. Nur leiden tut er nicht darunter, sondern kann sagen: "Schade, dass es diesmal nicht geklappt hat ... vielleicht hast Du ja Lust, beim nächsten Mal mitzukommen." Und DAS konnte er auch schon mit 6 Jahren und früher.

              Ich versuche mit meinem Sohn zu leben, dass wir nicht für die Gefühle des anderen verantwortlich sind (gelingt nicht immer ... schließlich sind wir nicht "Buddha"). Das bedeutet auch, dass das Glück/die Freude meines Sohnes unabhängig von dem Zusammensein der gesamten Familie in meinem Sohn lebendig sein kann/darf. Er ist nicht davon abhängig, dass sein Vater ständig Anteil an seinen Befindlichkeiten nimmt. Wenn er da einen Mangel verspürt, dann holt er es sich von jemand anderem -und zwar "ungestraft" ... ich erinnere mich nämlich noch gut an das saure, verhärmte Gesicht meiner Mutter, wenn sie herausfand, dass ich der Mutter meiner Freundin einen Kummer erzählt hatte und ihr nicht, weil sie grad mal wieder nicht "aufnahmebereit" war. Daraus habe ich gelernt: ICH darf nicht glücklich sein, wenn meine Mutter nicht glücklich ist *grusel*. Und diese Macke hat mein Sohn, dank meines eigenen Genesungsprozesses, Gott sei Dank, nicht .

              Und selbst wenn wir das Kind außen vor lassen,könnte ich mich immer noch nicht entspannen,weil es meinem Mann schlecht geht.
              Ich schließe mich hier Annas Posting an: Wenn ich meinen Mann nicht in seinem Loch sitzen lassen würde, hätte er keine Chance, sich weiter zu entwickeln und aus dieser Situation zu lernen. Nur wenn er einen Mangel verspürt, wird er sich bewegen. - Solange ich die große "Fehlerbeseitigerin/zudeckerin" in unserer Ehe gewesen bin hatte ich einen Fulltimejob, der mich ausgelaugt und ihn auch nicht zufriedener gemacht hat. Seit ich ihm seine eigenen "Fehler" zumute, hat er wieder die Handlungsfreiheit und Entscheidungshoheit über sein Leben ... und bewegt sich.


              Was Du mit Deiner krebskranken Schwester erlebt hast,ist wirklich ein trauriges Erlebnis.
              Ich kann mit Dir fühlen,was Du durchgemacht hast und umarme Dich.
              Die Situation entspricht aber nicht unserer, denn
              • gehe ich mal davon aus,dass sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte war und
              • wäre der Krebs wohl kaum durch ein paar Pillen täglich in den Griff zu bekommen gewesen

              Danke für Deine Anteilnahme. - Was ist eigentlich "Vollbesitz der geistigen Kräfte"? Wenn ich mich erinnere, wie desolat ihr Zustand war, nachdem sie erfahren hat, dass sie Krebs hatte, wage ich mal zu bezweifeln, dass sie ihre Gedanken noch beeinander hatte ... Sie war außer sich, geschockt, hoffnungslos, verwirrt, traurig, verzweifelt, wütend, ohnmächtig ... Von dem Menschen, den ich vorher kannte waren vielleicht, was die geistigen Kräfte angeht noch ein Zehntel vorhanden. Und mit diesem Zehntel hat sie beschlossen, zu sterben und nicht zu versuchen, Ihr Leben mit Pillen/Chemo etc. zu verlängern ... obwohl es für Außenstehende vielleicht wirklich "verrückt" erschien, nicht diesen Strohhalm zu ergreifen, vielleicht noch ein paar Jahre "herauszuholen". Sie war übrigens auch nicht lebensmüde ... hatte gerade ein Jahr vorher geheiratet und war mit diesem Mann auch glücklich. Sie wollte nur einfach nicht DIESEN Weg. Und sie hatte Angst ... und Schmerzen ... also kein leichter Weg.

              Ich denke gerade daran, wie viele ältere Menschen ich kenne, deren Kinder in solchen Situationen darauf gedrungen haben, dass sie entmündigt werden, damit die Therapien durchgeführt werden konnten... Wenn ich das so Revue passieren lasse, beginnt es sofort in mir zu brodeln. Puh!



              Mit Deiner Ausssage, dass wir meinen SchwieVa manipulieren, um uns vor Gefühlen wie Kummer,Verzweiflung,Verlust und Hoffnunslosigkeit zu schützen, komme ich nicht zurecht, Das würde ja bedeuten,dass wir den Tod eines geliebten Menschen nur aus egoistischen Gründen fürchten.
              Ja. ICH fürchte den Tod von Menschen nur aus egoistischen Gründen. Ich habe den Tod meiner Großmutter gefürchtet, weil ich Angst hatte, sie zu verlieren. Ich wollte diesen Verlustschmerz nicht. Ich wollte sie "behalten" ... am liebsten für den Rest MEINES Lebens. Wenn ich an Gräbern gestanden habe, habe ich meinen Schmerz gefühlt ... nicht ihren. Ich habe meine Tränen geweint, meinen Kummer gelebt. Ich war wütend auf die Toten, weil sie mich allein gelassen haben ... Das Bild von "Erlösung" auf ihrer Seite (und die war es in allen Fällen, auch bei dem Selbstmord eines Freundes vor einigen Wochen) half mir, meinen Schmerz zu verarbeiten und nicht unter dem Tod der anderen zu leiden.

              Ich hoffe,es steht jetzt nichts mehr aus.
              Nein. Danke, @Amaranth, dass Du Dir die Zeit genommen hast, mir so ausführlich zu antworten. Ich fühle mich jetzt wahrgenommen und habe mehr Klarheit.

              Herzliche Grüße
              Cynthia

              LG Amaranth[/quote]

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                #82
                Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
                Ich hoffe,es steht jetzt nichts mehr aus.
                Sorry, doch ... langsam, wie ich gelegentlich bin, beantworte ich erst jetzt Deine Frage:

                Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
                Nun hätte ich gerne noch an dem Beispiel der Zeitvorverlegung von Phil gewusst, wie er das meint, dass tiefere Spannungen erzeugt werden. Wie würde sich das hier in diesem Beispiel auswirken?
                Ich vermute ... nein, ich bin schon fest überzeugt davon, möchte Dir aber nichts unterstellen ... also: Ich glaube.

                Ich glaube, dass der Mensch so funktioniert, dass er solche Manipulationen dem anderen, "unreiferen" Partner (auch wenn dieser sie nicht verlangt, sondern nur auslöst) unbewusst anlastet.

                In diesem Beispiel (oder besser gesagt, in dem Beispiel, wie ich es zuerst verstanden hatte (genauso wie Cynthia und Tintenweberin)) würde sich das so auswirken, dass Du, bildlich gesprochen, auf einem geheimen Konto (das Du Dir selber nicht gerne anguckst) eine Lastschrift zu Deinen Gunsten und zu Ungunsten Deines Mannes vornimmst.

                Dabei baue ich ein paar Annahmen ein, von denen ich natürlich nicht weiß, ob sie zutreffen:

                Du wünschst Dir eigentlich einen reiferen, selbständigeren Partner.

                Du traust Deinem Mann das aber nicht zu (hast die Hoffnung aufgegeben).

                Du lässt Wut als Gefühl entweder nicht zu oder nicht nach außen.

                Und was damit mal passiert ... tja, das weiß ich natürlich nicht.

                Im besten Fall hast Du das Gefühl, dass sich das schon ausgleicht mit dem, was er für Dich tut ... Dein Mann hat es auch - und dann bleibt es für immer unter der Decke.

                Möglicherweise entsteht auch irgendwann die mächtige Versuchung, die Manipulations"leistungen" als "Argument" bei irgendeiner vollkommen anderen Sache ins Feld zu führen.

                Im schlimmsten Fall kommst Du irgendwann zu dem Schluss, dass der Kreditrahmen überschritten ist, und es knallt.

                (Ich habe es selbst so ähnlich erlebt ... aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.)

                Phile Grüße, und alles Gute.

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                  #83
                  Hi Ihr,

                  @ Tintenweberin:
                  Da hast Du mich missverstanden. Ich meine nicht,dass ich mich einmischen würde, wenn zB meine Kinder ihr Leben nicht so führen, wie ich es für richtig halte. Von mir aus können sie in einem Vorort von Kalkutta leben,so lange es ihnen nicht so schlecht geht, dass sie alleine nicht mehr zurechtkommen, um ein normales Leben zu führen. In Deinem angeführten Beispiel machen sich Deine Eltern zwar Sorgen,aber DU sendest doch keine Hilferufe in Signalform aus.

                  @Anna:
                  ich schließe mich Dir voll und ganz an, da Du Dich nicht auf die persönliche Lebenssituation beziehst.


                  Ich habe hier manchmal das Gefühl, dass Ihr denkt, ich würde die Manipulation absolut befürworten und dass wir uns in unserer Familie täglich manipulieren wie sich das Zeug hält
                  Im Grunde gebe ich Euch ja meistens recht, ich vertrete nur die Meinung, dass Ausnahmen gestattet sind im täglichen Leben und sie dieses sogar positiv beeinflussen können.


                  LG Amaranth

                  (@ Phil: über Dein posting schlafe ich erstmal ne Nacht,bevor ich antworte)

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                    #84
                    Es mag in eueren Ohren brutal klingen aber:

                    Gebt mir eine Pille, mit der ich meinen Vater manipulierem kann, und ich mische sie ihm sofort und ohne Gewissensbisse ins Essen!

                    Mein Vater ist weit über 80, meine Stiefmutter pflegebedürftig.
                    Sie leben in einem viel zu großen Haus mit Garten, bis an den Rand verschuldet, immer in Geldnöten, schaffen Haushalt und Garten kaum mehr, sind aufgrund der Lage des Hauses auf das Auto angewiesen, das auf Kredit gekauft wurde. Mein Vater hat Artrose und kümmert sich um alles - soweit noch möglich, fährt einkaufen usw.

                    Seit 8 Jahren höre ich:
                    Wir schaffen es nicht mehr, wir müssen das Haus verkaufen.
                    Seit 8 Jahren wird diskutiert Altersheim oder kleinere Wohnung in der Stadt. Es geschieht nichts!
                    Immer wenn eine Möglichkeit auftaucht, geht es gerade nicht oder es passt ihnen irgendwas nicht. Alles wird seit Jahren zerredet, aber nichts getan.

                    Jahr für Jahr habe ich ihnen zur "Überbrückung" größere Geldbeträge "geliehen", was ich mir eigentlich selbst nicht leisten kann.
                    Es ändert sich nichts.

                    Nein, sie sind weder dement noch unzurechnungsfähig. Im Gegenteil! Es ist einfach nur Uneinsichtigkeit und Unbeweglichkeit.

                    Man kann sich ausrechnen, wie lange es noch gut geht.
                    Es ist ein Schrecken ohne Ende und wird eines Tages zum Ende mit Schrecken!

                    Ich bin die einige Bezugsperson.
                    Mit allen anderen haben sie sich zerstritten.

                    Gebt mir eine Pille, die meinen Vater zur Einsicht führt - bei meinem nächsten Besuch mische ich sie in die mitgebrachte Torte!

                    (Ja, ich bin bereit zu manipulieren, zu seinem Besten und auch zu meinem!)

                    Jetzt seid Ihr dran!

                    Chiara

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                      #85
                      Zitat von Chiara Beitrag anzeigen
                      Jetzt seid Ihr dran!
                      Gerne ... wenn Du wissen willst, wo die Manipulation steht ... da:

                      Zitat von Chiara Beitrag anzeigen
                      Jahr für Jahr habe ich ihnen zur "Überbrückung" größere Geldbeträge "geliehen", was ich mir eigentlich selbst nicht leisten kann. Es ändert sich nichts.
                      Na, warum auch? Du bist ja da. Du hast Dich entschieden, Dich manipulieren zu lassen.

                      Es ist immer das gleiche Muster: Andere vor den Konsequenzen ihres Handelns schützen.

                      Wer da aktiv ist, wer passiv, wie die Umstände sind, worum es geht ... austauschbar.

                      Du wärest jetzt lieber Täter als Opfer ... irgendwie nachvollziehbar. Aber Du spielst das Spiel mit.

                      Phile Grüße.

                      Kommentar


                        #86
                        Hi Phil,
                        danke für Deine Ausführungen.
                        Ich habe hin-und her überlegt, ob ich Dich nun richtig verstehe oder nicht, bin aber zu keinem Ergebnis gekommen,da Du meinen Fall irgendwie sehr umgemodelt und Annahmen eingebaut hast, die nicht zutreffen.
                        Da Du ja aber Deine Lebensphilosophie ( „ Menschen mit den Konsequenzen ihres Handelns zu konfrontieren,da es sonst zu tieferen Spannungen kommt. ) allgemein formuliert hattest, würde es mich wirklich interessieren, wie Du dieses in meinem genauen Fall siehst:

                        Göga ´s Firma befindet sich in einer Umbruchphase, die etwa ein Jahr dauern wird. Er hat höllisch viel zu tun und kommt regelmäßig zu spät,wenn er zu einem Termin von der Firma aus kommt. Ich bin deshalb sauer und sage ihm das, wir führen mehrere Gespräche darüber (in denen ich meine Wut auch herauslasse). Er gibt mir Recht und beschreibt seine Probleme, deren Ende er mit dem Ende der Umbruchphase in der Firma in Aussicht stellt. Ich würde mir wünschen, dass er es hinbekommt, kann seine Probleme aber nachvollziehen und verstehe ihn , und da er ja sonst nie Probleme dieser Art hatte, entscheide ich mich, ihn am Tag der Schulaufführung zu manipulieren, ,damit wir alle einen entspannenden Tag verleben.

                        Ich weiß nicht, ob ich Dich in der Richtung richtig verstanden habe, dass unsere Gefühle unter der Decke bleiben,wenn wir den Partner nicht mit den Konsequenzen seines Handelns konfrontieren. Ich sehe es so, dass hierfür der Dialog, die Konfrontation zuständig ist.
                        In meinem Beispiel gäbe es für uns alle mehr Spannungen,wenn er zu spät oder nicht kommen würde. Meine Wut ist schon in der Konfrontation nach außen gedrungen und selbst wenn ich mir in dieser Beziehung einen Partner wünsche,der es auf die Reihe bekommt, habe ich Verständnis für diesen Fehler, bin absolut nicht hoffnungslos und behindere ihn auch nicht an seiner Persönlichkeitsentwicklung und entscheide mich somit dafür, ihn in dieser Hinsicht zu unterstützen/manipulieren.

                        Zu Deiner angsprochenen "Kontoführung" kann ich nur sagen,dass wohl jeder die positiven und negativen Verhaltensweisen des Anderen irgendwie verbucht, dieses Thema ist aber nicht auf Manipulation begrenzt und es kommt darauf an, wie wir in der Partnerschaft damit umgehen, damit es nicht irgendwann knallt.
                        Hierfür ist es zum Beispiel besonders wichtig, unbegrenzten Kredit zu gewährleisten und auf den Ausgleich so eines Kontos zu pfeifen.

                        LG Amaranth

                        Kommentar


                          #87
                          Zitat von Amaranth Beitrag anzeigen
                          Hierfür ist es zum Beispiel besonders wichtig, unbegrenzten Kredit zu gewährleisten und auf den Ausgleich so eines Kontos zu pfeifen.
                          Ich weiß, dass es in meinem Kopf tatsächlich einen kleinen Buchhalter gibt, der kleinere und größere Gefälligkeiten ordentlich gegeneinander aufrechnet. Solange sich die Konten im Rahmen eines normalen Überziehungskredits bewegen, ist das auch überhaupt kein Problem. Aber ich werde nie wieder "unbegrenzten Kredit" gewähren, denn irgendwann ist der "Schuldner" aus der Sicht des "Kreditgebers" nicht einmal mehr in der Lage wenigstens die Zinsen zu bezahlen und dann bleibt dem Kredit (und der Beziehung) gar nichts mehr übrig als zu platzen...

                          Kommentar


                            #88
                            @ Tintenweberin,
                            ja, da bin ich wohl zu sehr von mir ausgegangen und hätte wohl besser differenzieren müssen. Sagen wir mal "In einer gesunden Partnerschaft".

                            LG Amaranth

                            Kommentar


                              #89
                              Ein Hallo an alle.

                              Nachdem ich den Strang gelesen habe, habe ich leider für mich feststellen müssen, dass ich wohl sehr häufig versuche, meine Mitmenschen zu manipulieren. Also, sie mit allen möglichen Mitteln dahin zu bringen, dass sie tun, was ich möchte. Und ich muss sagen, das gefällt mir gar nicht. Es ist unwürdig! Kann man das so sagen? Ihrer nicht würdig, meiner nicht würdig?
                              Es ist keine bewußte Entscheidung, jemanden zu manipulieren, sondern es passiert fast unbewußt, wie ein Schema.
                              Ich bin dankbar, dass ich durch euch auf diesen ekligen Fleck aufmerksam wurde.

                              Grüße von Penelope

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                                #90
                                Zitat von Penelope Beitrag anzeigen
                                Ich bin dankbar, dass ich durch euch auf diesen ekligen Fleck aufmerksam wurde.
                                He, liebe Kollegin am Webstuhl... - das ist nicht eklig. Es ist eine Überlebenstechnik, und es gibt wesentlich garstigere Überlebenstechniken.

                                Im gewöhnlichen Leben lernt man nicht, ehrlich und geradeaus zu sein. Üblicherweise muss man schon recht früh lernen, wie man mit Gewalt oder Tricks dafür sorgt, dass man von den knappen Gütern Liebe, Aufmerksamkeit, Zuneigung... genug abbekommt um nicht zu verhungern. Wenn man gelernt hat, sich mit den handelsüblichen Methoden gut genug zu versorgen, kann man dann auch einen Methodenwechsel anstreben.

                                Also: Nicht schimpfen, liebe Penny. Klopf dir einfach auf die Schulter und lobe dich dafür, dass du dir selbst auf die Schliche gekommen bist. Der nächste Schritt kommt danach...

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