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Anrecht auf meine Gefühle

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    Anrecht auf meine Gefühle

    Hallo zusammen

    Heute hatte ich eine Phase, in der ich mich eher in mich zurückgezogen habe. Ich hatte nicht besonders Lust, mich Anderen mitzuteilen, zu reden oder überhaupt in Gesellschaft zu sein. Ein Tag, an dem ich besser einfach allein gewesen wäre. Es war allerdings gerade heute viel los (Eltern besuchen, Essen gehen, Tanzparty mit Freunden). Ich hatte kaum Zeit für mich alleine und trotzdem versuchte ich das Beste daraus zu machen. Mein Freund hat allerdings Mühe damit, wenn ich in so einer Phase bin. Er bezieht mein Verhalten auf sich selbst und nimmt es persönlich. Er fühlt sich abgewiesen. Ich kann einerseits ja verstehen, dass mein Verhalten Einfluss auf Andere hat, andererseits nervt es mich total, dass ich nicht einfach sein kann, wie ich gerade bin, ohne dass es Streit gibt. Muss ich denn immer funktionieren? Kommt er denn nicht damit zurecht, wenn ich mal nicht Miss Sunshine bin? Warum bin letzten Endes immer ich der schwarze Peter? Ist es denn mein Problem, wenn er nicht damit zurecht kommt, wie ich bin? Vielleicht ist er ja zu empfindlich. Er könnte doch auch einfach drüber stehen, es locker nehmen und vorallem nicht auf sich beziehen, denn es hat ja überhaupt nichts mit ihm zu tun. Jeder hat doch mal nen weniger guten Tag, ist doch menschlich. Ich will auch gar nie jemanden mit hinein ziehen. Mir ist es lieber, wenn die anderen sich amüsieren und sich nicht von meiner Laune anstecken lassen. Oft gehts mir dann von selbst wieder besser.

    Ich habe manchmal den Eindruck, dass ich immer bestens gelaunt sein sollte und wenn ich das nicht bin, werde ich nicht gemocht und akzeptiert. Dann werde ich traurig und auch wütend. Als wäre meine Stimmung alleine nicht schon schlimm genug, muss ich auch noch zusätzlich, statt Verständnis und Mitgefühl, Ärger mit meinem Freund bekommen. Warum kann er denn nicht einfach für mich da sein, Verständnis haben und mich akzeptieren?

    Ich denke, dass ich meine Gefühle leben darf. Ich brauche nicht immer glücklich und ausgeglichen zu sein. Früher dachte ich, das wäre mein Ziel, absolut immer und jederzeit happy zu sein. Aber ich denke, dass ist übertrieben und nicht möglich. Es ist wie bei Jing und Jang. Es braucht doch beides. Wut und Trauer oder Zurückgezogenheit sind doch keine schlechten Dinge. Ich würde mir ja ein Teil meiner Selbst abschneiden, wenn ich mir solche Gefühle verbieten würde. Zum Leben gehört doch beides. Ich will beides fühlen und leben können und ich möchte, dass meine Umwelt mir das zugesteht. Ich will nicht für Andere immer super gelaunt sein müssen. Ich will kein Theater spielen. Ich will Ich sein, mit allen Nuancen und Schattierungen.

    Ich weiss, dass ich das kann. Niemand verbietet es mir, aber der Preis dafür scheint mir recht hoch und ich verstehe nicht, warum das so sein muss. Ich verstehe nicht, warum alles meine Schuld sein soll. Das eine ist, wie ich mich verhalte und das andere, wie andere auf mich reagieren und auf letzteres habe ich keinen Einfluss. Manche kämen mit meiner Laune zurecht, andere nicht. Ich glaube, nicht, dass ich dafür verantwortlich bin, womit andere Leute zurecht kommen und womit nicht. Also, warum ist dann alles meine Schluld? Warum hängt alles an mir? Warum kann man mich nicht einfach sein lassen wie ich bin? Warum muss es Streit geben?

    Eure frustrierte, traurige Lorelai, die jetzt hoffentlich einschlafen kann, nachdem sie sich alles von der Seele geredet hat.

    #2
    Wer wollte hier bestreiten, dass deine Gefühle „rechtens“ oder „rechtmäßig“ sind...?! Aber es geht wohl auch eher um die Frage: Wie kann ich mit meinen weniger populären Gefühlen wie Kummer, Ärger, oder ganz gewöhnlicher schlechter Laune leben, ohne dafür auch noch von denen, die mir lieb und teuer sind, abgestraft zu werden? Das ist eine richtig gute Frage!

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in meiner inneren Welt nicht wesentlich anders aussieht als in der Welt da draußen. Manchmal ist es tagelang richtig schön sonnig und warm, doch plötzlich treibt der Wind Wolken über den Horizont herauf. Mit etwas gutem Willen kann ich den anstehenden Wetterwechsel zunächst noch übersehen, aber spätestens wenn sich dicke graue Wolkenberge über meiner Lieblingsspielwiese auftürmen, wird es ungemütlich und wenn die Regenjacke zuhause geblieben und ein schützendes Obdach fern ist, werde ich ziemlich nass...

    Ich sage dann immer: „Ich habe meine Katzentage“, weil mir nach nichts anderem zumute ist, als an irgendeinem warmen Platz herumzuliegen und zu maunzen.

    Die spannende Frage ist nun: Wie kann ich meiner (menschlichen) Umwelt beibringen, mich an diesen Tagen so zu behandeln, wie eine maunzende Katze behandelt werden will. Sie will vielleicht ein bisschen gestreichelt werden, vielleicht aber auch nicht. Sie will auf jeden Fall ihr Lieblingsfutter (vielleicht eine Dose Thunfisch...?). Doch wenn ihr der Thunfisch aus dem (frisch gespülten) Napf entgegen duftet, leckt sie höchstens zwei Mal darüber, bevor sie ihren Lieblingsdosenöffner mit einem langen, vorwurfsvollen Blick bedenkt und maunzend an ihren Platz zurück kehrt. Vielleicht will sie raus...? Ja, natürlich! Sie will unbedingt raus, aber wenn sie ihren Lieblingstüröffner endlich davon überzeugt hat, dass ihre Seligkeit vor der Haustür liegt, steht sie (mindestens drei Minuten lang) mit zuckender Schwanzspitze auf der Schwelle, bevor sie auf der Stelle kehrt macht und maunzend an ihren Platz zurückkehrt...

    Was hilft denn nun wirklich an solchen Katzentagen...?!

    Nichts außer (mehr oder weniger) geduldig darauf warten, dass sie vorüber gehen. (Selbst die ergiebigsten Landregenwolken ziehen irgendwann weiter.) Vielleicht hilft es dir (und deinem Freund), wenn du ihm an einem der sonnigeren Tage erzählst, dass es im alten China als ein Zeichen des Glücks und eine Ehre galt, wenn sich eine wilde Katze im Haus eines Menschen niederließ. Wenn der Hausbesitzer von dieser Katze angefaucht oder sogar gekratzt wurde, dann durfte er sich darüber nicht beschweren, weil ihn jeder ausgelacht hätte. „Eine Katze ist wie das Feuer“, hätten sie ihm gesagt. „Es ist zwar ungeheuer nützlich, aber wenn du es falsch behandelst, wird es dich beißen.“

    Viele liebe Grüße (und fröhliches Maunzen)
    von der Tintenweberin


    P.S.: Ich weiß zwar nicht, ob das wirklich so stimmt, aber es ist auf jeden Fall eine schöne Geschichte, und vielleicht hilft sie deinem Freund ein bisschen öfter stolz darauf zu sein, dass sich diese wilde, unberechenbare Frau ausgerechnet in seinem Leben häuslich niedergelassen hat...

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      #3
      Hallo,

      auch ich kenne das Gefühl zu gut, meine Ruhe haben zu wollen und nur für mich zu sein. Ich habe es regelmäßig und es ist mir sehr wichtig.
      Jedoch: An solchen Tagen fordere ich es auch ein. Eingeladener Besuch wird zwar (meist) nicht ausgeladen, aber ich würde an solchen Abenden niemals auf eine Tanzparty oder zum Essen mit Freunden gehen. Wozu? Wem tust Du damit einen Gefallen? Dir nicht, weil Du keine Lust dazu hast und den anderen nicht, weil sie keine Lust haben, in ein "7-Tage-Regenwetter-Gesicht" zu schauen. In unserem Freundeskreis gibt es jemanden, der mindestens jedes zweitemal, wenn wir uns treffen, schlecht drauf ist, bzw. einfach keine Lust hat. Das ist völlig o.K. so, aber ich frage mich immer, warum diejenige nicht zu Hause bleibt. Ich merke an mir, dass ich langsam keine Lust mehr habe, auf diese Treffen zu gehen, weil mich dieses offensichtlich nach außen getragene "ich habe gerade keinen Bock auf Euch", total nervt.

      Dabei geht es mir nicht darum, dass diejenige nicht das Recht dazu hat, zu kommen, obwohl sie dazu keine Lust hat, aber Tatsache ist, dass letztlich alle darunter leiden.

      Ich denke, wichtig ist ein klares "ich will heute meine Ruhe haben" und sich dann auch wirklich zurückzuziehen und nicht ein "merkt denn keiner, dass ich meine Ruhe möchte und kann man mich denn nicht einfach ignorieren".

      Fordere es klar ein. Das ist Dein Recht und jeder weiß, woran er ist.

      Gruß, Lauzi

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        #4
        Zitat von Lorelai Beitrag anzeigen
        Ich glaube, nicht, dass ich dafür verantwortlich bin, womit andere Leute zurecht kommen und womit nicht. Also, warum ist dann alles meine Schluld? Warum hängt alles an mir? Warum kann man mich nicht einfach sein lassen wie ich bin? Warum muss es Streit geben?
        Hallo Lorelai,

        ich finde auch, daß Du ein Recht darauf hast, mal "nicht gut drauf" sein zu dürfen.
        Und für die Gefühle der Anderen bist Du in keinster Weise verantwortlich.
        Wenn Du meinst, es wäre Deine Schuld und es hängt alles an Dir, dann nur deswegen, weil Du es zulässt.
        Für andere Leute ist es schwer damit umzugehen, weil sie es nicht gelernt haben (wie Dein Freund, der es auf sich bezieht).
        Hast Du Deinem Freund denn das Ganze mal so erklärt, wie Du es hier geschrieben hast?
        Mehr als die Sache erklären kann keiner tun. Wenn die Leute das dann nicht akzeptieren, ist das deren Problem. Du brauchst Dich auch auf keine Diskussion einzulassen, finde ich.
        Ich denke aber, wenn Du das (vielleicht auch mehrmals) erklärt hast, wie es in Dir drin aussieht, dann verstehen es Deine Freunde mit der Zeit und es ist nichts "gefährliches" mehr für sie.

        LG von Neret

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          #5
          Also das Wort Katzentage gefällt mir. Klingt irgendwie so nett
          Ich denke auch, dass man an solchen Tagen nicht viel mehr machen kann, als zu warten, bis wieder die Sonne scheint. Damit habe ich selbst auch kein Problem, aber mein Freund? An solchen Tagen sollte ich wohl am besten einfach alleine sein. Dann kann ich einfach sein wie ich bin und keiner ärgert sich über mich.
          Ich kanns ja mal versuchen meinem Freund, die Katzengeschichte zu erzählen.

          Ich schätze, ich mache das noch zu wenig, mit dem Einfordern meiner Ruhe. Ich weiss ja, theoretisch, dass ich das Recht dazu habe. Doch in der Praxis traue ich mich noch nicht so recht. Ich denke, ich sei verpflichtet mitzumachen, keine Spielverderberin zu sein und niemanden zurückzustossen, besonders meinen Freund, der gerade darauf sehr sensibel reagiert.
          Es war allerdings nicht so, dass ich ein 7-Tage-Regenwetter-Gesicht drauf hatte. Ich denke, ausser meinem Freund hat keiner meine Stimmung bemerkt. Ich war ja nicht miesepetrig, halt nicht so mitteilsam und in mich gekehrt. Ich hab dann einfach nicht so viel von mir aus geredet, sondern eher zugehört, was für mich völlig ok war.

          Es waren dann so kleine, blöde Situationen mit meinem Freund, die anstrengend waren wie z.B. ich huste und beuge mich nicht vor, damit er mir besser auf den Rücken klopfen kann, was er als Ablehnung gegen sich empfindet. Er fand, ich sperre mich gegen seine Hilfe. Dabei hat es nichts mit ihm zu tun. Ich wollte das halt nicht. Ist doch mein Recht oder?
          Ich war kein Stimmungsmacher, aber auch kein Verderber. Ich war halt ruhig, hab aber niemanden gestört und von den anderen hat es auch keiner gemerkt. Ich kenne sie auch noch nicht so lange und daher sind bestimmt auch noch keine Erwartungshaltungen da.

          In dieser Situation war es für mich in Ordnung mit den Anderen auszugehen. Es ging nicht darum, dass ich alleine sein wollte. Ich wollte nur so sein, wie ich bin, ohne dass andere mich anders haben wollen. Tut ja niemandem weh, wenn ich mal nicht so viel rede... ich hab ja trotzdem mitgelacht und zugehört. Ich war da.

          Dumm ist nur, dass ich mich in so Situationen auch nicht so gut ausdrücken kann, was in mir vorgeht und was ich möchte und brauche. Ich kann es nicht formulieren. Mein Freund weiss dann nicht, was mit mir los ist und interpretiert alles als Handlung gegen sich.
          Ich hab ihm dann schon erklären können, was in mir vorging, hatte aber nicht den Eindruck, dass sehr viel Verständnis kam. Wir haben stattdessen gestritten. Ich fühlte mich angegriffen und unverstanden und war frustriert, dass zu meiner Katzentagelaune nun auch noch ein Streit kommen muss.
          Mein Freund sagt, dass meine Laune selbstverständlich Einfluss auf ihn hat, was ich ja auch verstehe. Was ich nicht verstehe ist, dass er sich dann so runterziehen lassen muss. Er findet, er könne mich dann nur ignorieren. Ich finde das übertrieben. Er kann doch einfach "normal" sein. Drüber stehen und es nicht auf sich beziehen. Aber er kann sich zuwenig davon distanzieren. Vielleicht ist er selbst zu unsicher und ruht nicht in sich. Aber ich kann doch nicht auch noch für ihn Verantwortung übernehmen und mich verstellen, nur damit es ihm angenehm ist und er sich gut fühlt.

          Ja, es stimmt, ich sollte es auch nicht zulassen, mich schuldig und verantwortlich zu fühlen, aber wie macht man das?
          Wenn ich in solch einer Stimmung bin, fällt mir das alles nicht ein. Als wär ich mir über das alles nicht so recht bewusst. Ich bin dann einfach nur da und reagiere. Ich kann mich nicht so gut ausdrücken und erklären und auch nicht selber Distanz nehmen zu den Erwartungen der Anderen. Ich bin mir nicht bewusst, was ich brauche und verlangen kann.
          An sonnigen Tagen ist mir das alles eher klar, aber an wolkigen kann ich nicht damit umgehen. Wie macht man das?

          Alles Liebe
          Eure Lorelai

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            #6
            Damit habe ich selbst auch kein Problem, aber mein Freund?
            Von dem her, was du sonst so schreibst, nehme ich dir diesen Satz nicht ganz ab.
            Du klingst so ambivalent: einerseits sagst du, du brauchst an diesen Schlechtwettertagen deine Distanz und würdest gern einfach ignoriert werden. Andererseits scheinst du dich geradezu verzweifelt nach Aufmerksamkeit, Verständnis und Akzeptanz zu sehnen. Du willst deine eigenen Gefühle leben, hast gleichzeitig deinen supersensiblen Radar darauf gerichtet, wie die anderen darauf reagieren. Kann es sein, dass du dir deine negativen Stimmungen noch nicht wirklich zugestehst? Dass du diese Gefühle an dir selber nicht leiden kannst? Warum willst du sonst von deinem Freund und den anderen unbedingt darin bestätigt werden? Fühlst du dich erst okay mit deiner Zurückhaltung, wenn andere dir signalisieren, dass du das "darfst"?


            Hast du vielleicht doch ein Problem damit, nicht immer die selbstbewusste und gut gelaunte Frau abzugeben, die du gern wärst? Anders kann ich mir deine heftige Reaktion auf das Unverständnis von deinem Freund nicht erklären. Du hoffst, dass er dich darin bestätigt, dass du "ein Recht" auf deine schlechte Laune hast. Statt dessen bestätigt er dir dein eigenes heimliches Urteil, dass du dir so ein Verhalten eigentlich nicht erlauben kannst. Na so ein Pech.

            Dir muss selber klar sein, wie du zu deinen Gefühlen stehst. Lass deinen Freund da raus! Solange du ihn als Spiegel benutzt, von dem du ablesen kannst ob du okay bist oder nicht, wird sein Verhalten in deinen Augen falsch sein, egal was er macht.

            Mein Freund hat allerdings Mühe damit, wenn ich in so einer Phase bin. Er bezieht mein Verhalten auf sich selbst und nimmt es persönlich. Er fühlt sich abgewiesen. Ich kann einerseits ja verstehen, dass mein Verhalten Einfluss auf Andere hat, andererseits nervt es mich total, dass ich nicht einfach sein kann, wie ich gerade bin, ohne dass es Streit gibt. Muss ich denn immer funktionieren? Kommt er denn nicht damit zurecht, wenn ich mal nicht Miss Sunshine bin? Warum bin letzten Endes immer ich der schwarze Peter? Ist es denn mein Problem, wenn er nicht damit zurecht kommt, wie ich bin? Vielleicht ist er ja zu empfindlich. Er könnte doch auch einfach drüber stehen, es locker nehmen und vorallem nicht auf sich beziehen, denn es hat ja überhaupt nichts mit ihm zu tun. Jeder hat doch mal nen weniger guten Tag, ist doch menschlich.
            Schreibe diese Worte doch mal um und richte sie an dich, statt an deinen Freund. Fühlt sich das an, als ob ein Körnchen Wahrheit drin stecken könnte?

            Kann auch sein, dass ich die Situation falsch einschätze und dass hier tatsächlich der Freund das Sensibelchen ist. Allerdings muss ich mir in ähnlichen Lagen manchmal eingestehen, dass die Sache sich genau anders herum verhält als ich sie zuerst gedeutet hatte.
            Gruss
            Marigold

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              #7
              Ich könnte mir vorstellen, daß deine Aggression, deine Misslaune schon gegen deinen Freund gerichtet ist. Vielleicht nimmst du es nicht so wahr. Aber wenn er fühlt, daß er es abbekommt, dann muß es doch irgendwie auch so sein? oder zu mindest kann doch dann nicht nichts ran sein?
              Dass er da nicht drüber steht, sondern sich angegriffen fühlt ist bestimmt etwas, womit er lernen sollte umgehen zu können. Aber das ist eine echt schwierige Sache. Wenn nicht gar verdammt schwierig. Wenn er denn zumindest lernen wollen würde damit umgehen zu können irgendwann mal... Das wäre schon was.
              Aber irgendwie beschleicht mich der Gedanke, daß es nicht so ist oder was meinst du?
              Das was du so beschreibst sind denke ich sehr schwierige innerliche Vorgänge, sowohl von seiner Seite aus und auch von deiner Seite aus. Keiner weiß genau, wie man selbst damit umgehen soll. Irgendwie will jeder, daß es besser wird. Für sich selbst und für den anderen und in meinen Augen gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder du schaffst es so sehr zu wollen, daß es besser wird ohne die Hilfe von deinem Freund bis du es geschafft hast damit umzugehen oder du schaffst es nicht und dann muß es dein Freund schaffen.
              Und drüber reden muß man tatsächlich nicht. Das zwischen den Zeilen kann man lesen und man kann auch zwischen den Zeilen drauf antworten. Und manchmal kommt man doch zu dem Punkt wo es hilft drüber zu reden.
              Ich glaube hier geht es um die Kunst des Lebens?!

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                #8
                was mir noch einfiel...

                You´ve got to get up every morning with a smaile on you´re face
                And show the world all the love in you´re heart
                Then people gonna treat you better
                You´re gonna find, yes you will
                That you´re beautiful as you feel.
                ("Beautiful" von Carole King)

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                  #9
                  Hallo ihr Lieben,
                  die Phasen die Lorelai hier beschrieben hat kenne ich auch sehr gut. Mein Freund nennt es meine Sphinx-Phase (weil ich anscheinend dann so rätselhaft dreinschaue, mich zurückziehe und er nicht mehr aus mir schlau wird), meine Familie nennt es meine verrückten 5 Minuten (auch wenn diese meist viel länger als 5 Minuten dauern). Wichtig ist aber: sie alle akzeptieren, dass ich diese Phase habe. Das war aber erstmal ne Menge Arbeit. So wie du das schreibst, dass du in dieser Phase sehr verletzlich bist geht es mir nämlich dann auch. Ich will einerseits meine Ruhe haben und mich auf mich konzentrieren, andererseits aber jemanden haben, der mich ohne etwas zu sagen und ohne selbst Aufmerksamkeit zu fordern, einfach in den Arm nimmt. Ich habe ein Riesenglück, dass ich so einen verständnisvollen Freund habe, aber auch der war zunächst sehr verunsichert, als er mich die ersten Male so erlebt hat. Er hat das ähnlich wie dein Freund auch, erstmal auf sich bezogen, dass mit ihm was nicht in Ordnung wäre. Es hat mich viel Arbeit und mehrere Gespräche gekostet, ihm klarzumachen, dass ich einfach so bin, dass diese "Katzentage" (auch ich find den Begriff sehr süß) mit ihm nichts zu tun haben und dass die Phase auch wieder vorbei geht. Da diese Gespräche unmöglich waren wenn ich in so einer Phase war (da ich dann wohl sofort in Tränen ausgebrochen wäre, was nicht unbedingt zu fruchtbaren Diskussionen beiträgt) hab ich dieses Thema meist erst dann angesprochen wenn es mir wieder gut ging und in einer entspannten Atmosphäre. Und: ich hab ihm mal eine Gebrauchsanweisung zu mir geschrieben: welches Symptom auf welchen "Fehler" (ich schreibe das bewusst in Anführungszeichen, denn solche Stimmungen sind definitiv keine Fehler!!!) hinweist und wie er dann am besten reagiert (z.B. wenn er mich fragt ob was ist und ich nichts sage, einfach in den Arm nehmen und sonst in Ruhe lassen). Ich weiß dass das für nen Freund oft viel verlangt ist. Aber klärende Gespräche sind wirklich wichtig und wenn dein Freund weiß, dass die Grundstimmung unabhängig von ihm ist, dass er aber dazu beitragen kann, dass es dir besser geht, dann wird er auch sicher bald mit solchen Situationen besser umgehen können.
                  Wünsch dir auf jeden Fall viel Glück dabei. Und mein Tipp dabei: einfach mal in einer ruhigen entspannten Situation aussprechen, notfalls auch mehrmals

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                    #10
                    Noch eine Idee aus der zweiten Reihe...

                    Vielleicht hat dein Freund auch irgendwann in grauer Vorzeit gelernt, dass ein guter Mann seine Frau dauerhaft glücklich zu machen hat...

                    die Tintenweberin

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                      #11
                      Hallo Ihr

                      Ob ich selbst meine Stimmungen akzeptiere? Ich arbeite daran. Ich hab mich früher sehr stark selbst dem Druck ausgesetzt perfekt sein zu müssen. Warscheinlich deshalb, damit meine Mitmenschen mich mögen. Gleichzeitig wollte ich aber eigentlich, dass sie mich mögen wie ich bin. Das ist paradox, ist mir klar. Das macht solche Dinge ja so kompliziert. Ich habe mich schon gewandelt seither und akzeptiere mich nun viel mehr als früher. Auch meine Launen und ich bin mir sicher, wenn ich an einem solchen "Katzentag" oder "Sphinx-Phase" ganz alleine für mich wäre, würde ich mich mit meiner Laune wirklich akzpetieren. Ich würd sie mir zugestehen und mir sagen: "Auch das geht vorbei".

                      Wenn mein Freund aber da ist und negativ auf mich reagiert, denke ich zwar grundsätzlich genau gleich, aber es fällt mir schwerer. Es ist sicher auch nicht immer gleich, kann aber schon sein, dass ich mich selbst noch nicht 100%ig akzeptiere damit. Es verunrichert mich. Da sind 2 Wünsche, die aufeinander treffen, die ich noch nicht vereinen kann.
                      Ich möchte gerne die Rückmeldung von ihm, dass ich ok bin. Ich will nicht verhätschelt werden. Brauche auch nicht viel Aufmerksamkeit in solchen Momenten. Ich möchte nur spüren, dass ich ok bin in seinen Augen. Das ist mir wichtig. Bei Fremden wäre es mir wohl egal, aber bei jemandem, der mir so Nahe steht, ist mir das schon wichtig.

                      Es ist halt blöd, weil ich damit einen Wunden Punkt bei ihm treffe. Sein Gefühl der Zurückgestossenheit und des Nichtgeliebtwerdens. Das ist schon seit langer Zeit sein Thema, mit dem er noch nicht so gut umgehen kann. Ich möchte ihn nicht an seinem wunden Punkt verletzen, möchte aber gleichzeitig so sein können, wie ich bin. Sein Problem kann ich nicht für ihn lösen. Ich kann ihm nur immer wieder sagen, dass meine Stimmungen nichts mit ihm zu tun haben und ich ihn gern hab. Trotzdem kann ich mich auch nicht völlig davon distanzieren. Ich finde das echt schwer.

                      Zitat Mikamu: Ich will einerseits meine Ruhe haben und mich auf mich konzentrieren, andererseits aber jemanden haben, der mich ohne etwas zu sagen und ohne selbst Aufmerksamkeit zu fordern, einfach in den Arm nimmt.

                      Genau so sehe ich das auch.
                      Und das mit der Gebrauchsanweisung ist ja auch total witzig. Muss ich mir direkt überlegen, auch mal sowas zu machen. Wir erleben immer wieder ähnliche Dinge, die zu Konflikten führen. Wir reden auch viel darüber, aber beim nächsten Mal läuft es meist trotzdem wieder nach Schema F ab. Ist irgendwie frustrierend, weil es eben nicht vorwärtsgeht und sich grundlegend ändert.

                      Ich weiss nicht, ob er gelernt hat seine Frau immer glücklich machen zu müssen wie Tintenweberin sagt. Ich hab das aber auch eine Freundin über ihren Freund sagen hören. Sie meint, dass das bei vielen Männern der Fall ist. Ob das stimmt weiss ich natürlich nicht.

                      Danke für das Gedicht Brennesselsuppe!

                      Liebe Grüsse
                      Lorelai

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                        #12
                        Zitat von Lorelai Beitrag anzeigen
                        Wir erleben immer wieder ähnliche Dinge, die zu Konflikten führen. Wir reden auch viel darüber, aber beim nächsten Mal läuft es meist trotzdem wieder nach Schema F ab. Ist irgendwie frustrierend, weil es eben nicht vorwärtsgeht und sich grundlegend ändert.
                        Dazu fällt mir auch noch was ein: Kennst du die Technik des "Liebesbriefschreibens" von John Gray? Das ist eine wunderbare Methode, um über schwierige Themen zu schreiben anstatt zu streiten. Bei mir funktioniert sie jedenfalls anstandslos...

                        die Tintenweberin

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von Lorelai Beitrag anzeigen
                          Wir erleben immer wieder ähnliche Dinge, die zu Konflikten führen. Wir reden auch viel darüber, aber beim nächsten Mal läuft es meist trotzdem wieder nach Schema F ab. Ist irgendwie frustrierend, weil es eben nicht vorwärtsgeht und sich grundlegend ändert.
                          Da ist mir jetzt ein Buch dazu eingefallen: "Probiers mal anders!" von Bill O'Hanlon. Der gibt bei solchen Situationen den Tip, irgendeine Kleinigkeit anders zu machen. Also wenn ihr merkt, das gerade wieder Schema F abläuft, irgendetwas an Schema F ändern. Z.B. müsst ihr dann beide einen Hut aufsetzen oder ins Badezimmer gehen.

                          Hört sich vielleicht merkwürdig an - ich hab's auch noch nicht selbst ausprobiert - aber ich glaube, es könnte funktionieren. Einfach weil der übliche Ablauf unterbrochen wird. Evtl. erinnert man sich auf dem Weg zum Badezimmer wieder an die guten Vorsätze

                          Kommentar


                            #14
                            Ein paar interessante Beiträge seit dem letzten Lesen...
                            Wir erleben immer wieder ähnliche Dinge, die zu Konflikten führen. Wir reden auch viel darüber, aber beim nächsten Mal läuft es meist trotzdem wieder nach Schema F ab. Ist irgendwie frustrierend, weil es eben nicht vorwärtsgeht und sich grundlegend
                            Stimmt, Verhaltensmuster in Beziehungen zu ändern ist sehr schwer, noch schwerer als eigene Gewohnheiten, weil natürlich zwei dazugehören. Ich wünsche euch, dass ihr es schafft irgendwie entspannter mit deinen Katzentagen umzugehen, sie in eure Beziehung zu integrieren.
                            Marigold

                            Kommentar


                              #15
                              Fragwürdig

                              Ích finde deine Erwartung deinem Freund gegenüber sehr Fragwürdig, wenn ich mir überlege, wie du seine Situation mit seinen Erwartungen bzw. Problemen betrachtest. Im Grunde erwartest du, daß er dir genau das gibt, was du brauchst, verspürst aber nicht den leisesten Drang irgendwie auf ihn einzugehen.
                              Ich weiß zwar nicht, wie es in Wirklichkeit bei euch zugeht und da siehst es wahrscheinlich eher anders herum aus. Aber wie dein Gedankenwerk dazu aussieht, wirst du nie bekommen, was du von ihm gerne hättest.
                              Diese Rechnung geht nur auf, wenn der Eine, und ich sag jetzt nicht einfach so DER Eine, diese Bestätigung gibt, diese Achtung und Wertschätzung und man dafür zu spüren bekommt, daß DIE Andere diese Intension versteht und darauf eingeht und nicht habgierig wird oder einfach einnehmend. Für sich nimmt, so viel, wie man bekommt und nur schaut immer mehr zu "verfetten".
                              Ich überspitze hier ganz bewußt, was du eigentlich nur Ansatzweise andeutest, um dir vielleicht zu verdeutlichen, was (vielleicht) schon lange Zeit in Gange ist, in euerer Beziehung? Könnte das sein?
                              Ich finds auf jeden Fall wichtig, daß du dir für dich Zeit nimmst, wenn du sie brauchst, wenn es dir hilft. Und wenn diese Zeit besser ist, wie mit irgendjemand zusammenzusein, dann ist das eigentlich irgendwie schade.
                              Hoffe, daß dich diese Gedanken irgendwie auf einen grünen Zweig bringen. Viel Glück.

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