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"fast"

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    "fast"

    Am Donnertag gab's in BR3 in der Sendung "Mensch OTTO" ein Interview mit dem Noch-Intendanten des BR Dr. Thomas Gruber.

    Eine Stelle fand ich besonders interessant: er kann das Wort "Fast" nicht leiden. Und so hört er erst Ende dieses Monats auf, weil er dann 30 Jahre voll hat.

    Mir geht's so ähnlich. Ein Spruch meines Vaters: "Knapp vorbei ist auch daneben!"

    Aber manchmal gebe ich mich doch mit "fast" zufrieden.
    Für letztes Jahr habe ich mir 3650 Radl-Kilometer vorgenommen;
    herausgekommen sind 3580 km. Die hatte ich allerdings schon Anfang Dezember, also fitness-mässig und von der Zeit her wären die paar km drin gewesen. Aber bei den Schnee- und Eisverhältnissen war es mir zu gefährlich. Obwohl viele trotzdem noch gefahren sind.
    Und mir extra dafür Spikes-Reifen zu besorgen war mir auch zu aufwendig, da ich auch zu Fuss zur Arbeit laufen kann.
    Aber gefuchst hat es mich doch ...

    Wie geht's Euch mit "fast"?

    #2
    Hallo Martin!

    Worte haben Kraft und Macht.
    Dem Wörtchen "fast" habe ich noch nie Bedeutung beigemessen.
    Jetzt, als ich Deinen Beitrag las, fällt mir auf, dass "fast"
    für mich zweierlei Bedeutung haben kann:

    Du hast Deine Kilometer fast erreicht, also nicht erreicht: Pech gehabt.

    Mich hat ein Auto fast erwischt, also nicht erwischt:
    Glück gehabt.

    Meine momentanen Gedanken zu fast.

    Liebe Grüße
    birdy

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      #3
      Zitat von Martin Mutig Beitrag anzeigen

      Wie geht's Euch mit "fast"?
      Ich denke man sollte den Begriff oder das Wort "fast" nicht ohne einen dazugehörigen Kontext betrachten bzw. würdigen.

      Es ist ein Unterschied, ob ich sage:

      fast habe ich meine angepeilten Fahrradkilometer erreicht,

      oder ob ich sage:

      fast hätte ich mein Examen geschafft,

      oder ob ich sage,

      fast wäre meine Frau gerettet worden und nicht ertrunken.

      Natürlich ist das Ereignis in allen Fällen eingetreten, aber dieses fast lotet die Grautöne zwischen einem "Schwarz-Weiss-Sehen" aus.
      Mag es bei den gefahrenen Kilometern noch schnuppe sein, wie nah man dran war (was ja das "fast" ausdrücken soll) und damit vielleicht entbehrlich,ist es das bei der Rettung von Menschenleben nicht.
      Natürlich ist das Ergebnis das Gleiche, aber es verdeutlicht die Gratwanderung, vielleicht auch manchmal den Tanz auf dem Seil oder den Ritt über den Bodensee. (Fast wäre ich in auch darauf hereingefallen)

      Das Wort "fast" hat für mich deshalb schon eine Bedeutung.
      Natürlich ist knapp daneben auch vorbei, aber wie weit vorbei möchte ich manchmal auch ganz gerne wissen.

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        #4
        Es gibt ja ein Ersatzwort für "fast": beinahe

        Meine ich etwas Negatives, sage ich "fast":

        Fast wäre ich vor ein Auto gelaufen.

        Meine ich etwas Positives, sage ich "beinahe":

        Beinahe hätte ich 1200 m geschafft!

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          #5
          Hallo Martin,

          spannende Frage. Ich glaube, es kommt darauf an, ob man es mit einem digitalen Ja-Nein Ereignis zu tun hat oder einem analogen, wo auch Zwischenwerte möglich sind.
          Beim Examen heisst "fast geschafft" eben durchgefallen. Etwas anderes ist es, wenn ein Bergsteiger ein paar hundert Meter vor dem Gipfel wieder umkehren muss. Wenn er seinen Erfolg ausschliesslich davon abhängig macht, wirklich dort oben zu stehen, ist er ebenfalls gescheitert. Geht es ihm allerdings um das tolle Erlebnis der Bergwanderung, kann er einen 99%-igen Erfolg verbuchen. Das ist tausend Mal besser, als es gar nicht versucht zu haben, vor lauter Angst, vielleicht zu scheitern.

          Ich habe mit dem Wörtchen "fast" kein Problem. Ich finde, es sagt aber viel über diejenigen Personen aus, die sich mit diesem Wort nicht anfreunden können.

          Zu "fast" gehört auch noch ein anderer Aspekt.
          Wir Menschen arbeiten ja grundsätzlich immer nur "fast richtig". Wenn wir nach einem Bleistift greifen, bewegen wir unseren Arm ungefähr in die richtige Richtung, um uns dann näher heranzutasten. Ein Roboter kann zwar mit voller Geschwindigkeit die exakt richtige Position anfahren, hat aber verloren, wenn der Bleistift ausnahmsweise etwas daneben liegt.
          Wenn wir irgendwohin wollen, schätzen wir die Zeit ungefähr ab, die wir brauchen. wir kalkulieren überschlagsmässig, wie viel Geld wir für einen Einkauf brauchen, wie viel Brot fürs Wochenende nötig ist, wie viel Waschmittel in die Trommel gehört, wie stark wir auf die Bremse treten müssen, usw.
          Dieses "fast richtig" scheint die beste und flexibelste Möglichkeit zu sein, um in der Natur zurechtzukommen.
          Computer rechnen präzise. Entsprechend Mühe habe aber auch heute noch Roboter, sich in der chaotischen Umwelt zurechtzufinden.

          Zitat von Carveth Read: It is better to be vaguely right than exactly wrong.

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            #6
            Mmmh, über "fast" habe ich noch nie nachgedacht. Aber kürzlich bin ich über einen Glaubenssatz gestolpert "wenn schon, dann richtig". Ich lote noch aus, inwieweit mich der einschränkt. Wie viele Dinge unterlasse ich, weil ich sie (vielleicht) nur "fast" fertig bekomme? Ist es wirklich prinzipiell ärgerlich, wenn ich etwas nur "fast" erreiche? Oder kann ich mich auch darüber freuen, dass ich "immerhin SOOO weit" gekommen bin?
            Wenn jetzt bei mir die fehlenden 70km die Freude an den geschafften 3580km trüben würden, fände ich das schade.*weitergrübel*

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              #7
              Ich weiß nicht, ich kann mit dem Wort "fat" nichts anfangen, denn, wenn es fast geklappt hätte habe ich vielleicht gut argumentiert, oder mich angestrengt, aber es hat nicht gereicht, denn sonst hätte es ja geklappt.

              Wenn ich als Verküfer heute fast vier Verträge gemacht hätte, was habe ich dann an Provision?

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                #8
                Wenn ich als Verküfer heute fast vier Verträge gemacht hätte, was habe ich dann an Provision?
                fast nix ... sei denn der Hinweis die Menschen sind auch ohne dem "Produkt" zufrieden .... oder liegt es wirklich ausschließlich am Verkäufer wenn gekauft oder nicht konsumiert wird ?

                ein guter Verkäufer bringt auch Plunder unter das Volk wahahahaha !

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                  #9
                  Zitat von Möglichkeiten !? Beitrag anzeigen
                  oder liegt es wirklich ausschließlich am Verkäufer wenn gekauft oder nicht konsumiert wird ?
                  Es geht ja nicht darum, ob es am Verkäufer liegt. Wenn ein Kunde nicht will, ist der Verkäufer eh machtlos... nur nagt der Verkäufer dann irgendwann am Hungertuch, wenn er nur solche Kunden hat

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                    #10
                    sicher geht es darum ob es am Verkäufer liegt oder am Produkt oder an fehlendem Service kann es auch liegen ... was ich meine ist der BIG BOSS oder das Management schiebt es gerene auf den Veräufer, jedoch kann ein Umsatzrückgang ganz andere Gründe haben.

                    sorry Martin Mutig,
                    ein wenig OT

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Möglichkeiten !? Beitrag anzeigen
                      sicher geht es darum ob es am Verkäufer liegt oder am Produkt oder an fehlendem Service kann es auch liegen ... was ich meine ist der BIG BOSS oder das Management schiebt es gerene auf den Veräufer, jedoch kann ein Umsatzrückgang ganz andere Gründe haben.

                      sorry Martin Mutig,
                      ein wenig OT
                      Da gebe ich Dir vollkommen recht. Auch sorry, wegen OT

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                        #12
                        Zitat von Wolle0401 Beitrag anzeigen
                        Ich weiß nicht, ich kann mit dem Wort "fat" nichts anfangen, denn, wenn es fast geklappt hätte habe ich vielleicht gut argumentiert, oder mich angestrengt, aber es hat nicht gereicht, denn sonst hätte es ja geklappt.
                        Ja gut, dass kann ja sein, dass man damit nichts anfangen kann. Der von Martin angeführte Intendant mochte das Wort einfach nicht.

                        Dennoch: Adverbien haben ihren Sinn. Sie bestimmt die Umstände eines Geschehens und charakterisieren die Art und Weise einer Tätigkeit oder eines Vorgangs genauer.
                        Ohne sie wäre unsere Sprache ärmer und unsere Ausdrucksweise ungenauer.
                        Möglicherweise ist es manchmal so, dass das Adverb "fast" in einem bestimmten Kontext wenig Sinn macht, oder aber Erfolg suggerieren soll, der nicht da ist.
                        (Ein fast gelungener Vertrag). Das hat aber mit dem Wort fast im eigentlichen Sinne nichts zu tun, denn wenn ich sagen würde:
                        Fast habe ich alle meine Schulden getilgt, dann bekommt dieses Wort eine stark erklärende Bedeutung, die weit mehr aussagt, als wenn ich bei dieser Frage nur mit Ja oder Nein antworten würde.

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                          #13
                          Im Nachhinein finde ich witzig, dass es weder bei dem Intendanten noch bei mir um wirklich etwas ging. Wäre er zum Jahresende 2010 gegangen, wären die 30 Jahre eben nicht voll gewesen. Und ich habe auch mit 3580km eine schöne Strecke zurückgelegt; mehr als in den Vorjahren.

                          Zu den Verträgen von Wolle401:
                          "Ich habe fast 4 Verträge abgeschlossen." würde ich so verstehen, dass am letzten was gefehlt hat, also immerhin 3 abgeschlossen wurden.

                          wenn ich aber keinen von 4 Verträgen abgeschlossen hätte, also jeden einzelnen nur "fast", würde ich anders reden: "Ich habe heute keinen einzigen Vertrag abgeschlossen, obwohl ich bei vieren so nah dran war ..."

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                            #14
                            Hallo Martin,

                            das Wörtchen "fast" hat es ganz schön in sich.

                            Dieses "fast" ist für mir das letzte Millimeterchen vor dem aktiven Tun und dessen Ergebnis.

                            "Fast" hätte ich ....

                            Ich kann es als Entschuldigung oder als Rechtfertigung nehmen. Doch das "fast" bleibt.

                            Das ist jetzt einfach mal so ein Gedanke von mir.

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                              #15
                              Ja, Hilla, das kann ich nachvollziehen.

                              "Fast hätte ich mich aufgerafft ... "

                              Vielleicht kommt da der negative Touch her, den ich bei dem Wort auch sonst empfinde. Eben die "fast" 3650 km ...

                              Und jetzt raffe ich mich auf und reisse mich(nicht nur fast) vom Blitzbesuch im Forum los, habe heute abend doko-Runde. Jetzt wird gekocht!

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