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durch eigene erfahrungen geprägtes verständnis

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    durch eigene erfahrungen geprägtes verständnis

    an einem der letzten sonntage sassen wir bei einem familientreffen zusammen. mein bruder und ich klönen manchmal über uralte geschichten, die eigentlich schon so alt sind, das auch ich sie nur vom hören sagen kenne.

    an der letzten weihnachtsfeier, hatten wir alle engen familienmitglieder hier zu gast. wir wohnen in einer, wie es in der schweiz heisst "maisonette-wohnung", also einer auf 2 etagen. die jungen leute kamen dann auf die idee, es sich auf der treppe, die nach oben führt, gemütlich zu machen. das regte meinen bruder an, die geschichte von der "stoep" in holland zu erzählen.

    bei so einer stoep handelt es sich um die 2-3 treppenstufen vor den häusern, wie ich es eigentlich nur aus holland kenne. gut, die geschichte ging so, das sich damals in holland irgendwelche leute "erdreisteten", sich auf besagte stoep zu setzen. nach ein paar fruchtlosen ermahnungen hat meine mutter die leute dann mittels eines eimers wassers verjagt

    mein sohn war fasziniert, über den begriff stoep, den er aber nur aus new york kennt. als wir in einem anderen zusammenhang nochmal über diese geschichte sprachen, sagte er, das oma ja diese "schwarzen" damals schon verjagt hätte.

    bei den besetzern dieser treppenstufen handelte es sich aber um weisse holländer. klar er war nicht dabei und aufgrund seines durch new york geprägten bildes, konnten das für ihn einfach nur schwarze gewsen sein.

    im ersten moment habe ich mich wirklich amüsiert, aber beim längeren nachdenken habe ich mir die frage gestellt, ob wir nicht alle vieles aufgrund unserer eigenen erfahrungen in einem licht sehen, das es menschen, die nicht direkt beteiligt waren sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich macht, irgendwelche dinge überhaupt nachvollziehen zu können.

    #2
    Liebe Just me,

    ich finde die Geschichte interessant. Der Mensch sieht solche Dinge natürlich immer aus seinen Erfahrungen heraus. Unser Geist vergleicht immer, ob wir schon mal eine ähnliche Situation hatten. In diesem Fall kannte Dein Sohn das Wort "stoep" nur aus New York und setzte dafür die "Schwarzen" ein. Dass das Wort auch für eine Treppe stehen kann, woher sollte er das wissen?

    Deswegen ist gesprochenes Wort nicht gleich verstandenes Wort und so kann man dann nachfrage: "Meinst Du mir stoep einen Schwarzen?" Natürlich von einem Kind zu viel verlangt, aber wir Erwachsene setzen auch viel zu oft einfach nur voraus.

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      #3
      Zitat von just me Beitrag anzeigen
      , ob wir nicht alle vieles aufgrund unserer eigenen erfahrungen in einem licht sehen, das es menschen, die nicht direkt beteiligt waren sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich macht, irgendwelche dinge überhaupt nachvollziehen zu können.
      Ja sicherlich kann das sein, manchmal handelt es sich nur um banale Mißverständnisse, aber wir assoziieren auch bestimmte Bilder mit bestimmten Begriffen. Geprägt wird das von unseren bisherigen Erfahrungen und unserer Sozialisation.
      Im Grunde aber nichts Neues.

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        #4
        Hallo just me,

        na klar ist das so. Das schlimme ist, man merkt es in vielen Fällen garnicht und fragt nicht nach, weil das eigene Bild so klar ist, daß man garnicht auf den Gedanken kommt, es könnte anders sein.
        Ich glaube, das macht jeder Mensch und immer und mit allen Informationen. Jeder Mensch hat seine "Brille", seine Grenzen und es ist schon ein riesiger Fortschritt, wenn man das erkennt und akzeptiert.

        Ist eine interessante Geschichte!

        Liebe Grüße,
        Glühwürmchen

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          #5
          danke euch,

          es mag ja sein, dass das alles nichts neues ist. mir ist es bisher nie so deutlich geworden.

          es spielt sicher auch eine rolle, dass sich diese geschichte im engsten familienkreis abspielte. also ein ort, an dem man eigentlich verständnis erwartet. und es war so glasklar, das es einfach fehlende infos waren, die die schlussfolgerung meines sohnes für ihn durchaus folgerichtig erscheinen liessen.

          aber was bedeutet denn aus diesem blickwinkel betrachtet eine aussage wie: ich kann dich verstehen?

          oder anders gefragt, wenn es fakt ist, das wir vieles nur aufgrund unserer eigenen erfahrungen wirklich nachvollziehen können ........

          sollten wir dann viele worte machen, um gewissen dingen auf den grund zu gehen, oder einfach davon ausgehen, dass es diese grenzen nunmal gibt?

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            #6
            Manches bedarf eben Erklärungen; nur muss man erst mal auf die Idee kommen.
            Bei mir hat es ziemlich lange gedauert, bis ich merkte, dass meine Schüler die Partei der Republikaner in den USA mit den rechtsgerichteten Republikanern bei uns gleichsetzten.
            Das ist natürlich fatal für die Meinungsbildung.

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              #7
              ja, jetzt kommen wir der sache aber sehr nahe

              es kann durchaus fatal sein, wenn man aufgrund seiner eigener erfahrungen davon ausgeht, dass dinge so sind, wie man sie sieht.

              und man kann mitunter ziemlich perplex sein, wenn man feststellt, wie andere menschen die im grunde gleichen "fakten" interpretieren. es ist dann weder falsch, noch böse gemeint, sondern einfach nur sehr anders.

              und vor allem stellt sich mir die frage, ob man sowas rechtzeitig feststellen kann. es kann ja auch nicht angehen, das man immer alles hinterfragen muss

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                #8
                Zitat von just me Beitrag anzeigen
                und vor allem stellt sich mir die frage, ob man sowas rechtzeitig feststellen kann. es kann ja auch nicht angehen, das man immer alles hinterfragen muss
                Die Frage ist, wo treten diese Problem denn im "routiniert ablaufenden Alltagsleben" vermehrt auf.
                Wenn der Partner morgens am Frühstückstisch fragt, willst Du noch ein Ei oder kannst Du mir den Aufschnitt geben, hält sich mein Analysebdarf diesbeszüglich in Grenzen.
                Und wenn wir ehrlich sind und nicht ständig in Diskutierzirkeln und Lesesalons zu Hause sind, läuft doch 95 % des Alltags so ab.
                Ist jetzt eine grobe Schätzung von mir und bezieht sich auf den "Durchschnittsmenschen". Klar, dazu zählt sich niemand, aber wenn diesbezüglich Probleme auftreten, hilft nachfragen.
                Ich mache das, beispielsweise wenn mir Reaktionen irritierend oder fragwürdig vorkommen, dann wenn ich meine ich sollte es genauer wissen.

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                  #9
                  Ich stolpere da ständig ganz massiv drüber, just me! Ich erlebe da immer wieder Missverständnisse, die auch häufig zu Unwohlsein bei allen Beteiligten führen. Aus meiner Sicht ist das nicht vollständig zu vermeiden, "ich verstehe" ist IMMER relativ, d. h. bezogen auf mein eigenes Weltbild. Klar, kann ich durch mehr Reden, die Wahrscheinlichkeit eines Missverständnisses vermeiden, aber das kann mühsam werden. Ich versuche halt, möglichst wenig zu interpretieren, bei wichtigen Dingen lieber 2x nachzufragen, häufig statt einer Info ein Fragezeichen abzuspeichern und möglichst alle Aussage innerhalb der Welt meines Gesprächspartners abzubilden (soweit möglich). Und wenn ich rede: möglichst klar und direkt meine Meinung und meine Bedürfnisse zu äußern. Es ist (leider?) auch eine Frage der Kommunikationskultur, wie das von jedem gehandhabt wird.

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                    #10
                    Hallo Ihr Lieben,

                    mir passiert sehr häufig folgendes: ich gehe mit einer Idee zu meinem Chef und erkläre sie kurz. Er ist total begeistert und ich kriege im Laufe des Gespräches heraus, daß er etwas völlig anderes verstanden hat, noch eine andere Idee. Da sind schon richtig gute Sachen dabei herausgekommen. Kann also auch positiv sein!

                    Liebe Grüße,
                    Glühwürmchen

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                      #11
                      Ich bin mal mit einem Mann dauernd aneinandergeraten, weil bei uns Worte oft eine verschiedene Bedeutung hatten. Er fragte etwas, ich sagte, es sei mir egal, was er macht in dem Fall, das meinte ich positiv im Sinne von: Mach, was immer du für richtig hältst, ich richte mich da nach dir. Er verstand, dass mir die Sache am Allerwertesten vorbeiging, aber im negativen Sinne, desinteresse an ihm und seinen Handlungen, so hatte ich das nie gemeint.

                      Haben uns dann entschieden, den Kontakt abzubrechen, wenn man jedes Wort in seiner Bedeutung ausdiskutieren muss, wird es müßig.

                      Oder ich fragte: Hast du eine Uhr?
                      Wollte die Uhrzeit wissen. Er interpretiert es als einfache Frage und sagt: Ja.

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                        #12
                        dann liegt es also (mitunter) an der interaktion zwischen 2 personen?

                        die von dir gezogene konsequenz kann ich durch mehr als gut verstehen mary jane. für sowas hätte ich auch keinen nerv.

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                          #13
                          Zitat von just me Beitrag anzeigen
                          dann liegt es also (mitunter) an der interaktion zwischen 2 personen? ...
                          Was denn sonst?

                          Kommentar


                            #14
                            klar gibt es grosse unterschiede, wie das allgemeine verständnis zwischen 2 menschen ist.

                            im eingangspost beschrieb ich eine geschichte, mit meinem sohn, die er lediglich aufgrund seiner eigenen interpretation falsch deutete. im grossen ganzen ist unser gegenseitiges verstehen aber ausgezeichnet.

                            das war auch der grund dafür, warum mich diese ausnahme nachdenklich stimmte. und die frage aufkommen liess, inwiefern man sich auf quasi blindes verstehen verlassen darf.

                            mir gefällt die these, dass sowas eigentlich eher selten vorkommt. aber mary jane's post sagt nun doch aus, dass es auch sein kann, dass es zwischen 2 personen auch öfter vorkommen kann.

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                              #15
                              Naja, es kommt eben auf die Personen an, ich schätze, wenn man auf einer Wellenlänge ist, passiert sowas seltener.

                              die Konsequenz ging nicht nur von mir aus. Wir haben uns so oft gestritten wegen Kleinkram, dass wir beide sagten, es klappt nicht mit unserer Freundschaft, wir kriegen uns alle fünf Minuten in die Haare, weil einer sauer ist über die Worte oder Reaktionen des anderen.

                              Wir hatten auch ganz verschiedene denkprozesse, also aus welcher Sicht und wie wir etwas durchdachten und in welcher Schnelligkeit, er konnte mir oft nicht folgen und ich fühlte mich oft, als würde er mich verscheißern, für mich waren Sachen doch völlig logisch, die für ihn gar nichts miteinander zu tun hatten.

                              Gut befreundet bin ich immer mit Leuten, die in ähnlichem Tempo denken und dinge ähnlich durchdenken, auf ähnliche Ideen kommen oder mir folgen können und denen ich folgen kann.

                              Ich finde es normal, dass jeder das aus einer Unterhaltung oder einem Wort zieht, das für ihn von Bedeutung ist. Wenn meine Mutter ein Stichwort hört, fängt sie an, von früher zu erzählen, was für uns gar nichts mit dem aktuell erzählten zu tun hat, aber für sie eine perfekte Überleitung ist und sie versteht nicht, wenn wir sagen: Was hat das denn damit zu tun??
                              Für sie hat es damit zu tun, für sie ruft es gewisse dinge ins Gedächtnis...jeder erlebt die Welt nur so, wie er auf sie geprägt ist.

                              Auch gut merkbar an Leuten, die ständig persönlich beleidigt sind und alles auf sich beziehen. Für den einen ist ein Gewitter ein persönlicher Angriff von der Welt oder Gott, für andere eine Zufallsbegebenheit, für wieder andere ein Segen...

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