Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Dankbarkeit und Geschäfte machen..

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Dankbarkeit und Geschäfte machen..

    Hallo Ihr Lieben,

    viele Menschen, lange Zeit auch ich selbst, suchen immer nach einer merkwürdigen Art der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit bedeutet für sie, dass alle gleich sein sollen, alle gleich behandelt werden sollen, alle das gleiche bekommen sollen. Es ist glaube ich kein so neuer Gedanke, dass dies gar nichts mit Gerechtigkeit zu tun hat, weil: wir sind gar nicht alle gleich. Jeder ist anders. Jeder hat seine Geschichte. Und in sofern unterscheiden wir uns in unserer Andersartigkeit gar nicht von anderen. Je nachdem, wer man gerade ist, bedarf man anderer Dinge, anderer Erfahrungen und anderer Bedingungen.

    Es gibt Gruppierungen, die Aufgrund von Ähnlichkeit auch ähnliches brauchen. Es gibt Dinge von denen haben wir einen Überschuss, an anderen haben wir einen Mangel. Wäre es da nicht sinnvoll, von dem was wir im Überschuss haben etwas an Menschen abzugeben, die daran Mangel haben? Wie verwerflich wäre es denn, etwas zu nehmen an dem wir Mangel haben, an dem andere jedoch einen Überschuss haben?

    Sehr theoretisch. Ich will nur sagen, das mir dieses ständige Ausgleichsdenken auf den Keks geht. Oh, mein Nachbar hat dies...also muss ich dass. Jener hat das gemacht...also muss ich dies tun, damit es wieder ausgeglichen ist. Nein, dass hat gar nichts mit Dankbarkeit zu tun sondern mit einem verqueren Schuldigkeitsdenken. Und genau dieses unterbindet wirkliche Dankbarkeit. Dankbarkeit ist einfach ein schönes Gefühl, dass einen überkomt, wenn man etwas bekommen hat, was einem wirklich fehlte. Wenn ich anstatt diese Dankbarkeit zuzulassen immer nur vorschiebe: Was muss ich jetzt geben damit es wieder ausgeglichen ist. Dann ist kein Platz für Dankbarkeit, weil aus der ganzen Sache dann ein Geschäft geworden ist, bei dem ich für das bezahle, was ich empfangen habe.
    Natürlich kann man auch solche Geschäfte machen und nicht selten wird man das müssen, weil eben viele Menschen NUR Geschäfte machen können/wollen. Sie wissen gar nicht, wie schön auch einfach Dankbarkeit sein kann, noch geben sie auch nur ein Härchen her, wenn sie nicht die Aussicht auf Gegenleistung wittern.

    Irgendwann ging mir das so auf den Keks, dass ich da bewußt ausgestiegen bin. Eigentlich könnte man vermuten, dass man da nicht einfach aussteigen kann, wenn die anderen nicht mitmachen. Aber das stimmt nicht. Diese ganze Sache ist (wie sicherlich so einiges) eine Sache der eigenen inneren Einstellung. Wenn ich mich entschließe zu helfen, dann überlege ich mir, bin ich beim helfen frei von Erwartungen dem anderen Gegenüber? Oder erwarte ich dafür etwas als Gegenleistung (das kann auch ein ganz subtiles Gefühl davon sein)? Beantworte ich mir diese Frage mit: ich bin frei. Dann helfe ich auch einfach so. Meistens kommen dann so Angebote wie: ich könnte dafür das für dich tun oder dir jenes geben. Aber das lehne ich dann ab, weil ich mich für "keine Erwartung" entschlossen habe. Es gibt auch Leute, die sich da nicht abwimmeln lassen. Denen sage ich dann: "Ich brauche nichts als Gegenleistung. Wenn du dich dann besser fühlst, kannst du mir was geben, aber du musst nicht." Interessanter Weise kommt mit diesem Freisprechen von Zwangsdankbarkeit eine echte Form der Dankbarkeit auf. Und dann sind überaschende Begebenheiten nicht selten...und dann ist es an mir dankbar zu sein. :)

    Habe ich in mir gefunden, dass ich doch eine Erwartung habe, dann spreche ich sie frei aus. In diesem Fall wird aus meiner Hilfe dann ein Geschäft. Was nicht schlimm ist. Es ist eine gegenseitige Übereinkunft. Das gute ist. Jeder weiß woran er ist. Das ist auch schön.

    Besonders überrascht (nicht selten verständlicher Weise auch verärgert) sind Leute auch, wenn sie es umgekehrt versuchen, d.h. sie schenken mir etwas, damit ich mich schuldig fühle und sie im Gegenzug irgendwie etwas bekommen oder auf mich einwirken können. Je nach Fall, sage ich ihnen auf den Kopf zu, dass sie mir das zwar schenken können aber dabei nichts bei mir erreichen werden (dann können sie sich das mit dem Geschenk noch mal überlegen), oder (bei Leuten die es einfach nie lernen), ich nehme es und sage Danke, wenn sie dann die Gegenleistung fordern sage ich, wieso, sagtest du nicht es wäre ein Geschenk, wenn das so ist nehm es zurück, ich brauche es sowieso nicht.

    Hm, also wenn ich es so recht betrachte: Ich wehre mich gegen diese Form der Zwangsdankbarkeit und gegen die Wie-Du-Mir-So-Ich-Dir Mentalität. Sie ist so schwammig und mit Irrtümern und falschen Schuldgefühlen und -zuweisungen verbunden. Ich hatte darauf irgendwann keine Lust mehr.

    Um so schöner ist es nun Dinge einfach zu geben. Ich glaube, jedes Ding hat seinen eigenen Weg und man sollte es auf seinem Weg nicht aufhalten. Manchmal ist es auch so, dass ich das Gefühl habe eine bestimmte Sache möchte zu einer bestimmten Person. Dann drücke ich dies der Person in die Hand und sage: "Hier, das wollte zu dir." Leute die mich kennen schmunzeln dann nicht selten und nehmen es einfach an. Und dann ist es an mir froh zu sein. Es ist einfach schön.

    Ebenso ist es auch wenn Leute mir einfach so etwas zu teil werden lassen, auf eine ähnliche Art und ich weiß, sie geben es mir, weil sie Lust dazu haben und nicht, weil sie sich dazu verpflichtet fühlen. Echte Dankbarkeit zu empfinden ist ein sehr hohes Gefühl - ein Hochgefühl ;) .

    Fröhliche Grüße
    FreeBird

    #2
    Zitat von Mooie
    ...

    Ich kenne aber auch die Situation, dass ich mich förmlich gegen Dankbarkeit wehre. Was ich mache, tue ich aus freien Stücken und weil es für mich wichtig ist, Menschen das Gefühl zu geben, dass ich in Gedanken bei Ihnen bin. Meiner besten Freundin habe ich schon mehrfach verboten, sich bei mir zu bedanken. Was Sie bis jetzt aber noch nicht wirklich kapiert hat. In der Beziehung stehen wir in einem wahren Interessekonflikt. Sie empfindet diese Dankbarkeit tief in Ihrem Innern und ich möchte sie nicht haben. Aber weil wir in der Lage sind, uns gegenseitig so stehen zu lassen, wie wir nun mal sind, tut auch das der Freundschaft nicht den geringsten Abbruch.
    Hallo Mooie;

    dieser letzte Absatz beschäftigt mich immer noch, nachdem ich ihn gestern gelesen habe.

    Einerseits erkennst Du an, dass Deine Freundin die Dankbarkeit wirklich tief empfindet. Dann ist es auch ihr gutes Recht, diese auszudrücken und es ist allein Dein Ding, damit umzugehen.

    Widersprüchlich finde ich auch, dass Du ihr verbietest, sich zu bedanken, auf der anderen Seite aber behauptest, Du würdest sie so stehenlassen, wie sie ist.

    Mir ist noch nicht klar, was das mit mir zu tun hat, dass ich so sauer darauf reagiere, aber vielleicht finde ich das noch heraus.

    Ehrlich ausgedrückte Dankbarkeit ist eine schöne Sache.

    Weniger schön ist, wenn das Danke sagen nur antrainiert ist.

    LG, Martin

    Kommentar


      #3
      hallo,
      meine gedanken dazu sind folgende. es gibtr holfe, die für jemanden selbstverständlich sind, d h. man stellt keinerlei erwartungen an diese hilfe in form von z.b. dankbarkeit oder gegen hilfe.
      es ist eine hilfe ohne erwartungen an den anderen, und das ist in meinen augen das schönste geschenk das man einem anderen menschen machen kann.
      es ist ein geschenk aus reiner liebe!!!!

      morgentau

      Kommentar


        #4
        Ja, aber das mit der Ablehnung der Dankbarkeit kann ich auch nicht so ganz nachvollziehen. Es ist mir klar, dass man anderen so losgelöst hilft oder auch einfach nur eine Freude macht. Aber wenn man Dankbarkeit auch ganz losgelöst gibt, dann ist das doch auch ok. Ich meine wenn es nicht als Gegenleistung geschieht oder Verpflichtung sondern einfach so kommt. Das ist etwas was einfach da ist und das ist doch schön?...so ganz verstehe ich das mit dem Ablehnen auch nicht.

        Kommentar


          #5
          Zitat von Mooie
          ...
          Vielleicht kennst Du das auch, dass Du etwas für jemanden getan hast, der sich bedankt und Du findest, das sei nicht der Rede wert. So geht es mir eigentlich immer mit Ihr.
          Das kenne ich sogar sehr gut. Allerdings war ich früher einfach zu bescheiden und stellte meinen eigenen Wert unter den Scheffel. Manchmal habe ich diese Tendenz heute noch.

          Und was für einen selbst klein ist, kann für andere richtig gross sein.

          P.S., es tut mir leid, dass Dir mein Posting Unmut bereitet hat.
          Kein Problem. Dieser Unmut will mir ja auch was sagen, ich weiss nur noch nicht, was ...

          Kommentar


            #6
            @Mooie,
            ich glaube es gibt da sicher beide aspekte. einmal bin ich zu bescheiden dankbarkeit an zunehmen. oft sagen wir dann" oh, war der rede nicht wert,oder so". dabei ist es uns vieleicht auch unangenehm so im mittelpunkt zu stehen und wir sind es nicht gewöhnt soviel aufmerksamkeit zu bekommen.
            Aber es gibt auch hilfe,wo es keine direkte dankbarkeit gibt, z.b. wenn ich spende(geld) dabei bleibt dann beim verschenken eine innerliche ruhe, man weiß, dass man etwas gutes getan hat.und das reicht uns aus, wir benötigen keinen dank dafür.
            morgentau

            Kommentar


              #7
              liebe mooie,

              dann warst du mal für einen augenblick für andere etwas ganz besonderes, ja, dass hörst du sicher nicht gerne. gut, dass du im außen solche situationen erlebst, damit du es im inneren nicht vergißt.
              wri sind alles etwas besonderes, einfach weil wir da sind.

              morgentau

              Kommentar


                #8
                Meine erste spontane Reaktion auf Eure Postings war übrigens ........ ich antworte nicht mehr, die verstehen mich ja doch nicht.
                Das ist doch immer das beste Zeichen . Wenn ich bei mir so eine "Trotzreaktion" bemerke, dann bin ich im nächsten Augenblick hämisch am Grinsen...über mich selbst

                Falls ich für Dich FreeBird an dem was Du ursprünglich wolltest vorbei schreibe, sag bitte Bescheid, damit ich einen neuen Thread eröffnen kann.
                Nein, ich finde das passt doch sehr gut hierher. Ich finde es auch schwierig, wenn einen Dankbarkeit so in den Mittelpunkt rückt. Das kenne ich auch. Mir hat es geholfen es einfach so sein zu lassen, denn es ist auch bald wieder vorüber. Man muss das gar nicht Abwehren. Eine Antwort die mir in so einer Situation zu geben guttut ist einfach: "Ich freu mich." Und das stimmt auch. Ich freue mich, dass das Problem der anderen jetzt gelöst ist, oder dass sie sich freuen.

                Liebe Grüße
                FreeBird

                Kommentar


                  #9
                  Gute Frage. Ich stelle fest, dass ich die gar nicht einfach so beantworten kann. Eigentlich hat nie jemand irgendwas von mir erwartet. Also habe ich alles so gemacht, wie ich mir überlegt habe, dass es richtig ist. Wenn es sehr gut war habe ich paradoxer Weise immer Ärger und Stubenarest bekommen. Das kam daher, dass man mir nicht geglaubt hat, dass ich es gemacht habe. Weil ich aber darauf bestanden habe, wurde ich also wegen "Lügens" entsprechen zurecht gewiesen. Eigentlich ist das nicht lustig, aber wenn ich das hier so sage, dann muss ich doch über mich schmunzeln. Ich habe nie klein beigegeben, sondern habe für meine Wahrheit gerade gestanden. Vor meinen Großeltern, vor meinen Lehrern (die habe ich in den Wahnsinn getrieben :D ), vor meinen Freunden.

                  Als du sagtest, dass du Dank nicht nur nicht annimmst sondern sogar ablehnst, musste ich an meinen Opa denken. Er ist ein sehr großzügiger Mann der sein ganzes Leben hart für seine Familie gearbeitet hat und all sein Geld ausgegeben hat um das was wir brauchten und uns gewünscht haben zu bezahlen. Später habe ich verstanden, dass das seine Art ist seine Liebe zu zeigen, die man nicht verachten und auch nicht abwerten darf. Er ist sehr stur und introvertiert und Wünsche zu erfüllen war für ihn eine Möglichkeit etwas zum Ausdruck zu bringen dass er fühlt, ohne in dem Sinne seine Gefühle ganz offen zu zeigen. Er hat immer ein Danke vehement abgelehnt und ich glaube deshalb, weil es ihm selbst so viel gegeben hat, diese Dinge zu tun, dass es ihm nicht richtig erschien von seiner Familie dank anzunehmen. Das Dankeschön war wie eine Abwertung.

                  Umgekehrt sagt auch er niemals danke, wenn er etwas bekommt (und wenn ja, ist das gar kein gutes zeichen, wie gesagt, hatte ich bei ihm immer das Gefühl, dass ein Dankeschön abwertend ist), aber wenn er sich richtig freut, dann erwacht in diesem sonst so ernsten Mann eine kindliche Freude. Ich habe ihm mal eine Kiste edler Zigarren geschenkt. Oma schimpft immer über so was, das wußte ich. Ich habe es trotzdem gemacht (oer gerade deswegen, weil sowas ihm dann immer besonders spaß macht) und er ist den ganzen Tag mit dieser Schachtel herum gelaufen und mein Onkel musste eine nehmen und sein Freund der mit ihm zu Besuch war. Dann haben sie alle zusammen die Zigarre gepafft und gelacht, wenn meine Oma schimpfend um sie herumgewedelt ist und die Zigarren verflucht hat.

                  Zuerst dachte ich, als ich gelesen habe, dass du Dankbarkeit ablehnst, dass mich persönlich eine solche Reaktion in einer Situation in der ich wirklich von Herzen dankbar bin, verletzen würde, aber als mir mein Opa einfiel, da dachte ich mir. Nein, stimmt gar nicht. Für mich war die Situation zwischen meinem Opa und mir immer klar, wir haben uns einfach verstanden, und ich habe ihm auch nie wieder danke gesagt, sondern ihn einfach geküsst. Dem konnte er nie wiederstehen :D und er war dann auch immer ganz schüchtern.

                  Liebe Grüße
                  FreeBird

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X