Licht und Schatten

[Hoffnungssuchende]

Guten Morgen,alle zusammen.

Ich habe das alles hier nicht richtig verstanden,aber diese Frage stelle ich mir auch immer wieder.

Wut anzunehmen und mir die Erlaubnis gebe,sie auch heraus zu lassen.

Bei mir kommt sie auch heraus,doch meistens trifft es dann meine Kinder oder meinen Freund...eben andere.
In dem Moment verletze ich sie jedoch.Danach geht es mir noch schlechter,weil diese Leute keine Schuld dafür tragen,das ich unzufrieden oder wütend bin.

Ich hoffe,ihr versteht meine Frage.Ich habe immer unheimliche Probleme,mich verständlich aus zudrücken,das man wirklich weiss,was ich sagen will.Sorry

Lasse ich also meine Wut raus,z.B. an meinen Kindern,dann hasse ich mich danach noch mehr,das ich sie verletzt habe.Das kann ich nicht annehmen,weil ich sie nicht verletzen will.Es kommt einfach über mich.

Wie kann man das ändern?

[Hoffnungssuchende]

Ich gebe ihnen die Schuld für mein eigenes Versagen.

[Tintenweberin]

Ich habe das alles hier nicht richtig verstanden,aber diese Frage stelle ich mir auch immer wieder.

Wut anzunehmen und mir die Erlaubnis gebe,sie auch heraus zu lassen.

Wie kann man das ändern?

Für mich besteht die hohe Schule der Schattenboxerei darin, meine Wut (oder andere wenig sozialverträgliche Befindlichkeiten) anzunehmen ohne sie dem Nächstbesten über den Kopf zu kippen!

Ich gehe mit diesen Befindlichkeiten (nicht immer aber immer öfter) so um wie ich gerne als Kind behandelt worden wäre, wenn die Welt mal wieder besonders gemein zu mir war. Ich nehme mir Zeit für mich, bleibe mir selbst zugewandt, höre mir aufmerksam zu und gebe mir das Gefühl, dass ich auf jeden Fall das Recht habe, mich in diesem Moment so (oder anders) zu fühlen. Ich suche auch nach Möglichkeiten, mir selbst Entlastung zu verschaffen und erlaube mir zum Beispiel, das schmutzige Geschirr noch einen Tag länger stehen zu lassen, zum Abendessen in die Pizzeria zu gehen oder auch mal eine Runde zu jammern. Aber ich setze meinem zornigen Inneren Kind auch ganz klare Grenzen indem ich darauf bestehe, dass Konflikte in einer sozialverträglichen Form gelöst werden, und dass die Arbeit, der ich mich verpflichtet habe, (Schule und Schreiben) auch dann noch ordentlich erledigt wird, wenn es mir mal nicht so besonders gut geht.

Just my two cents
von der Tintenweberin

[Mensch]

Hallo, HS, du kannst doch nach deinem Wutanfall die Sache etwas relativieren.
Wenn ich in der Schule geplatzt war, hab ich meistens angefügt: Kinners, seid mir nicht böse, aber das musste jetzt mal raus, ich hab mich so geärgert und bin auch nur ein Mensch.
Ich stieß damit immer auf Verständnis.

[Tintenweberin]

Wenn ich in der Schule geplatzt war, hab ich meistens angefügt: Kinners, seid mir nicht böse, aber das musste jetzt mal raus, ich hab mich so geärgert und bin auch nur ein Mensch.

Ja, ich glaube, das ist eine echte Alternative.

Vermutlich hängt es von dem persönlichen Temperament ab, welche Methode besser passt...

[Mensch]

Ich muss jetzt hier mal was anfügen, was vielleicht ein bisschen OT ist, aber doch dazu passt.
Manche Menschen verstehen erst, was sie "angestellt" haben, wenn das Gegenüber total aus der Rolle fällt.
Mir ist das ein einziges Mal passiert, als mir ein pubertierender Schüler auf die Frage im Sozialkundeunterricht, welche Verhaltensweisen in der Gesellschaft als typisch weiblich angesehen werden, zur Antwort gab:
Titten, Haare zwischen den Beinen

Es war die 6.Stunde, ich war genauso erschöpft und müde wie die Schüler und bin total ausgeflippt.
Ich weiß nicht, was ich ihm alles an Worten an den Kopf geworfen habe, ich kam erst zu mir ,als ich sagte: Wenn du zum Unterricht nichts anderes beizutragen hast als den Schwanz zwischen deinen Beinen, dann kannst du dich begraben lassen!
Und siehe da: Der solchermaßen Beschimpfte stand auf, hob beide Hände und sagte: Ich entschuldige mich, ich entschuldige mich in aller Form!
Ich entschuldigte mich auch, und dann war gut.

[Hoffnungssuchende]

Natürlich entschuldige ich mich danach.Auch habe dann große Schuldgefühle.
Nein,es darf nicht passieren.Meine Kinder hassen mich dafür heute.

Sie wollen nicht mehr bei mir sein.

Ich will die Wut nicht an ihnen ablassen.Es kommt einfach raus und ich werde verdammt verletzend in diesem Moment.Ich drücke sie nieder und mache sie klein,auch für Dinge,die ich selbst nicht erfüllen kann.

Wie soll ich das annehmen??Ich muss mich doch da beherrschen konnen,verdammt.
Aber das kann ich nicht.Sie fühlen sich durch mich schon minderwertig.

[Tintenweberin]

Vielleicht sollten wir in Zukunft zusammen arbeiten, liebe Mensch-Frau. Spock und Pille waren auch nur als Team unschlagbar...

die Tintenweberin

[Mensch]

Aber gerne, liebe Tintenweberin, stehe mit Rat und Tat zur Seite...

[Fortuna]

wenn ich so darüber nachdenke, dann sind oft auch richtig gute dinge passiert, wenn ich mal richtig wütend geworden bin und dies meinem gegenüber über den kopf gegossen habe!

einmal versuchte mir ein bekannter zu erklären, dass wir frauen ja eh das stärkere geschlecht sind...ohh, da hatte er mich an dem tag aber echt ganz auf dem falschen fuß erwischt...und ich hab den richtig angeschnauzt, das hätte er wohl gerne! bloß selber keine verantwortung übernehmen...blabla! wutschnaub!
der war hellauf begeistert von mir! wie er mir wenige tage später mitteilte, als ich ihm gerade verlegen aus dem weg gehen wollte...!

oder auch, ich äußere mich, mein gegenüber bricht in wilde wut aus, weil ich es wage, einen wunsch gepaart mit kritik vorzutragen (würde die person nie wagen), brüllt und brüllt mich an, bevor ich nachdenken konnte, brüllte ich auf einmal zurück! die person hat mich danach nie wieder angebrüllt...andere aber schon....

ich finde auch, so lange das gebrüll nicht in fieseste persönliche beleidungungen und abwertungen ausartet, kann man sich hinterher immer noch erklären oder entschuldigen, je nach dem...

Menschin, dein beispiel mit dem schüler hat mir sehr gefallen. wenn das mal nicht eine 1A spiegelung von dir an ihn war dann weiß ich auch nicht! und bestimmt sehr nachhaltig!

[Rainer-JGS]

Hurra, das Leben ist wunderbar!

ich finde auch, so lange das gebrüll nicht in fieseste persönliche beleidungungen und abwertungen ausartet, kann man sich hinterher immer noch erklären oder entschuldigen

Das finde ich auch, denn es ist eine Frage der persönlichen Streitkultur, daß man zwar seinen Gefühlen einen starken, lebendigen, kraftvollen und wilden Ausdruck verleht und auch mal kräftig auf den Tisch haut, aber dabei trotzdem NIE in die Niederungen von Haß und Verachtung abstürzt und sich dabei stets auf sprachlich vorzeigbarem Niveau bewegt, so daß man sich nacher wieder und vielleicht sagar besser und tiefer in die Augen schauen kann!

Der Begriff des Zusammenraufens ist ja bekannt und wird hoch geschätzt, weil er die Lebenserfahrung beschreibt, daß man sich durch Raufen, Ringen und Kämpfen wirklich nahe kommt und den Anderen hautnah spühren kann. Eben, wie beim richtigen, körperlichen Raufen, merkt man plötzlich daß der Andere sich ja gut anfühlt und auch gut riecht und plötzlich ist man dick befreundet!

Hurra, das Leben ist wunderbar!

[Anneliese]

Hallo, HS, du kannst doch nach deinem Wutanfall die Sache etwas relativieren.
Wenn ich in der Schule geplatzt war, hab ich meistens angefügt: Kinners, seid mir nicht böse, aber das musste jetzt mal raus, ich hab mich so geärgert und bin auch nur ein Mensch.
Ich stieß damit immer auf Verständnis.

Ich begreife es nicht!
Einerseits gibt es einen Faden im Forum wo geschrieben wurde wie sich manche als Kind gefühlt haben, wie sehr sie unter der Mutter gelitten haben, wie wenig sie sich gesehen und geliebt fühlten und gleichzeitig ist es dann nicht schlimm wenn Kinder anbrüllt werden weil man grade wegen irgendwas wütend ist? Kinder haben ja Verständnis dafür wenn man sich entschuldigt?
Und was, wenn sie es sich zu Herzen nehmen, wenn sie sich deshalb 'falsch' und schuldig fühlen, wenn sie den Wutausbruch auf sich beziehen weil sie es (noch) nicht auseinanderhalten können?

Ich hatte einen Vater der seinen Ärger lautstark zu Hause rausließ. Und jedes Mal bin ich zusammengezuckt, bekam ich auch Angst dass er in seiner Wut zuschlagen könnte, hatte ich das Empfinden etwas falsch gemacht zu haben denn warum sollte er sonst mich anschreien?
Ich habe lange nicht begriffen dass es nicht meine Schuld war wenn er wütend wurde, dass es einfach sein Problem war dass er nicht mit sich im Reinen war und deshalb bei Kleinigkeiten 'verbal ausrastete'.
Nein, ich werde es nie akzeptieren dass Kinder angeschrien werden weil sich Eltern oder andere Personen grade nicht unter Kontrolle haben. Sie wissen gar nicht was sie damit in ihnen auslösen können.

Liebe Hoffnungsvolle,
Du musst Dich selbst aushalten können, Du musst Dich selbst wohlfühlen bei dem was Du tust. Nur Du kannst entscheiden was für Dich richtig ist.
Vielleicht findest Du einen Weg mit Deiner Wut anders umzugehen zB Sport? Vielleicht findest Du auch heraus was die Wut verursacht, wann Du wütend wirst, was Dich wütend macht?
Als meine Kinder klein waren, war ich mal bei einer Fortbildung wie man in der Kindererziehung mit Wut (vor allem der eigenen) umgehen könnte. Die damalige Leiterin des Kurses sagte damals einen Satz der mir heute noch im Gedächtnis ist und an dem ich mich immer erinnert habe wenn ich ärgerlich wurde "Wenn Dich etwas ärgert, wenn Deine Kinder etwas anstellen was Dich ärgert, atme tief durch, bleibe bei Dir und zähle innerlich bis zehn, damit wird Deine Wut kleiner und Du findest neue Wege und Möglichkeiten mit der Situation umzugehen."

Liebe Tintenweberin,

Aber ich setze meinem zornigen Inneren Kind auch ganz klare Grenzen indem ich darauf bestehe, dass Konflikte in einer sozialverträglichen Form gelöst werden, und dass die Arbeit, der ich mich verpflichtet habe, (Schule und Schreiben) auch dann noch ordentlich erledigt wird, wenn es mir mal nicht so besonders gut geht.

Diese Aussage von Dir verwundert mich doch sehr!
Hast Du Hubert und mich doch letzthin als Beispiel genommen mit unserer Art - so hab ich es aufgefasst - Aggressionspotential zu sammeln und an einer anderen Stelle abzugeben. Warum gestattest Du uns nicht auch dass wir unsere Konflikte in sozialverträglicher Form lösen können ohne dann irgendwann auszurasten? Nur weil ich schrieb dass ich Hubert eine geknallt hätte wenn er mich so angesprochen hätte wie die alte Frau? Erstens würde ich es nie tun und zweitens hatte ich hinter meiner Aussage ein gemacht.

Und ich frage mich auch: Wenn Du Deinem Inneren Kind Grenzen setzt, nimmst Du es (also Dich selbst) dann überhaupt an wie Du bist - mit Licht und Schatten, auch mal mit Ausraster?

[Anneliese]

Das finde ich auch, denn es ist eine Frage der persönlichen Streitkultur, daß man zwar seinen Gefühlen einen starken, lebendigen, kraftvollen und wilden Ausdruck verleht und auch mal kräftig auf den Tisch haut, aber dabei trotzdem NIE in die Niederungen von Haß und Verachtung abstürzt und sich dabei stets auf sprachlich vorzeigbarem Niveau bewegt, so daß man sich nacher wieder und vielleicht sagar besser und tiefer in die Augen schauen kann!

Der Begriff des Zusammenraufens ist ja bekannt und wird hoch geschätzt, weil er die Lebenserfahrung beschreibt, daß man sich durch Raufen, Ringen und Kämpfen wirklich nahe kommt und den Anderen hautnah spühren kann. Eben, wie beim richtigen, körperlichen Raufen, merkt man plötzlich daß der Andere sich ja gut anfühlt und auch gut riecht und plötzlich ist man dick befreundet!

Hurra, das Leben ist wunderbar!

Und wer legt fest wo die Niederungen von Haß und Verachtung beginnen?
Vielleicht fühlst Du Dich nicht so leicht verachtet oder gehaßt wie der Andere oder umgekehrt?
Und was ist bei kleinen Kindern? Erwartest Du dass sie es wirklich verstehen können?

Ja, vielleicht kann ich hinterher noch erklären dass es mir leid tut.
Ich kann einem Kind auch eine runterhauen weil ich wütend bin und anschließend sagen dass es mir leid tut - ich konnte aber nicht anders. Manches wütende Geschrei und 'auf den Tisch hauen' fühlt sich wie eine körperliche Ohrfeige an, tut genauso weh und man fühlt sich genauso wertlos und klein gemacht, nicht wahrgenommen und gesehen.

[Orange Seahorse]

mein weg mit aggression:
was mir sehr gefällt ist folgendes: wenn ich merke, dass ich echt schlecht drauf bin, dann sage ich das gleich beim ankommen: "leute, wenn ich heute grimmig schaue oder was unangenehmes sage, nehmt es nicht ernst! ich bin heute ur schlecht drauf!"
ich mag das sehr, auch umgekehrt, wenn mich meine kolleginnen informieren, weil es dann niemand auf sich bezieht, wenn dann was los geht...auch bei den kindern handhabe ich das so....die wut spüren ist erlaubt, und es ist auch wichtig, die anderen zu informieren, damit sie sich wappnen können und es nicht auf sich beziehen....

zuhause gelingt es mir auch des öfteren, nicht immer....es kommt auf den "ursprung" der wut an....

mir ist es auch schon passiert, dass mir menschen, wenn ich nicht meine wut gezeigt habe (und ich kann die unheimlich gut verbergen!), mich als "nicht greifbar" oder "schwammig" empfunden haben...ich habe den eindruck, dass menschen einander auch "austesten" wollen: wo ist deine grenze? wie weit kann ich bei dir gehen?

auch habe ich mir in letzter zeit gedacht, dass der ausdruck von aggression auch eine zeichen der WICHTIGKEIT sein kann! also, wie wichtig ist mir der eine oder der andere wert? verteidige ich ihn mit händen und füssen? oder einen mensch? wenn jemand meinem kind was antun will, werde ich ja zu seinem SCHUTZ aggressiv! ein überlebensinstinkt kommt ans licht! aggression ist doch im eigentlichen sinne: lebenskraft!
und ich weiss, dass ich-wenn ich meine lebenskraft unterdrücke-ins gegenteil rutsche: von der aggression in die de-pression!

ich gebe dir recht, anneliese, dass ein gewisser aggressionspegel bei kindern nicht überschritten werden sollte.....ich gehe davon aus (nach deinen erzählungen), dass dein vater oft über diese grenze bei dir gegangen ist.....sonst würdest du dir ja damit jetzt nicht so schwer tun....doch kindern gegenüber ständig seine aggression zu unterdrücken, halte ich genauso für gefährlich.....das könnte zu einem ausbruch an falscher stelle oder zu depressionen auf beiden seiten führen....denn wenn wir unsere kinder lehren, ihre lebenskraft nach innen zu richten, zerstören sie sich damit selbst!
das kann also auch nicht die lösung sein! auch glaube ich, dass ein gewisses "aushalten" der aggression erwachsener die kinder "gesellschafts- und lebensfähiger" macht! sie lernen, damit umzugehen....und sie lernen, dass erwachsene auch gefühle haben, sie lernen ihre grenzen und ihre schwachpunkte kennen...es kommt mehr nähe zustande....
natürlich in einem "gesunden" ausmass....
und was gesund ist und was nicht, liegt im auge des einzelnen kindes.....das eine reibt sich gerne, das andere ist leichter verschreckt..und das gilt es meiner meinung nach zu beobachten.....
OS

[Orange Seahorse]

anneliese, ich finde es so spannend, weil wir offensichtlich die "gegenteil"-erfahrungen in unseren kindheiten gemacht haben! ich sehe darin eine grosse chance unseres austausches!
in meinem elternhaus war aggression etwas "blöses". sie wurde von alken unterdrückt! und auch den kindern wurde dieses verhalten eingeimpft! resultat: zwei trausrige, tief drinnen wütende und kaputte erwachsen (meine letern) und zwei hochdepressive, einsame kinder mit selbstmordgedanken!
super! echt toll!
wenn du oben von einer ohrfeige sprichts, so möchte ich hier einwerfen, dass sich niemlas gecshlagen wporden bin. doch:
ich hätte es mir sooooo GEWÜNSCHT!!!!!! warum???????? weil meine mutter endlich "gefühl" gezeigt hätte! weil cih endlich nicht mehr ignoriert, sondern wahrgenommen worden wäre!
und weil ich endlich BERÜHRT worden wäre!


tja,...das ist meine geschichte zur aggression....
und ich kämpfe bei allen mir anvertrauten kindern, dass sie ihre aggression fühle DÜRFEN! ich suche mit ihnen möglichkeitemn , damit "nichtzerstörereisch" umzugehen! (polsterschlacht, schreien (schrei-spiele!), stampfen,...einfach annehmen und rauslassen...ohne andere verletzen zu müssen: das ist der weg, den ich als gesund betrachte!) ich möchte kinder um mich haben, die voller lebenskraft sind und mit ihr umgehen können!
ja, das ist mein ziel!
OS