Hallo Zauberwort,
Ich kenne den Begriff Krankheitsgewinn durchaus. Er wird allerdings nicht exklusiv in der Psychologie verwendet, sondern auch von religiös oder esoterisch geprägten Menschen, mit denen ich gesprochen habe. Der Begriff Depression oder Theorie wird ja auch nicht nur von Psychologen oder anderen Wissenschaftlern verwendet und der Alltagsgebrauch von Begriffen unterscheidet sich oft von der genau umrissenen fachlichen Definition.
Es ging mir darum, daß jeder für sich in seinem Leben und Erlebten einen Sinn sehen kann. Ich weigere mich nur, daß mir jemand sein Erklärungsmodell überstülpt, a la:
Gott will das so, Du bist nur zu dumm seinen großartigen Plan für Dich zu verstehen.
Oder: Du hast Dich vor dieser Reinkarnation für diesen Weg entschieden (was erstens deterministisch ist und ich daher aus naturwissenschaftlichen und philosophischen Gründen ablehne, und was zweitens heißen soll, daß ich mir das genauso ausgesucht habe - ja klar, eine depressive, suizidgefährdete Mutter, einen gefühlskalten Vater und einen zeitweise extrem aggressiven Bruder - habe ich mir genauso ausgesucht. Meine Seele hat vor meiner Geburt Bilanz gezogen und die perfekte Familienkonstellation erdacht und dann aufgesucht, um mich weiterzuentwickeln. Und natürlich kann ich mich jetzt nicht mehr an meine Entscheidung erinnern, muß aber damit leben.). Diese Erklärung basiert auf vielen absolut wackeligen Hypothesen.
Vielleicht bin ich auch einfach an die grausame Sorte Esoteriker geraten, die eigentlich das glauben, was man sehr lange Zeit glaubte: Daß körperliche Defekte charakterliche Defekte sichtbar machen, und daß man demzufolge einem Menschen, der aufgrund seines Aussehens (Buckel, Blindheit etc.) sicher ein schlechter Mensch ist, nicht helfen sollte.
Ich wehre mich auch gegen die von Christen in der Vergangenheit oft vertretene Haltung, daß Leiden an sich immer edel ist und adelt. Ich bin als Mensch durch mein Leid nicht schlechter und vielleicht sogar besser geworden, aber ich habe so viele Menschen erlebt (z.B. in einer Rehaklinik), die aufgrund ihrer starken Schmerzen nur noch als leere Hülle existierten und deren einziges Thema der Schmerz geworden war, daß ich diesem Konzept in seiner verallgemeinernden Form wenig abgewinnen kann. Ich sehe meine Situation als Herausforderung, an der ich wachsen kann. Aber wenn der Schmerz irgendwann so groß ist, daß daß ich nicht mehr klar denken kann, würde auch ich vielleicht zur leeren Hülle werden. Ich hatte schon so starke Migräneanfälle, daß ich diesen Zustand kenne.
Auch unter Schmerzpatienten gibt es einiges Unverständnis gegenüber anderen Schmerzpatienten. Schmerz macht nicht empathisch, manchmal bewirkt er eher das Gegenteil, weil er den Menschen auf sich zurückwirft. Vielleicht sind deswegen manche Schmerzpatienten so schwer zu ertragen, sehr auf sich fixiert, fordernd und egoistisch. Ich glaube nicht, daß man sagen kann, daß nur Schmerzpatienten andere Schmerzpatienten verstehen können. Nach der Logik dürften sonst ja nur Afroamerikaner über Afroamerikaner forschen, Frauen über Frauen usw. usf.. Das halte ich für absurd.
Und ich habe natürlich einiges aus Therapien gelernt, aber vieles auch selbst erkannt. Eine Kombination aus veränderter Einstellung und verändertem Verhalten, Entspannungsübungen, Medikamenten und vielen anderen kleineren Dingen hilft mir, meinen Alltag produktiv zu leben und nicht zu sehr um meine Vergangenheit zu kreisen.
Vielleicht ist ja jetzt klarer geworden, was ich meinte. Ich denke, daß Du mich mißverstanden hast, insbesondere in der Frage des Sinns.
Viele Grüße von der Freundin der Weisheit
Zitat von Zauberwort
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Zitat von Zauberwort
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Gott will das so, Du bist nur zu dumm seinen großartigen Plan für Dich zu verstehen.
Oder: Du hast Dich vor dieser Reinkarnation für diesen Weg entschieden (was erstens deterministisch ist und ich daher aus naturwissenschaftlichen und philosophischen Gründen ablehne, und was zweitens heißen soll, daß ich mir das genauso ausgesucht habe - ja klar, eine depressive, suizidgefährdete Mutter, einen gefühlskalten Vater und einen zeitweise extrem aggressiven Bruder - habe ich mir genauso ausgesucht. Meine Seele hat vor meiner Geburt Bilanz gezogen und die perfekte Familienkonstellation erdacht und dann aufgesucht, um mich weiterzuentwickeln. Und natürlich kann ich mich jetzt nicht mehr an meine Entscheidung erinnern, muß aber damit leben.). Diese Erklärung basiert auf vielen absolut wackeligen Hypothesen.
Vielleicht bin ich auch einfach an die grausame Sorte Esoteriker geraten, die eigentlich das glauben, was man sehr lange Zeit glaubte: Daß körperliche Defekte charakterliche Defekte sichtbar machen, und daß man demzufolge einem Menschen, der aufgrund seines Aussehens (Buckel, Blindheit etc.) sicher ein schlechter Mensch ist, nicht helfen sollte.
Ich wehre mich auch gegen die von Christen in der Vergangenheit oft vertretene Haltung, daß Leiden an sich immer edel ist und adelt. Ich bin als Mensch durch mein Leid nicht schlechter und vielleicht sogar besser geworden, aber ich habe so viele Menschen erlebt (z.B. in einer Rehaklinik), die aufgrund ihrer starken Schmerzen nur noch als leere Hülle existierten und deren einziges Thema der Schmerz geworden war, daß ich diesem Konzept in seiner verallgemeinernden Form wenig abgewinnen kann. Ich sehe meine Situation als Herausforderung, an der ich wachsen kann. Aber wenn der Schmerz irgendwann so groß ist, daß daß ich nicht mehr klar denken kann, würde auch ich vielleicht zur leeren Hülle werden. Ich hatte schon so starke Migräneanfälle, daß ich diesen Zustand kenne.
Auch unter Schmerzpatienten gibt es einiges Unverständnis gegenüber anderen Schmerzpatienten. Schmerz macht nicht empathisch, manchmal bewirkt er eher das Gegenteil, weil er den Menschen auf sich zurückwirft. Vielleicht sind deswegen manche Schmerzpatienten so schwer zu ertragen, sehr auf sich fixiert, fordernd und egoistisch. Ich glaube nicht, daß man sagen kann, daß nur Schmerzpatienten andere Schmerzpatienten verstehen können. Nach der Logik dürften sonst ja nur Afroamerikaner über Afroamerikaner forschen, Frauen über Frauen usw. usf.. Das halte ich für absurd.
Und ich habe natürlich einiges aus Therapien gelernt, aber vieles auch selbst erkannt. Eine Kombination aus veränderter Einstellung und verändertem Verhalten, Entspannungsübungen, Medikamenten und vielen anderen kleineren Dingen hilft mir, meinen Alltag produktiv zu leben und nicht zu sehr um meine Vergangenheit zu kreisen.
Vielleicht ist ja jetzt klarer geworden, was ich meinte. Ich denke, daß Du mich mißverstanden hast, insbesondere in der Frage des Sinns.
Viele Grüße von der Freundin der Weisheit


... man lehrt am besten das, was man selbst zu lernen hat.
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