Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Sind Affirmationen oberfächliche Manipulation?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Sind Affirmationen oberfächliche Manipulation?

    Jetzt trau ich mich doch nochmal, einen Faden aufzumachen...

    Ein Beipiel: Ich überlege, ob ich bei meinem Freund einziehen möchte und stelle fest: da ist nicht nur Begeisterung. Um einen Aspekt herauszugreifen: Das Haus ist sehr dunkel und ich brauche sehr viel Licht. Da kann ich einerseits meinen Blick auf die positiven Seiten lenken (es ist wunderschön gelegen) oder aber hinterfragen, ob ich nicht einen tiefergehenden Widerstand habe, mit meinem Freund zusammenzuziehen. Das ist, wohlgemerkt, sehr vereinfacht, um meine Frage zu illustrieren. Ähnliche Situationen ergeben sich für mich, wenn es um die Beziehung zu meinen Eltern geht oder um Spaß bei der Arbeit und und und. Ich stelle immer wieder fest, dass ich auf inneren Widerstand stoße, wenn es um Affirmationen oder positives Denken geht. Es drängt sich dann die Frage auf: belüge ich mich nicht selber? Manipuliere ich mich nur, damit ich besser (im Sinne des Partners oder der Allgemeinheit) funktioniere? Ich weiß, dass Authentizität eins meiner großen Themen ist und ich vor dem Hintergrund besonders misstrauisch bin.
    Es schwingt auch mit, dass ich nicht das Symptom, sondern die Ursache beseitigen will. Finde ich die Ursache für meinen Widerstand nicht (nachdenken tue ich genug, vielleicht in die falsche Richtung, andere Wege sind hier möglich), oder ist keine tiefergehende da, es handelt sich "einfach" um einen Glaubenssatz, eine negative Assoziation, eine Gewohnheit, die ich vielleicht durch eine Affirmation oder eine Blickwinkeländerung beseitigen kann?
    Die gleiche Gegenüberstellung sehe ich übrigens auch in verschiedenen therapeutischen Richtungen wie tiefenpsychologisch orientierte oder Verhaltenstherapie.

    "Richtig ist, was hilft". Jemand hat mir mal gesagt, wenn man Widerstände beseitigt, obwohl sie ihren Sinn haben (eben eine tiefergehende Ursache), kommen sie (vielleicht in anderer Form) wieder. Aber das kann natürlich eine Endlosschleife werden.

    Wie seht Ihr das? Wie geht Ihr damit um?
    Mir geht es hier NICHT darum, ein konkretes Problem zu lösen, sondern diese immer wiederkehrende Ambivalenz bzgl. Affirmationen und positivem Denken klarer zu kriegen (da ich doch große Hoffnungen reinsetzte). Geht das überhaupt? *grübel*

    #2
    Hallo Nomada,

    mir geht es meistens wie dir. Affirmationen rufen nur Widerstand in mir hervor bzw. das Gefühl mich selbst zu belügen. Auch mit mir geht es immer besser und besser ist mir nicht geholfen.

    Hingegen positives Denken halte ich für möglich. Als Beispiel meine neue Wohnung. Sie hat einige Vorteile, aufgrund derer ich mich dafür entschieden habe dort zu wohnen, aber ist längst nicht perfekt, also auch ein paar Negativpunkte und genauso ist es auch bei meinem Job, gute und negative Seiten.

    Meine Lösung dazu ist anzuerkennen, dass es die negativen Seiten auch gibt. Also das ist nun mal so und dann bewusst zu entscheiden, worauf ich meine Aufmerksamkeit lenke. Also jetzt nicht versuchen die negativen Seiten schön zu reden, sondern akzeptieren, dass sie da sind, aber das ich mich nicht darauf fixieren muss. Bei deinem Beispiel mit der Wohnung würde ich niemals behaupten, dass es eh nicht so schlimm ist und in Wirklichkeit wird Helligkeit eh überbewertet oder so. Sondern wenn du dich dafür entscheidest, dann zu sagen ich erfreue mich und bin dankbar für die positiven Sachen.

    Ich bin zB mit der Gegend von meiner Wohnung nicht hundertprozentig zufrieden (also der Art der Nachbarn) und das sie im Hochparterre ist (einbruchsgefahr war da mein Gedanke), aber die Wohnung ist innen einfach wunderschön, hat einen schönen Ausblick und ist in der Nähe von einigen Erholungsgebieten (also Parks, Flüsse). Und jetzt versuche ich so oft wie möglich die positiven Aspekte zu nutzen und dem anderen einfach nicht viel Beachtung zu schenken.

    Da hab ich mal ein gutes Buch von Doris Wolf gelesen "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen". Man kann den ganzen Tag über alles schlechte nachgrübeln, was es an jeder Situation oder jedem Menschen gibt oder einfach den Fokus woanders hinlenken.

    Wer zwingt dich dauernd an das schlechte zu denken bzw. das wichtig zu nehmen.

    Und wenn mich meine eintönige Arbeit langweilt, dann rufe ich mir das Gefühl der Zusammengehörigkeit und Verbundenheit mit meinen Kollegen vor Augen, die mir wichtig sind und erfreue mich daran und mach dann gleich lieber weiter.

    Ich weiß nicht, ob ich verständlich machen konnte was ich meine. Ich hab früher und oft auch noch heute immer versucht schlechte Gefühle und Sachen dauernd zu bekämpfen mit Affirmation und positivem Denken, statt einfach meinen Fokus auf das zu lenken, was ich bereits als positiv empfinde und das andere einfach nicht mehr so wichtig zu nehmen.

    Liebe Grüße
    Meralia

    Kommentar


      #3
      Ich bin da eher weitergekommen in dem ich meinen Träumen nachgegangen bin, also denen nachts im Schlaf.
      Habe dabei festgestellt, das es inhaltlich um die Dinge geht, die mich wirklich bewegen, und die unterbewußt verarbeitet werden.
      Zum einen wird in den Träumen die "Problemlage" klar, und zum anderen bin ich der Meinung gibt es auch immer einen Lösungsansatz zu entdecken.
      Vielleicht hilft es Dir, wenn Du einmal schriftlich Deine Träume, soweit Du Dich morgens daran erinnern kannst, aufschreibst und analysierst. Manchmal mache ich von diesen Themen dann Mind-maps und ergänze sie, wenn ich zu neuen Erkenntnissen gekommen bin.
      Wenn ich versuche Probleme rein auf kognitiver Ebene zu bearbeiten habe ich den Verdacht, dass mein Verstand immer in Verdacht seht das Unbewußte zu unterdrücken, wenn ich ihn mit den Träumen konfrontiere, muss er Aspekte berücksichtigen, die er sonst nicht in Erwägung zieht.

      Kommentar


        #4
        hmm

        mir fällt dazu ein:
        es ist im leben selten entweder-oder. meist ist es ein sowohl-als-auch.

        nimm doch ruhig die negativen seiten der realität auch wahr. es bringt ja nichts sie zu verleugnen oder so. nimm wahr, dass mit deinem freund zusammenziehen nicht nur vorteile bring!! dass du an einem ort wohnst, der nicht zu 100% deinen vorstellungen entsprechen wird. dass es probleme in eurer beziehung geben wird, die ihr dann lösen werdet müssen. dass ihr bestimmt durch das vermehrte zusammen sein auch andere/neue probleme haben werdet.
        dass deine arbeit spaß macht - aber oft auch anstrengend/mühsam ist. dass die beziehung zu deinen eltern von einigen altlasten belastet, aber doch stabil und etwas gutes für dich ist. usw usw.

        nimm doch sowohl die schönen als auch die schattenseiten wahr!
        mir scheint du konzentrierst dich zu sehr auf schwarz-oder-weiß.

        oder versteh ich deine frage falsch... ?

        alles liebe, m

        Kommentar


          #5
          Noch ein Nachtrag:

          Und was ich auch oft falsch mache, zu überlegen ob die positiven Seiten die negativen überwiegen oder sie aufheben. Weil es gibt einfach beide Seiten, aber ich muss nicht dauernd über die schlechten Seiten nachgrübeln. Niemand zwingt mich dazu.

          Das ist auch bei meinem Selbstbild so, ich kann mich dauernd darauf konzentrieren, welche Fehler ich mache oder immer wieder sehen, wie ich aus Fehlern lerne, wie gut ich es schaffe darüber zu stehen oder sie dann zu beheben oder überhaupt was ich gut mache.

          LG
          Meralia

          Kommentar


            #6
            Zitat von Mooie
            ...gehe ich richtig in der annahme, dass du deine gedanken und deine glaubenssätze von deiner authenzität trennst?

            leben wir nicht das, was wir denken?
            Was meinst Du damit?

            gute gedankenansätze zu dem thema findest du bei The Work von Byron Katie
            Die Trennung Glaubenssätze-Authentizität sehe ich tatsächlich *verdutzt-guck*. Die Glaubenssätze stehen mir im Weg - es ist richtig, dass sie mir über "the work" in gewisser Weise weiterhelfen. Willst Du mir eine "Auflösung" über the work vorschlagen als Alternative zu (vielleicht) platten Affirmationen? *Work-auf-to do-Liste-setz*

            Kommentar


              #7
              @Meralia: Richtig, ich versuche auch abzuwägen, überwiegen positive oder negative Seiten (bei einer Entscheidung). Ich habe jetzt aber nicht verstanden, wie sich das bei Dir auflöst, denn irgendwann musst Du ja entscheiden. Oder war das der falsche Kontext?
              Der Ansatz, die negativen Seiten nicht zu übertünchen sondern zu akzeptieren und dann in den Hintergrund zu rücken, gefällt mir gut. Mmmh, ich überlege nur gerade: manchmal poppen sie halt immer wieder hoch. DANN habe ich das Gefühl, ich muss dem nachgehen: Ursachenforschung betreiben oder einen grundsätzlichen Perspektivenwechsel schaffen, weil es auf die Dauer belastet. *weitergrübel* Oder vielleicht sollte ich eher die Wiederholung als solche akzeptieren... Auch ein Ansatz, danke.

              Kommentar


                #8
                @Hubert: Finde ich bemerkenswert, dass Dir das weiterhilft! Da möchte ich das doch auch wieder etwas ernster nehmen... Ich träume viel und gern, notiere mir auch häufig etwas, schaffe aber selten eine befriedigende Interpretation. War wohl zu oberflächlich, habe ich den Eindruck. *lach* Fällt mir doch gerade ein, wie häufig ich im Traum im Wohnheim oder einer WG bin. Da werde ich einfach beim nächsten Traum (nee, bei meiner Sammlung!) direkt meine Themenliste gegenüberstellen und abklopfen.
                Zitat von Hubert1 Beitrag anzeigen
                ...Wenn ich versuche Probleme rein auf kognitiver Ebene zu bearbeiten habe ich den Verdacht, dass mein Verstand immer in Verdacht seht das Unbewußte zu unterdrücken, wenn ich ihn mit den Träumen konfrontiere, muss er Aspekte berücksichtigen, die er sonst nicht in Erwägung zieht.
                Den Verdacht habe ich auch und versuche meinen Verstand deswegen immer mal auszutricksen. "Konfrontieren" ist an der Stelle en gutes Stichwort, den Träumen großeres Gewicht einräumen - danke!.

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von marilyn0210 Beitrag anzeigen
                  mir fällt dazu ein:
                  es ist im leben selten entweder-oder. meist ist es ein sowohl-als-auch.
                  Das geisterte mir ja auch durch den Kopf.

                  ...nimm doch sowohl die schönen als auch die schattenseiten wahr!
                  mir scheint du konzentrierst dich zu sehr auf schwarz-oder-weiß.

                  oder versteh ich deine frage falsch... ?
                  Mmmh, bin nicht sicher. Es geht nicht darum, das Negative ganz abzuschalten sondern darum, was ich damit mache. Mal ganz anders formuliert:

                  Wenn ich einen negativen Gedanken/ein negatives Gefühl habe, kann ich das einfach stehen lassen ("es ist ok"), vielleicht mich auf etwas positives konzentrieren (im Sinne vom positiven Denken) oder ich kann das Negative fragen: wovor warnst Du mich? Um bei den ersten Beispielen zu bleiben:

                  Bzgl. Eltern kann ich, wenn mich eine Eigenschaft nervt, meinen Blick auf eine schöne Eigenschaft richten (positiv Denken, Affirmation "Ich genieße die Lebendigkeit meiner Mutter") - oder ich fange an zu hinterfragen, warum mich das nervt und entdecke vielleicht ein neues Bedürfnis bei mir, dass ich decken möchte. Oder eine alte Wunde (die vielleicht aber schwer zu heilen ist, das ist aber eine andere Geschichte). Die erste Variante klingt leichter aber ich hinterfrage eben die Nachhaltigkeit.

                  Ok, ich höre Eure Antwort schon, glaube ich: situationsabhängig. Oder eben nacheinander ausprobieren. Muss ich weitergrübeln.

                  Kommentar


                    #10
                    Zitat von Nomada Beitrag anzeigen
                    @Meralia: Richtig, ich versuche auch abzuwägen, überwiegen positive oder negative Seiten (bei einer Entscheidung). Ich habe jetzt aber nicht verstanden, wie sich das bei Dir auflöst, denn irgendwann musst Du ja entscheiden. Oder war das der falsche Kontext?
                    Der Ansatz, die negativen Seiten nicht zu übertünchen sondern zu akzeptieren und dann in den Hintergrund zu rücken, gefällt mir gut. Mmmh, ich überlege nur gerade: manchmal poppen sie halt immer wieder hoch. DANN habe ich das Gefühl, ich muss dem nachgehen: Ursachenforschung betreiben oder einen grundsätzlichen Perspektivenwechsel schaffen, weil es auf die Dauer belastet. *weitergrübel* Oder vielleicht sollte ich eher die Wiederholung als solche akzeptieren... Auch ein Ansatz, danke.
                    Bei mir ist es so, dass ich mich sehr quäle mit den positiven und negativen Seiten solange ich noch in der Entscheidungsphase bin. Weil ich finde, da sollte man das ja auch abwägen. Was macht mich persönlich glücklich. Und im Falle meiner Wohnung war es, dass ich ein gutes Gefühl in der Wohnung hatte, weil sie so schön war und dass ich für meine Freizeit die Erholungsgebiete in der Nähe haben wollte, was mich jetzt wirklich glücklich macht. Aber sobald ich die Entscheidung getroffen, versuche ich das grübeln zu lassen (klappt nicht immer).

                    Also zB wenn ich unzufrieden bin in der Arbeit. Dann kann ich kurz reflektieren, will ich die Arbeit im Moment wechseln oder nicht, kann ich die positiven und negativen Aspekte abwägen und für mich persönlich entscheiden, was tut mir gut. Niemand kann einem da sagen, was wichtiger ist, aber für alles muss man natürlich auch einen Preis zahlen, es gibt nichts positives ohne negatives. Aber wenn ich mich jetzt entscheide, momentan will ich, aus welchen Gründen auch immer, die Arbeit nicht wechseln, dann richte ich den Fokus auf die positiven Seiten.

                    Am besten würde ich es mit "change it, love it, or leave it" zusammenfassen. Also nicht ewig grübeln, sondern schauen, wo kann man was verändern, also an der Wohnung, an der Arbeit, durch Arbeit an der Beziehung und dann aber nicht ewig untätig hadern. Verstehst du? Statt ursachenorientiert, lösungsorientiert.

                    Vielleicht ist das aber auch an deiner Thematik vorbeigedacht. Das ist nur meistens mein Problem, dass ich ewig hadere mit einer Situation, die ich ja doch nicht ändern will. Und wenn ich mir ehrlich eingestehe, dass die Vorteile für mich im Moment überwiegen. Also zB dass ich in deinem Fall offen entscheide, ich ziehe zu meinem Freund und will damit glücklich sein, auch wenn ich mir klar bin, dass mir die Helligkeit fehlen wird oder die umgekehrte Entscheidung. Ich weiß, dass meine Unglücklichkeit in der Dunkelheit die Beziehung nur belasten würde und deswegen ziehe ich nur mit ihm zusammen, wenn wir uns gemeinsam eine andere Wohnung suchen. Also zu deinen Gunsten und zu Gunsten der Beziehung.
                    Und nach der Entscheidung hadere ich nicht ewig, ich hätte doch einziehen sollen oder es ist ja so schlimm in der Dunkelheit. Verstehst du?

                    Das ist das, woran ich arbeite. Ich habe zB im Moment entschieden, ich will meine Arbeit nicht verändern, weil das soziale Netz bei den Kollegen einfach sehr gut ist und die Arbeit manchmal auch Freude macht und bilde mich nebenher weiter um die Möglichkeit zu haben zu wechseln, wenn ich bereit bin. Und währenddessen bin dankbar für alles schöne, was es an dieser Arbeit gibt und fühle mich nicht darin gefangen, weil ich es ja so entschieden habe.

                    Mann, ich schreib hier ewige Schwarten. Sorry. Aber das ist etwas, was mich auch sehr beschäftigt. Und wo ich auch noch viel an mir zu arbeiten habe. Falls das jetzt wieder völlig an dir vorbeigeschrieben ist, tut es mir leid , musste wohl raus .

                    Liebe Grüße
                    Meralia

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Nomada Beitrag anzeigen
                      Wenn ich einen negativen Gedanken/ein negatives Gefühl habe, kann ich das einfach stehen lassen ("es ist ok"), vielleicht mich auf etwas positives konzentrieren (im Sinne vom positiven Denken) oder ich kann das Negative fragen: wovor warnst Du mich?
                      Hi Nomada,

                      wow das ist eine echt gute Frage, wenn du die Antwort darauf hast, dann würde mich das auch sehr interessieren. Ich stehe nämlich im gleichen Konflikt. Habe deine erste Fragestellung nur anders interpretiert.

                      Aber Hinterfragen vs. Loslassen - spannendes Thema
                      Da bin ich auch noch auf keinen grünen Zweig gekommen, ich schwanke dauernd hin und her.

                      LG
                      Meralia

                      Kommentar


                        #12
                        *kicher* Da bin ich ja gespannt, Mooie! Würde mich freuen, wenn wir da gemeinsam neue Erkenntnisse gewinnen. The work habe ich im Visier. Bin nur nicht sicher, ob ich einen Arbeitssatz formulieren kann. Ich habe ja weniger eine Befindlichkeit als eine Frage, die ich untersuche - oder? *weitergrübel* "Affirmationen sind oberflächliche Manipulation"... ... Mmmh. ...

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von Meralia Beitrag anzeigen
                          ...Aber Hinterfragen vs. Loslassen - spannendes Thema
                          Da bin ich auch noch auf keinen grünen Zweig gekommen, ich schwanke dauernd hin und her.
                          Schönes Bild: Du meinst, Du BIST der schwankende grüne Zweig?

                          Danke für Deine ausführlichen Antworten - und für die Erinnerung an mein (vergangenes?) Hauptmotto: Love it, change it or leave it. Aber wie Du schon andeutest: es geht nicht darum OB ich das Grübeln aufgeben, sondern welche der 2 Wege (positives Denken versus "endgültigem" Hinterfragen) ich wähle, um dem beizukommen.


                          Schon nett, wie während des Schreibens zumindest die Fragestellung immer konkreter wird.

                          Kommentar


                            #14
                            Hallo Nomada.

                            ich teile deinen Widerstand gegen Affirmationen, die ich versuche, mir durch blosse Wiederholung einzuhämmern. Eine (selbst positive) Aussage wird nicht wahrer dadurch, dass man sie häufig wiederholt.

                            Ein für mich sehr akutes Beispiel: Zeit. Oft, wenn ich etwas tue, habe ich das Gefühl, dafür sei "eigentlich" gar keine Zeit. Meine ständige Angst ist: Ich habe keine Zeit. Es lohnt sich, diesen Glaubenssatz zu bearbeiten, denn er tritt irrational auf und hat nichts damit zu tun, wie viel oder wenig Zeit ich tatsächlich habe.

                            Die Affirmation:
                            Ich habe ausreichend Zeit, alles, was ich mir vorgenommmen habe ruhig und überlegt zu erledigen.
                            Wahlweise mit mehr Enthusiasmus: ICH HABE ALLE ZEIT DER WELT!!!

                            Ich hätte wie du einen inneren Widerstand dagegen, mir diese Affirmation in Stresssituationen Gebetsmühlenartig daherzusagen, um die Stressgefühle auszuschalten.

                            Was mir besser gefällt ist, den Gedanken mal unter die Lupe zu nehmen und zu sehen, ob es möglich ist, anders darüber zu denken (ohne mich jedoch zum umdenken zu zwingen!). Ich denke also: Ich habe keine Zeit. Wäre es möglich, anders darüber zu denken? Welche neuen Handlungsmöglichkeiten würde mir ein Umdenken eröffnen? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich denken würde: ich habe alle Zeit der Welt? Wie würde ich dann handeln? So entsteht eine kleine "Erosionsspur" in meinen festgefahrenen Gedanken. Es öffnet sich ein Weg in positivere Denkspuren - ohne Zwang.

                            Was mir in letzter Zeit immer wichtiger wird ist, den Gedanken Taten folgen zu lassen. Wenn ich also überlegt habe: wie würde ich handeln, wenn ich genügend Zeit hätte, diese Sache überlegt zuende zu bringen? Und die Antwort lautet: ich würde den Schritt, für den ich heute die Informationen habe, jetzt erledigen und ordentlich abheften, und morgen Person Y anrufen um die fehlende Info zu erhalten. Dann müsste ich das auch tun (vor allem Dokumente ordentlich beschriften und ablegen tue ich nämlich nicht, wenn mir mein Gefühl sagt, ich hätte keine Zeit). Dann hätte ich, wenn ich morgen problemlos die Akte im Ordner finde und mit X am Telefon das Problem in 5 Minuten klären konnte bereits einen Beweis, dass die Angst "Ich habe keine Zeit" unbegründet gewesen ist. Die Erosionsspur wird breiter.

                            Allerdings fallen die Situationen die du beschreibst ja eher nicht in die Kategorie irrationaler Glaubenssätze, oder vielleicht doch? Überprüfe doch mal die Gedanken:
                            - ich sollte die Eigenarten meiner Mutter geniessen
                            Was wäre, wenn du dir erlaufen könntest, bestimmte Seiten an ihr wirklich nicht zu mögen, oder unter bestimmten Umständen nicht mit ihr zusammensein zu wollen?
                            - ich bin nur glücklich, wenn ich mich in einem hellen Raum befinde
                            - wenn ich mit meinem Freund zusammensein will, geht das nur in einer miefigen Wohnung
                            Spiele doch mal mit diesen Gleichsetzungen: ist die Gleichsetzung Glück = helles Umfeld wirklich so absolut? Welche Art von Enge fürchtest du, wenn du mit deinem Freund zusammenziehst? Was wäre, wenn du denken könntest: mit meinem Freund zusammenzuziehen, gibt mir ein Gefühl von Weite?

                            Das sind so meine Gedanken
                            Marigold

                            Kommentar


                              #15
                              Liebe Nomada!

                              Zitat von Nomada Beitrag anzeigen
                              Wenn ich einen negativen Gedanken/ein negatives Gefühl habe, kann ich das einfach stehen lassen ("es ist ok)
                              Ja, unbedingt!
                              In meiner letzten Therapie ging es genau um das. Zuvor hatte ich versucht mich zu ändern, mit allen mir bekannten Tricks und auch mit Hilfe eines Therapeuten - es ging gründlich daneben!

                              Inneren Widerstand kenne ich gut, ich habe den größten Teil meines Lebens damit verbracht ihn zu überwinden. Kannte es nicht anders, und habe ja auch oft genug gehört, dass das Leben schwierig ist. Ich bin heute froh darüber, dass ich meist darauf hören kann, wovon er mir abrät.
                              Ich höre dann auch in mich hinein und versuche tiefer liegende Ursachen zu finden. Manchmal gelingt es, manchmal nicht. Dann lasse ich das Gefühl halt sozusagen im Raum stehen, kann sein, dass sich die Ursache irgendwann von selbst „meldet“, oder ich lebe mit der Ungewissheit.

                              Das klingt einfacher als es ist, und manchmal muss einfach eine Entscheidung getroffen werden, und ich denke, manchmal muss man mit der Möglichkeit leben, dass die getroffene Entscheidung nicht die beste sein könnte. Vielleicht kommst Du damit weiter, wenn Du in Dich hinenhörst, wie sich die eine Möglichkeit anfühlt und wie die andere? Sein Gefühl mit einer Affirmation zu übertünchen, damit eine vom Verstand getroffene Entscheidung sich besser anfühlt, das halte ich jedenfalls nicht für den richtigen Weg.

                              Positives Denken bedeutet für mich nicht, etwas schönzureden, sondern neben dem Anerkennen des „Negativen“ auch Aufmerksamkeit auf das Schöne zu richten. Ich kann mich abwechselnd über etwas ärgern und anderes genießen bzw. mich dran freuen. Vielleicht auch mal von letzterem mehr .. ..

                              liebe Grüße
                              Veronika / Fjäril

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X