Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Wut, Trauer, Ent-täuschung, ausgehalten werden wollen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #31
    Zitat von Anneliese Beitrag anzeigen
    Wie geht es euch denn bei dem Wort 'Profil' oder auch bei dem ganzen Gedanken?
    Ich fühle mich wohl mit dem Wort "Profil". Ich zeige mich und dadurch entsteht bei Gegenüber ein "Bild" ... ein klar begrenzter "Umriss". Ich mache mich sichtbar und fassbar für mein Gegenüber.

    Klarheit ist für mich ganz wichtig, um bei mir den Impuls zu wecken, mich mit einem anderen Menschen auseinandersetzen zu wollen. So lange ich ihn nur als schemenhaften Wackelpudding wahrnehme, schaue ich ganz gerne einfach vorbei. Klar zutage tretende Konturen jedoch reizen mich zum Hinschauen ... provozieren mich vielleicht auch, mich an ihnen zu reiben, den Widerstand zu suchen, wirklich Kontakt aufzunehmen und nachzuspüren.

    Kommentar


      #32
      Guten Morgen zusammen,

      nach einem sehr bewegenden ereignisreichem Tag - nicht nur hier im Forum - möchte ich euch noch ein paar Gedanken aufzeigen.

      Kennt ihr das Märchen vom Rumpelstilzchen? Dieses kleine hutzelige Männchen das ums Feuer hüpft und immer schreit "heute koch ich, morgen back ich, übermorgen krieg ich der Königin ihr Kind! Ach wie gut dass niemand weiß dass ich Rumpelstilzchen heiß"?
      So wie dieses Rumpelstilzchen ums Feuer hüpft und schreit, so springt den ganzen lieben langen Tag ein kleines Männchen in meinem Kopf herum und schreit "tu dies nicht, tu das nicht, sei nicht so, mach das anders...". Ich hab es heute früh nun 'Rumpelstilzchen' getauft nachdem ich dieses Bild plötzlich vor Augen hatte

      Warum es ein Männchen ist und nicht eine Frau? Diese Frage stellte ich mir dann, aber ich bekam nicht wirklich eine Antwort - oder doch? Vielleicht verbinde ich es ein wenig mit meinem Vater? Nicht weil er wie Rumpelstilzchen rumhüpfte, sondern weil das, was mein Männchen ständig spricht, doch sehr durch meinen Vater geprägt wurde.

      Na ja, wie dem auch sei, mein Rumpelstilzchen war heute früh schon sehr aktiv. Als mir all eure mich sehr berührenden Antworten durch den Kopf gingen hüpfte es rum und sprach "Bist Du jetzt endlich zufrieden? Hast Du jetzt genügend Anerkennung? Hast Du genug Lob eingeheimst? Hast jetzt alles gekriegt was Du wolltest?..."
      Sofort kam ein negatives Gefühl hoch.
      Wollte ich wirklich nur Anerkennung?
      Wollte ich nur Streicheleinheiten und im Mittelpunkt stehen?
      Wieso kann dieses Rumpelstilzchen nicht einfach mal still sein?
      Wieso kann nicht einfach mal das, was ich mir wünsche/was 'mein Herz begehrt' frei von irgendwelchen Glaubenssätzen sein wie "man stellt sich nicht in den Mittelpunkt"?

      Also werde ich jetzt switchen:
      Ich gebe meinem Rumpelstilzchen die Anerkennung und Liebe die es sich wünscht, die es braucht um sich auch mal ans Feuer sitzen zu können und die Ruhe genießen zu können und nicht nur wild drum rum tanzen zu müssen um wahrgenommen zu werden. Ich lade mein kleines Mädchen in mir ein sich still zum Rumpelstilzchen zu setzen und hinzuspüren was sich das Rumpelstilzchen wünscht, wo es wahrgenommen werden möchte, damit es die Angst davor verliert nicht mehr gesehen zu werden sondern damit beide 'Hand in Hand' am Feuer sitzen können und die Stille genießen können.

      Vielleicht klappt dann das 'bei mir bleiben' leichter? Leichter, weil dann das Rumpelstilzchen nicht immer sagen muss "schau auf die anderen, hör auf die anderen, tu was sie sagen, mach dass es ihnen gut geht, sei nicht egoistisch, sei nicht wütend, sei nicht..." Vielleicht sitzt es dann einfach ruhig am Feuer und wartet ab was sich entwickelt und weiß dass ich es fragen werde wenn ich es brauche?

      Liebe Grüße und einen schönen Tag
      Anneliese

      Kommentar


        #33
        pitti, ich find das sehr interessant, was du über die wut schreibst. am besten hat mir das mit dem diamanten und den strahlen, die "hinten raus kommen", gefallen. hab mir das ganz bildlich vorgestellt

        die wutwelle reiten ... so wie beim surfen? ich hab das noch nie gemacht, surfen, stell mir das aber so vor, dass man immer auf einem bestimmten punkt der welle bleiben muss, um nicht von ihr mitgerissen zu werden. balance. bestimmt gar nicht so leicht. aber das bild zeigt das positiv kraftvolle der wut und dass man ihr(er) herr werden kann.


        oh man, das mit dem sekundärgefühl (ohnmacht) und dass wut wichtig ist, um handlungsfähig zu bleiben (werden) hat mich an einen aggressiven jugendlichen erinnert, mit dem ein wut-training absolviert werden sollte. als er von der maßnahme erfuhr, rief er nein, ich will meine wut behalten! das ging mir damals durch mark und bein. und er hatte ja recht, was soll man ihm seine wut "abtrainieren", wenn sich nicht auch gleichzeitig seine lebensumstände änderten?


        Zitat von Mooie
        vor ein paar tagen las ich in einem buch über selbst-be-wusst-sein, dass es sich so verhält, dass wir, wenn wir uns selbst unserer eigenen persönlichkeit bewusster sind, automatisch durch unsere mitmenschen deutlicher wahrgenommen werden, weil wir mehr "profil" zeigen.
        ein schöner und wahrer satz (da bekommt sogar "sich profilieren" ne ganz neue bedeutung). man hilft dadurch auch seinem gegenüber dabei, dass er einen wahr nehmen kann, er muss dann nicht so im trüben fischen.


        liebe anneliese, ich lese dich gern. als ich etwas im bildungs-unterschied-faden geschrieben hab, wollte ich ursprünglich etwas zu deinen erfahrungen über die verschiedenen gesprächs-arten schreiben (gespräche wo man gemeinsam klagt vs. gespräche, bei denen man sich gegenseitig neue sichtweisen aufzeigt - wie deine langjährige freundin das macht), weil ich das ähnlich erlebe. und weil ich neulich noch gedacht hab, dass ich da echt verdammt gut auf mich aufpassen will. aber das schreib ich bei gelegenheit lieber dorthin, wo es hingehört, sonst wirds noch mehr off-topic.

        ich nehme dich so wahr, dass du um eine ausgewogene und faire sicht der dinge bemüht bist. dass du ein sehr feines gefühl für schattierungen hast und dir schwarz-weiß-denken ein gräuel ist. ich weiß nicht, ob ich dich deswegen hier als sehr herzlich und einfühlend erlebe. bestimmt macht das einen großen teil aus. ich find, das hast du auch im bildungs-faden rübergebracht. aus meiner sicht gabs in dem faden eine ganz eigene stimmung - irgendwie wie eine knospe, die gerade platzt. naja poetisch klingt das jetzt nicht gerade. aber da war eine dynamik zu spüren, eine bewegung, wo ich das gefühl hatte, dass da erst einmal etwas an die oberfläche will. und dass man diesen prozess stoppen würde, wenn man - an diesem frühen punkt der entwicklung - versucht, das alles ganzheitlich zu sehen. ich hatte das gefühl, dass sich die blüte erst mal entfalten muss, um in dem bild zu bleiben, ja dass sie sich darin unterstützung holt. und bestimmt ist das ein sensibler punkt, bei dem man ganz bei sich bleiben will, und muss. weißt du, wie ich es meine?

        ich stell mir das so vor, dass das, was du dazu beigetragen hast, trotzdem wahrgenommen wurde. ich hab gerade so ein bild im kopf, dass deine gedanken wie ein wegweiser sind, der nach osten führt. und wenn man gerade in der bewegung nach westen oder süden unterwegs ist, will man dort ja erstmal ankommen, und hat dann erst die muße, wieder nach osten zu blicken.

        liebe grüße!

        Kommentar


          #34
          Liebe Anneliese,

          wenn du glaubst, gehen zu müssen, dann tu es auch.
          Mir ist grad beim Lesen deiner Zeilen aufgefallen, dass ich mir so gewünscht habe, dass du bleibst. Aber mein Wunsch soll für dich ja nicht das Ausschlaggebende sein.Sondern das, was du möchtest.
          Was die Loslösung von dem betrifft, was dein Vater dir mitgegeben hat, ich schrieb grade gestern etwas auf, was mir eine Freundin sagte und was auch mich zum Nachdenken gebracht hat:

          Sicher gibt es Menschen, die unser Handeln und Denken und Fühlen sehr stark beeinflusst haben in Kindheit und Jugend. Aber irgendwann ist man auch einmal erwachsen und trifft seine eigenen Entscheidungen.

          Und da du ja soviel Wut besitzt (wie ich auch), wie wärs, wenn du dein Rumpelstilzchen (fast wie im Märchen) einfach vor Wut in der Luft zerreißt und stattdessen die Anneliese in dein Herz einziehen lässt?

          Viel Erfolg wünscht dir die "Wut"-Frau

          Kommentar


            #35
            Zitat von Cynthia Philebrunn Beitrag anzeigen

            Liebe Cynthia

            Ich fühle mich wohl mit dem Wort "Profil". Ich zeige mich und dadurch entsteht bei Gegenüber ein "Bild" ... ein klar begrenzter "Umriss". Ich mache mich sichtbar und fassbar für mein Gegenüber.
            Ein spontaner Gedanke: Werde ich dann nicht von meinem Gegenüber in eine Schublade gesteckt weil er glaubt zu wissen wie ich bin?
            Es erzeugt in mir irgendwie ein ungutes Gefühl. Ich hab das Gefühl und wohl auch Angst davor dass ich damit in den Augen des Gegenübers keine Möglichkeit mehr habe mich zu verändern und wachsen zu können.

            Ganz ehrlich? Unter der Voraussetzung wäre ich dann lieber ein Wackelpudding

            Mein Mann zeigt Profil und ich hab das Empfinden dass ich ihn öfter 'in eine Schublade' stecke, indem ich nach so vielen Jahren glaube zu wissen wie er reagiert und ihm damit gar keine Möglichkeit lasse anders zu reagieren.

            Kann ich Profil haben und werde dennoch nicht in eine Schublade gesteckt? Kann ich jemand die Möglichkeit lassen anders zu reagieren obwohl er Profil hat?

            Wenn ich von jemand ein 'Bild' vor Augen habe, dann - so empfinde ich es - glaube ich zu wissen wie er in verschiedenen Situationen reagiert.
            Wenn ich von jemand nur einen 'Umriss' sehe, dann kann er je nach Situation diesen 'Umriss' (wie ein Gefäß) 'auffüllen'.

            Vielleicht wäre ich dann lieber ein Wackelpudding mit festem Umriss zB eine Schale als Begrenzung?

            Ich hab momentan das Gefühl dass es irgendwo bei mir hakt - aber wo? Wie kann ich das Gefühl 'in eine Schublade gesteckt zu werden' loslassen? Woran mache ich dieses Gefühl überhaupt fest?

            Liebe Grüße
            Anneliese

            Kommentar


              #36
              Liebe Anneliese,

              dieses Schubladendingens scheint ja wirklich ein Thema für Dich zu sein. Ich glaube, dass es vollkommen egal ist, ob Du Profil zeigst oder nicht ... es wird immer Menschen geben, die Dich in Schubladen stecken. Da bist Du vollkommen machtlos gegen. Es sind nämlich IHRE Schubladen. Da kannst Du Dich sträuben, schreien, weinen, wabbelig machen ... wenn sie Dich in eine stecken wollen, dann tun sie es. Aber DU hast die Macht, Dich zu entscheiden, ob Du Dich "gesteckt" fühlen willst, oder ob Dir das vollkommen schnuppe ist.

              Dann scheinst Du noch so "Unveränderlichkeitsgedanken" zu haben ... und da meine ich eine ganz schön heftige Verurteilung über andere Menschen (oder ... wenn wir beim Spiegeln bleiben wollen über DICH) zu lesen: Wenn jemand einmal ein Bild von einem hat ist es nicht mehr veränderbar. Das bedeutete ja, dass jeder, der sich Bilder von anderen machte ein Entwicklungs-Depp erster Güte ist. Also: ICH mach mir gerne Bilder ... und noch lieber revidiere ich sie. Ich finde das spannend und lebendig.

              Was ich lese ist, dass Dir persönlich Individualität, Wandel, Lebendigkeit, Bewegung, Gesehen werden in Einzigartigkeit, Wesentlich-Sein, Autonomie, Freiheit ... wichtige Bedürfnisse sind. Kann es sein, dass Du deshalb in keiner Schublade landen möchtest?

              Kommentar


                #37
                Hallo Anneliese,

                ich mag Menschen mit Profil! Und gleichzeitig hasse ich es selbst, wenn man mich in eine Schublade steckt. Für mich fühlt es sich so an, als wären das grundverschiedene Dinge.
                Wenn man mich in eine Schublade steckt, dann habe ich häufig das Gefühl, dass derjenige, der dies tut, nicht meiner Komplexität, Vielfalt und Individualität gerecht wird und auch nicht bedenkt, dass ich mich entwickle.

                Jemand mit Profil (ich persönlich denke da an einen Bekannten von mir) zeichnet sich für mich aber gerade in seiner Einzigartigkeit aus - er ist dennoch trotz dieser Einzigartigkeit in seinem Handeln immer stimmig und im Einklang mit seinem ganzen Wesen - dadurch gewinnt/hat er für mich Profil. Dennoch sind seine Reaktionen nicht alle vorhersehbar für mich, sondern oft auch überraschend.

                Hm, besser kann ich es jetzt nicht erklären, wie ich das meine.

                Liebe Grüße, Lotti

                Kommentar


                  #38
                  Zitat von Mensch Beitrag anzeigen

                  Liebe Menschfrau,

                  Mir ist grad beim Lesen deiner Zeilen aufgefallen, dass ich mir so gewünscht habe, dass du bleibst. Aber mein Wunsch soll für dich ja nicht das Ausschlaggebende sein.Sondern das, was du möchtest.
                  Gerade Deine/eure Zeilen haben mir dabei geholfen mir bewusst zu werden was ich/meine Seele möchte und es mir überhaupt zu erlauben meine Seele zu spüren und nicht nur dem Verstand die Entscheidung zu überlassen! Der wär wohl wutschnaubend aus dem Forum abgedüst - halt 'Rumpelstilzchenmäßig'

                  Sicher gibt es Menschen, die unser Handeln und Denken und Fühlen sehr stark beeinflusst haben in Kindheit und Jugend. Aber irgendwann ist man auch einmal erwachsen und trifft seine eigenen Entscheidungen.
                  Da geb ich Dir vollkommen recht! Aber manche Glaubenssätze, manche Wertvorstellungen haben sich so eingeprägt, dass es schwer ist sie aufzulösen, sie loszulassen. Dazu gehört zB für mich auch "man stellt sich nicht in den Mittelpunkt". Warum erlaube ich mir nicht mal dass sich etwas um mich dreht? Ich habe meine runden Geburtstage nie so gerne gefeiert weil ich nicht im Mittelpunkt stehen wollte und war dann aber doch enttäuscht weil ich mich nicht so gesehen/gefeiert fühlte - klingt jetzt etwas blöd. Mein 'Rumpelstilzchen' hatte mir aufgezeigt "es ist schlecht im Mittelpunkt zu stehen" und deshalb erlaubte ich es mir nicht, aber mein Innerstes wollte eigentlich schon auch mal gesehen werden.
                  Es ist oft dieser Kampf meines Verstandes mit der Seele (also zwischen meinem Rumpelstilzchen und dem 'kleinen Mädchen') Jetzt hab ich sie beide 'ans wärmende Feuer gesetzt' - Hand in Hand

                  Und da du ja soviel Wut besitzt (wie ich auch), wie wärs, wenn du dein Rumpelstilzchen (fast wie im Märchen) einfach vor Wut in der Luft zerreißt und stattdessen die Anneliese in dein Herz einziehen lässt?
                  Ich hab den Eindruck dass ich mich verwirrend ausgedrückt habe!
                  Mein Rumpelstilzchen ist im Endeffekt mein 'Verstand' der immer wieder dreinplappert, geprägt durch all die Glaubenssätze etc. Das mit dem 'in der Luft zerreißen' wär dann wohl etwas schlecht Na ja, ich kann ja die Glaubenssätze zerreißen, dann bleibt das Rumpelstilzchen am Feuer ruhig sitzen und freut sich wenn ich es brauche um zB etwas zu organisieren.

                  Viel Erfolg wünscht dir die "Wut"-Frau
                  Dir auch, liebe "Wut-Menschfrau"

                  Kommentar


                    #39
                    Zitat von Cynthia Philebrunn Beitrag anzeigen
                    Dann scheinst Du noch so "Unveränderlichkeitsgedanken" zu haben ... und da meine ich eine ganz schön heftige Verurteilung über andere Menschen (oder ... wenn wir beim Spiegeln bleiben wollen über DICH) zu lesen
                    Ja, ich denke da liegst Du wohl richtig!
                    Und dass es mich oft stört wenn mein Mann eine vorgefertigte Meinung über andere Menschen hat quasi "der macht das ja immer so" rundet das Ganze noch ab, gibt noch ein klareres Spiegelbild.

                    Was ich lese ist, dass Dir persönlich Individualität, Wandel, Lebendigkeit, Bewegung, Gesehen werden in Einzigartigkeit, Wesentlich-Sein, Autonomie, Freiheit ... wichtige Bedürfnisse sind. Kann es sein, dass Du deshalb in keiner Schublade landen möchtest?
                    Ja! Und wenn ich so hinspüre sind das eigentlich die Bedürfnisse die ich mir nie - zumindest nicht mit 'gutem Gewissen' - erlaubte zu leben (und anderen auch nur schwer zugestehe).

                    Kommentar


                      #40
                      Zitat von Lotti Beitrag anzeigen
                      Hallo Anneliese,

                      ich mag Menschen mit Profil! Und gleichzeitig hasse ich es selbst, wenn man mich in eine Schublade steckt. Für mich fühlt es sich so an, als wären das grundverschiedene Dinge.
                      Wenn man mich in eine Schublade steckt, dann habe ich häufig das Gefühl, dass derjenige, der dies tut, nicht meiner Komplexität, Vielfalt und Individualität gerecht wird und auch nicht bedenkt, dass ich mich entwickle.

                      Jemand mit Profil (ich persönlich denke da an einen Bekannten von mir) zeichnet sich für mich aber gerade in seiner Einzigartigkeit aus - er ist dennoch trotz dieser Einzigartigkeit in seinem Handeln immer stimmig und im Einklang mit seinem ganzen Wesen - dadurch gewinnt/hat er für mich Profil. Dennoch sind seine Reaktionen nicht alle vorhersehbar für mich, sondern oft auch überraschend.

                      Hm, besser kann ich es jetzt nicht erklären, wie ich das meine.

                      Liebe Grüße, Lotti
                      Liebe Lotti,

                      ist dann 'Profil' für Dich vergleichbar mit 'authentisch leben'?
                      Ich würde es Deinen Worten jetzt zumindest so entnehmen.

                      Ich überlege grade wer in meinem Umfeld 'authentisch lebt' und es ist ganz eigenartig - je mehr ich hinspüre, umso mehr empfinde ich jetzt im Moment viele Menschen die ich vorher nur als 'angepasst' sah/empfand, eher als 'authentisch'. Irgendwie krieg ich Lust sie anders, 'mit neugierigen Augen' sehen zu wollen. Ist schon komisch - aber schön!

                      Ich danke euch allen!
                      Anneliese

                      Kommentar


                        #41
                        Zitat von Aurelia

                        Liebe Anneliese, ich möchte Dich ermutigen Profil zu zeigen,
                        Anscheinend nützt es schon

                        Das Gefühl, das mache ich fest daran, dass ich mehr an 'den oder die andre/n' denke als an mich.
                        Tja, da ist wohl immer noch die Angst dass ich andere 'übersehen' könnte, dass ich anderen nicht gerecht werden könnte, einfach der Gedanke 'egoistisch' zu sein.
                        Wenn ich immer 'bei mir' bin, kann ich die Anderen dann überhaupt sehen? Kann ich die Anderen überhaupt wahrnehmen?
                        Ich hab das Bild vor Augen dass ich 'bei mir sein' mit einem Haus vergleiche in das ich reingehe und zusperre. Die Anderen lasse ich draußen stehen, interessieren mich nicht. Das möchte ich nicht!
                        Wie kann ich gleichzeitig 'bei mir sein' (im Haus sein) und dennoch die Haustür offen stehen lassen so dass jeder rein kann, so dass ich andere Menschen noch wahrnehme?

                        Ich werd 'in mich gehen' und sehen was passiert
                        Ich spüre dass es wichtig ist, die Antwort jetzt in mir zu finden, nicht von außen zu bekommen

                        Lieben Dank fürs anstupsen und herzliche Grüße
                        Anneliese

                        Kommentar


                          #42
                          Ja, Anneliese. Authentisch scheint mir da passend. Obwohl ich es nicht gleichsetzen würde. Aus meiner Sicht ist jemand mit Profil authentisch, aber dieses authentisch sein ist nur ein Teil dessen.

                          Jemand mit Profil ist für mich allerdings nicht angepasst! Der mit Profil hat seine Maßstäbe und Prinzipien in sich selbst gefunden, oder auch in einer Beziehung zu jemand anderes, beispielsweise Gott oder Jesus. Aber der Ausgangspunkt ist dieser Mensch selbst.
                          Mit Angepasstheit assoziiere ich Menschen, die keine innere Wahrheit haben, sondern sich an der geltenden 'Norm' orientieren.
                          So verstehe ich auch das Zitat von Mooie:

                          Zitat von Mooie
                          vor ein paar tagen las ich in einem buch über selbst-be-wusst-sein, dass es sich so verhält, dass wir, wenn wir uns selbst unserer eigenen persönlichkeit bewusster sind, automatisch durch unsere mitmenschen deutlicher wahrgenommen werden, weil wir mehr "profil" zeigen.
                          Liebe Grüße, Lotti

                          Kommentar


                            #43
                            Zitat von Lotti Beitrag anzeigen

                            Ja, Anneliese. Authentisch scheint mir da passend. Obwohl ich es nicht gleichsetzen würde. Aus meiner Sicht ist jemand mit Profil authentisch, aber dieses authentisch sein ist nur ein Teil dessen.

                            Jemand mit Profil ist für mich allerdings nicht angepasst! Der mit Profil hat seine Maßstäbe und Prinzipien in sich selbst gefunden, oder auch in einer Beziehung zu jemand anderes, beispielsweise Gott oder Jesus. Aber der Ausgangspunkt ist dieser Mensch selbst.
                            Mit Angepasstheit assoziiere ich Menschen, die keine innere Wahrheit haben, sondern sich an der geltenden 'Norm' orientieren.
                            Liebe Lotti,
                            nur um evtl. Mißverständnisse auszuräumen weil ich glaube, dass es falsch rübergekommen sein könnte
                            umso mehr empfinde ich jetzt im Moment viele Menschen die ich vorher nur als 'angepasst' sah/empfand, eher als 'authentisch'.
                            diesen Satz von mir meinte ich so, dass Menschen, die mir bislang als 'angepasst' vorkamen, jetzt plötzlich in einem anderen Licht erscheinen, ich sie nicht mehr 'angepasst' empfinde, sondern 'authentisch'

                            Dh dass es nur die 'eingeschränkte' Sicht durch meine 'Brille' war die mir vermittelte dass sie 'angepasst' wären.

                            Ich frage mich grade ob es überhaupt Menschen gibt die keine innere Wahrheit haben? Leben nicht alle Menschen nach ihrer Norm 'authentisch' nur ich finde sie angepasst weil ich sie an meinen Maßstäben messe?
                            Und steck sie damit wieder in Schubläden?

                            Wieder mal Fragen über Fragen

                            Liebe Grüße
                            Anneliese

                            Kommentar


                              #44
                              Zitat von Anneliese
                              Wer Recht hat 'zoiht a Maß' (zahlt eine Maß Bier). An alle im Forum: Sunshine schmeißt eine Runde!
                              Liebe Anneliese.

                              Jaja, die Wahrheit kann einen manchmal teuer zu stehen kommen.

                              Und was machst du jetzt für dich draus? *neugierigbin*

                              Zu den Schubladen wurde schon einiges geschrieben, deshalb nur noch eine kurze Anmerkung:

                              Wenn ich jemanden in eine Schublade stecke, dann nehme ich ihm nicht eine einzige Handlungs- oder Entwicklungsmöglichkeit, denn es ist meine Schublade. Und umgekehrt ist es genauso. Auch wenn ich lange damit zu kämpfen hatte, mich nicht so, wie ich tatsächlich bin, wahrgenommen zu fühlen - ist mir inzwischen klar geworden, dass es für mich völlig egal ist, ob ein Bild von mir in einer fremden Schublade liegt. Es gibt womöglich viele Bilder von mir und viele Schubladen, in denen sie Staub ansetzen. Aber: Ich bin das Original.

                              Es steht mir frei, fremden Bildern nicht zu entsprechen. Nur ich muss mir gefallen, nicht die Bilder, und nur mir muss ich gefallen, nicht den anderen.

                              Liebe Grüße
                              Sunshine

                              Kommentar


                                #45
                                Zitat von Sunshine Beitrag anzeigen
                                Liebe Sunshine

                                Jaja, die Wahrheit kann einen manchmal teuer zu stehen kommen.

                                Und was machst du jetzt für dich draus? *neugierigbin*
                                Auf boarisch: I sauf ma an Rausch o! Des klappt bei mir scho mit oana Maß!

                                Wenn ich jemanden in eine Schublade stecke, dann nehme ich ihm nicht eine einzige Handlungs- oder Entwicklungsmöglichkeit, denn es ist meine Schublade.
                                Ich glaub wenn ich jemand in eine Schublade stecke bin ich dazu 'verführt' ihn nicht einfach sein zu lassen weil ich ja glaube wie er anders besser sein könnte. Und dann werde ich - glaub ich - schon versuchen in seine Handlungs- und Entwicklungsmöglichkeiten einzugreifen, und wenn es nur mit ständiger Kritik und Nörgelei ist.
                                Um also andere so sein lassen zu können wie sie sind ist es für mich - so empfinde ich es momentan - wichtig sie nicht in Schubläden zu stecken, offen zu bleiben für alles was sie mir aufzeigen.
                                Und wenn ich sie nicht in Schubläden stecke, sie also sein lassen kann wie sie sind, werde ich mich auch nicht ärgern weil sie nicht so sind wie ich mir sonst vorstellen würde, und damit geht es mir viiiiiiieeeel besser!
                                Na, das war ja jetzt ein schöner deutscher Satz

                                Ob ich allen alles das zugestehen kann was Du geschrieben hast? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Es wird sich zeigen!
                                Aber ich bin momentan etwas verwirrt. Denn wenn ich es nicht kann - ändert sich deshalb etwas beim Andern? Hat er deshalb nicht genauso seine Möglichkeiten zu handeln und sich zu entwickeln?
                                Ändert sich nicht doch 'nur' mein eigenes Empfinden, mein Gefühl dadurch? Aber das ist eigentlich das Wichtigste - zumindestens für mich

                                Es steht mir frei, fremden Bildern nicht zu entsprechen. Nur ich muss mir gefallen, nicht die Bilder, und nur mir muss ich gefallen, nicht den anderen.
                                Ja, es steht Dir und mir und allen auch frei fremden Bildern nicht zu entsprechen, aber wenn die Menschen, die sich ein Bild von mir machen, dadurch an mir 'rumändern' wollen weil ich nicht ihrem Bild entspreche, ist/wird es doch anstrengend für mich.

                                Was ich tun werde? Bei mir bleiben soweit ich es schaffe! Das ist mir eigentlich schon länger im Bewusstsein, aber manchmal erkenne ich es nicht wirklich wo ich bei mir bin und wo nicht.
                                Und ansonsten - na ja, ich laß mich überraschen wohin mein Weg mich führt!

                                Nein, ich kann jetzt nicht mehr klar denken! Ich geh jetzt Klavier üben damit ich die 'Übungsfleißvorstellung' meines Klavierlehrers, wenn er in einer Std. kommt, nicht zu sehr unterbiete

                                Liebe Grüße
                                Anneliese

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X