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Dran bleiben ist schwerer als ich dachte

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    Dran bleiben ist schwerer als ich dachte

    Hallo ihr Lieben,

    da bin ich wieder. Die letzten Tage habe ich, fast schon euphorisch, positiver erlebt, bis es dann emotional stetig bergab ging.

    Gestern war sozusagen der Tiefpunkt erreicht. Ich habe gestern auch meine Meditationsübungen nicht gemacht, wobei es ja schon die Tage davor schleichend nach unten gegangen ist.
    Ich habe verzweifelt versucht, an meinen positiven Gedanken festzuhalten, aber da war nichts zu machen, wie ein stetiger Sog nach unten.

    Und gestern hätte alles so gut sein können. Ich war morgens mit zwei Kumpel im Training und Mittags haben wir spontan einen Brettspielnachmittag gemacht. Nach dem Training habe ich mich eigentlich noch ganz gut gefühlt.
    Aber Nachmittags beim Spielenachmittag, waren wir auf einmal einen Person mehr als geplant. Das Spiel das wie gestern gespielt haben, hat mir sonst immer viel Spaß gemacht. Aber gestern wollte einfach keine gute Laune bei mir aufkommen. Ich hatte irgendwie das Gefühl der Aussenseiter zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass wenn ich etwas gesagt habe, mir die anderen überhaupt nicht zugehört haben. Die anderen in der Runde haben viel mehr Gehör gefunden.
    Es ist für mich sowieso anstrengend unter vielen Leuten zu sitzen und mich zu konzentrieren (ja, schon vier andere Personen sind viel für mich).
    Ich bin dann nach der ersten Spielerunde (nach 2 Stunden) gegangen. Ich habe gesagt, dass ich keine Lust mehr habe. Und das wars.

    Bin total energielos nach Hause und habe meiner Freundin noch bei den Folien für ihr Referat geholfen (sie studiert und muss die Woche noch ein Referat halten). Sie hat es gemerkt, dass ich total genknickt war und hat mir Mut zugesprochen. Solche Tage gibt es bei jedem mal.
    Dann kam gestern Abend noch Besuch (zwei Freundinnen). Darauf hatte ich beim besten Willen keine Lust und habe mich zurückgezogen (fast schon ein bisschen ängstlich in mein Schneckenhaus). Die haben sich zwar erst mal gewundert, aber dann wars ok.
    Später konnte ich es dann einfach nicht lassen und habe mir ein Glas Wein reingekippt. Ich war Freitag und Samstag standhaft und gestern...
    Ich konnte dann später auch nicht einschlafen, hatte die ganze Zeit dieses scheiß Herzklopfen. Das hat selbst meine Freunding gemerkt, als sie sich vor dem Einschlafen an mich gekuschelt hat.
    Irgendwann um 12:00 bin ich dann aufgestanden und hab mir nen Betablocker eingeworfen. Die habe ich vom Arzt bekommen, falls ich mal einen Vortrag halten muss. Das hilft gegen das Herzrasen. Nehme ich aber wirklich nur in akuten Fällen, vielleicht zweimal im Monat oder so.
    Ich bin dann irgendwann nach ner Stunde oder so eingeschlafen.
    Ist natürlich hart, wenn man dann 3:50 wieder aufstehen muss. Ich habe das Herzrasen immer wieder mal vor dem Einschlafen, wenn es mir seelisch nicht so gut geht. Ist mit ziehmlicher sichherheit psychisch. Habe das die letzen 13 Jahre schon zigmal von unterschiedlichen Ärzten überprüfen lassen. Die schließen alle was organisches aus.
    Ich habe auch gemerkt, dass ich mein Aussehen noch viel negativer bewerte, wenn ich psychisch so down bin. Wenn ich einigermaßen ausgeglichen bin, denke ich vielleicht zweimal am Tag drüber nach und es zieht mich auch nicht so runter. Aber an solchen Tagen wie gestern, will ich überhaupt nicht vor den Spiegel.

    Jetzt heißt es heute einfach durchhalten, stabil bleiben.
    Kopf hoch und den Tag gestern abhaken. Wieder in den Rythmus finden, der mir gut tut, das in mich hineinhorchen wieder machen, schauen wo ich was unterdrücke, wo diese ganze angestaute Energie herkommt.
    Ich wünsche mir so sehr, dass es langsam wieder berauf geht.

    LG

    #2
    Lieber trotz allem hoffentlich nicht völlig Hoffnungloser,

    es tut mir leid, dass es Dir derzeit gar nicht gut geht. Was Du Dir gestern da trotz Deines Tiefpunkts als Programm aufgehalst hast, war vielleicht auch einfach ein bisschen zu viel, oder? Wenn ich eine depressive Phase habe, kann ich so viel Zusammensein mit Menschen jedenfalls gleich knicken. Das wird einfach nur alles zuviel und dadurch unangenehm, ganz unabhängig davon wie die anderen auf mich oder bestimmte Situationen reagieren.

    Nachdem ich Deinen anderen Faden mitgelesen habe, drängt sich mir die immer wieder auch dort in mir aufgestiegene Frage erneut auf: Was Du hier und dort als Erlebnisse schilderst, ist Dir selbst ja nicht neu. Du kennst die Symptome Deiner Krankheit und bist - was völlig verständlich ist - gefrustet, wenn sie wieder auftreten. Aber kennst Du auch die Ursachen? Bist Du in Deiner Therapie irgendwie an die Wurzeln Deiner Schwierigkeiten herangekommen, so dass Du dort ansetzen könntest? Symptombekämpfung kann in der allerersten Zeit hilfreich sein, aber auf Dauer wirst Du damit leider keinen Schritt weiterkommen. Und Du ast schon eine ganze Weile mit dem Mist zu tun, oder?

    Jedenfalls wünsche ich Dir von Herzen, dass es wieder aufwärts geht und Du die Kraft findest, dem eigentlichen Problem begegnen zu können!

    Übrigens: Ich kenne dieses angst-/depressionsbedingte Herzklopfen vor dem Einschlafen sehr gut und weiß, wie unangenehm heftig es sein und wie lange es anhalten kann. Aber ich würde wohl doch eher dazu raten es mal ohne Beta-Blocker zu probieren, denn die können auch für heftige depressive Verstimmungen sorgen. Daher ist es mir ein Rätsel, wieso Betablocker so oft bei Angsterkrankungen ausgegeben werden.

    Alles Gute!
    Chaja

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      #3
      Hallo Chaja,

      es ist schön, dass du mich ein bisschen vertsehen kannst. Was ich eigentlich Schlimm finde und nicht akzeptieren kann ist, dass ich mich oft so grundlos schlecht fühle. Es hat von aussen eigentlich gar nichts gegeben, weshalb ich mich eigentlich schlecht fühlen müsste. Das frustriert mich dann noch mehr. Draußen scheint die Sonne, ich habe die Möglichkeit Menschen zu treffen, meine Freundin ist nett zu mir, das Geld reicht zum überleben und trotzdem geht es mir dann einfach sche...

      Ich habe gedacht, dass ich der Einzigste mit diesem Herzrasen bin. Das lastet manchmal wie ein Fluch auf mir. Heute fühle ich mich mit drei Stunden Schlaf wieder wie ausgekotzt. Da willste bei der Arbeit auch echt nur das Nötigste machen.

      Wie gesagt, die Betablocker nehme ich nur ein bis zweimal im Monat (in sogenannten Notfällen). Habe bis jetzt noch nicht gehört, dass das jemanden umgebracht hat. Es gibt schließlich Menschen, die diese Tabletten, über Jahre hinweg, jeden Tag nehmen. Ich weiß, dass die Dinger meine Probleme nicht lösen, aber warum soll man es sich nicht auch mal leichter machen.
      Ich habe ja schon mit rauchen aufgehört und trinke vielleicht vier Gläser Wein im Monat und trinke nur noch grünen Tee statt Kaffee. Ich habe meinen Lebensstil schon deutlich verbessert.

      Danke für deine lieben Worte.

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        #4
        Zitat von DerHoffnungslose Beitrag anzeigen
        Ich habe meinen Lebensstil schon deutlich verbessert.
        Das finde ich gut.
        Einen gesunden Lebensstil zu haben ist keine Kunst, aber auch nicht von heute auf morgen zu erreichen. Das geht in kleinen Schritten.

        Meistens geht es nur darum, alte Gewohnheiten abzulegen und durch neue und schönere zu ersetzen. Dabei sollten unsinnige Glaubenssätze, gleich mit aufgeräumt werden. Z.B "ich mag keine Tomaten, weil ich mal als Kind eine Verfaulte gegessen habe" etc.

        Aus einer doofen Erfahrung, wurde ein Irrtum und aus einem Irrtum wurde eine Überzeugung. Dabei bgringt man sich um die schönsten Dinge im Leben.

        Das Ablegen, falscher Überzeugungen, kann die Lebensqualität verbessern und damit auch dein Wohlbefinden

        Kommentar


          #5
          Lieber hoffentlich Hoffnung Schöpfender,

          wie geht es Dir heute?

          Zitat von DerHoffnungslose Beitrag anzeigen
          es ist schön, dass du mich ein bisschen vertsehen kannst. Was ich eigentlich Schlimm finde und nicht akzeptieren kann ist, dass ich mich oft so grundlos schlecht fühle. Es hat von aussen eigentlich gar nichts gegeben, weshalb ich mich eigentlich schlecht fühlen müsste. Das frustriert mich dann noch mehr. Draußen scheint die Sonne, ich habe die Möglichkeit Menschen zu treffen, meine Freundin ist nett zu mir, das Geld reicht zum überleben und trotzdem geht es mir dann einfach sche...
          Als ich zum ersten Mal in so richtig tiefe Depressionen versank, konnte ich überhaupt keinen Grund dafür erkennen. Mir ging es doch so gut! Ich hatte einen lieben Mann, zwei prächtige Kinder, einen tollen Job, eine wunderschöne, großzügige Wohnung mit Garten usw... Alles in Butter, oder? Trotzdem hatte meine Depression natürlich Ursachen, nur konnte ich sie eben nicht sehen. Und es hat einige Zeit und viel Psychotherapie gebraucht, bis ich hinter die ersten Ursachen gekommen bin. Einige kenne ich bis heute (noch) nicht. Aber bei denen, die ich kenne, kann ich jetzt entsprechend gegensteuern und das hilft auf Dauer einfach besser als Medikamente. Deswegen hatte ich gefragt, wie es bei Dir ist, aber Du scheinst Dir einiges auch noch nicht erklären zu können, oder?

          Ich habe gedacht, dass ich der Einzigste mit diesem Herzrasen bin. Das lastet manchmal wie ein Fluch auf mir. Heute fühle ich mich mit drei Stunden Schlaf wieder wie ausgekotzt. Da willste bei der Arbeit auch echt nur das Nötigste machen.
          Nein, mit dem Herzrasen bist Du ganz sicher nicht allein. Bei mir ist es inzwischen vorbei, aber seelische Belastung, vor allem Ängste, schlagen sich einigen Menschen auf das Herz. Wie Du mit dem Betablocker umgehst, kannst Du nur selbst entscheiden. Ich wäre eben ein bisschen vorichtig damit bei psychischen Erkrankungen. Die meisten Menschen nehmen sie ja wegen organisch bedingten Herzbeschwerden.

          Ich habe ja schon mit rauchen aufgehört und trinke vielleicht vier Gläser Wein im Monat und trinke nur noch grünen Tee statt Kaffee. Ich habe meinen Lebensstil schon deutlich verbessert.
          Das klingt gut! Fühlst Du Dich damit auch besser? Oder ist es eher so eine Vernunftentscheidung?

          Weiterhin alles Gute!

          Liebe Grüße sendet Dir
          Chaja

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            #6
            Danke der Nachfrage

            Hallo Chaja,

            es geht mir schon seit einem Jahr besser. Die tiefe Depression, während der ich gar nichts mehr auf die Reihe bekommen habe ist vorbei. Während dieser Zeit hatte ich auch immer wieder, ganz unabhängig von der Situation, Panikattacken. Naja ganz unabhängig nicht. Es hat mich schon immer ein bisschen gestresst unter vielen Menschen zu sein. Und dieser Stress hat dann Panikattacken ausgelöst. Es war dabei egal, ob ich bei einer Betriebsversammlung, in der Kantine, mit mehreren Leuten beim Spielenachmittag oder bei der Arbeit in der Produktionshalle war. Der Auslöser war der Stress den ich durch die Anwesenheit mehrerer Menschen empfunden habe. Diese ständigen Panikattacken sind jetzt zum Glück weg. Aber die Angst vor ihnen noch nicht.

            Ursprünglich hatte ich die Panikattacken nur, wenn ich vor Menschen reden soll und die ganze Aufmerksamkeit auf mich gerichtet ist. Das ist leider auch heute noch so.

            Das meine Grundstimmung immer noch so gedrückt ist liegt daran, dass ich diesen Ballast immer noch mit mir herumschleppe. Ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft dieses Problem zu lösen. Deshalb auch mein Name, "DerHoffnunglose".

            Bei uns gibt es immer wieder Produktionslinienumstellungen. Aus allen Bereichen nimmt ein Mitarbeiter daran teil. Bei mir im Bereich gibt es nur meinen Kollegen und mich. Wir nehmen also im Wechsel an diesen Workshops teil. Nach Fertigstellung findet immer eine Vorstellung statt.
            Da ist dann alles dabei was Rang und Namen hat, Abteilungsleiter, Hauptabteilungsleiter, Geschäftsleitung...und die ganzen Mitarbeiter die in der Linie beschäftigt sind. Jeder der an dieser Umstellung mitgearbeitet hat, muss bei dieser Vorstellung etwas sagen. Diesmal hat es zum Glück meinen Kollegen erwischt. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder dran bin.
            Weißt du mit Lampenfieber kann ich umgehen. Das hatte ich als Schüler auch, wenn ich bei einem Schulaufführung einen Soloauftritt hatte. Aber diese Panikattacken, dieses Herzrasen, dieser komplette Absturz, dieses Gefühl die Kontrolle zu verlieren, dass es einem den Boden unter den Füßen wegzieht, das habe ich bereits seit Jahren und ich habe ehrlich bereits ein bisschen die Hoffnung aufgegeben, dass das nochmal besser wird.
            Dieser Ballast kostet mich sehr viel Kraft. Egal, was ich bis jetzt in meinem Leben gemacht habe, wurde ich immer wieder mit Situationen konfrontiert, in denen ich vor anderen Reden muss.
            Beruflich komme ich auch nicht voran. Meiner Qualifikation entsprechend könnte ich ganz andere Aufgaben übernehmen, mehr Geld verdienen und mir endlich ein besseres Leben leisten. Ich bewege mich ständig am Existenzminimum (wegen Scheidung, Unterhalt usw.). Wenn ich dieses Problem gelöst bekommen würde, dann würde so eine Last von mir abfallen, dass kann sich gar niemand vorstellen.
            Ich denke nicht, dass dann mein ganzes Leben ohne Probleme und Herausforderungen verlaufen würde, aber ich würde wieder mit einem ganz anderen Optimismus durch das Leben laufen, würde voller Motivation durchs leben gehen, wie ein Mann.
            Aber im Moment fühle ich mich so hoffnunglos, wie ein Angsthase.
            Dabei bin ich so oft sogar freiwillig in die Redesituation hineingegangen, weil man ja sagt, dass wenn man sich der Angst stellt, dass wenn man sich mit ihr konfrontiert, dass die Angst vor der entsprechenden Situation dann weniger wird. Warum kann das bei mir nicht auch so sein?
            Bei meiner Freundin zum Beispiel ist das so. Sie muss während ihres Studiums auch immer wieder Referate halten. Beim ersten war sie auch tierisch aufgeregt. Bei den weiteren Referaten war sie schon weniger aufgeregt. Sie hat sogar gemeint, dass es richtig gut gelaufen wäre.

            Ich möchte, dass sich meine Arbeit an mir selbst endlich auszahlt. Ich wünsche mir ein Leben ohne Panikattacken. Was kann ich denn noch machen, ausser mich der angstauslösenden Situation zu stellen? Ich bin bereits wieder an einem Punkt angelangt, an dem ich mich das gar nicht mehr traue. Vor einem Jahr noch habe ich fast jeden Tag etwas vor meinem Team gesagt. Auch wenn ich gar nicht gemusst hätte. Aber die Aufregung und Panik hat mich immer wieder eingeholt. Dann habe ich die Besprechungen manchmal relativ abruppt beendet.

            Ich mache jetzt halt mal mit dem in mich hineinhorchen weiter, in der Hoffnung, dass sich dieses positive Gefühl, das da entsteht, wie ein Impuls in meinem Leben ausbreitet. Vielleicht heilt ja doch noch etwas bei mir.

            LG

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              #7
              Zitat von DerHoffnungslose Beitrag anzeigen
              Der Auslöser war der Stress den ich durch die Anwesenheit mehrerer Menschen empfunden habe.
              Da könnte eine Sozialphobie dahinter stecken. Dafür gibt es gute Therapie-Möglichkeiten. Eine Phobie heilt man immer noch am wirkungsvollsten, mit der Konfrontation (in vito).

              Das kann man sogar selbst machen, ist aber anstrengender, weil einem die Motivation fehlt. Es gibt darüber gute Bücher.

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                #8
                Zitat von Zauberwort Beitrag anzeigen
                Da könnte eine Sozialphobie dahinter stecken.
                Daran habe ich schon sehr oft gedacht. Vielleicht sollte ich doch mal ein gutes Buch zu diesem Thema lesen.
                Hat jemand aus dem Forum schon einmal ein gutes Buch über Sozialphobie gelesen, das weiterhelfen könnte?

                Ich glaube meine Unsicherheit gegebüber anderen Menschen hat sich bereits während meiner Kindheit entwickelt. Immer wenn erwachsene Leute zu Besuch gekommen sind, habe ich mich am liebsten in meinem Zimmer versteckt.

                Als ich in der 7. Klasse auf Gymnasium gewechselt bin, wurde ich von der ganzen Klasse gemobbt. Ich war Aussenseiter. Ständig habe ich meinen Schulranzen in der Mülltonne gefunden, mir wurde während des Unterrichts mit dem Fuss von hinten gegen den Stuhl getreten, es wurde keine Situation in der Pause ausgelassen um mich zu gängeln. Auch im Unterricht, wenn es um Rollenspiele ging wurde ich von ein paar Schülern immer aufgerufen, weil die wussten dass ich in Französisch nicht so gut war. Das war dann immer eine rießen Blamage, so vor der ganzen Klasse zu stehen und kein Wort mehr herauszubekommen.
                Nach einem Jahr habe ich aufgegeben und bin auf die Realschule zurückgewechselt. Ich war total fertig, habe mich selbst nicht mehr gemocht und habe mir nur noch gewünscht, dass alles wieder besser wird.

                Als ich nach der Bundeswehr zu meiner Freunding gezogen bin, sie war schwanger, habe ich meine Freundschaften und Beziehungen hinter mir gelassen. Ich habe gleich einen Job gefunden und nur noch gearbeitet um die junge Familie am Leben zu halten, teilweise 40-50 Überstunden im Monat. Erstens ist es mir nie leicht gefallen neue Freundschaften aufzubauen und zweitens hatte ich überhaupt keine Zeit mehr dazu. Irgendwann hatte ich dann einen Burnout. Kaffee war wie Wasser, hat überhaupt keine Wirkung mehr gezeigt. Ich war nur noch fertig und konnte nicht mehr. Diese Gefühle habe ich mit Alkohol verdrängt. Als Vater einer Familie muss man stark sein, war mein Gedanke. Da darf man nicht rummemmen und aufgeben. Da muss man weitermachen.
                Unter diesem Druck und dieser psychischen Belastung habe ich mich unter Leuten noch unwohler gefühlt. Ich konnte mich, wenn wir irgendwo zu Besuch waren überhaupt nicht mehr öffnen. Da hatte ich bereits meine ersten panikartigen Zustände. Ich wollte dann die Situation nur noch verlassen, schnell raus eine rauchen. Ich war auch oft aggressiv und auch gewalttätig den Kindern gegenüber, was falsch war und wofür ich mich noch mehr gehasst habe. Es waren oft nur Kleinigkeiten, die mich zum Explodieren gebracht haben.

                Mit Therapie hatte ich dann Jahre später angefangen, wo ich nur noch Panikattacken hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Leben und Arbeiten nicht mehr möglich. Ich habe dann auch SSRIs bekommen um den Serotoninspiegel wieder anzuheben.

                Ich muss sagen, dass seit ich meine Therapie mache, alles sehr viel besser geworden ist, bis auf die Probleme, die ich bereits in meinen anderen Posts beschrieben habe.

                Ich würde so gerne wieder offen auf andere Menschen zugehen können. Ein paar wirkliche Freunde wären schon was tolles. Aber wie soll man die bekommen, wenn man an sich selber nichts gut finden kann?

                LG

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                  #9
                  Lieber H.
                  (ich kürze mal ab - Hoffnungsloser fällt mir als Anrede immer noch schwer)

                  na, da ist ja bei Dir auch einiges zusammenekommen! Was Du in Deinen letzten beiden Beträgen schreibst, hilft mir sehr, zu verstehen, wie Du in diesen ganzen Schlammassel hineingeraten bist! Vielen Dank für Deine Offenheit!

                  Jetzt, vor der Arbeit, schaffe ich es nicht mehr, genauer darauf einzugehen, und heute ist bei mir ein sehr langer Tag, so dass ich noch nicht weiß, ob es heute Abend klappen wird. Aber auf jeden Fall schreibe ich so bald wie möglich noch ein paar Zeilen mehr dazu.

                  Bis dahin: alles Gute!
                  Chaja

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                    #10
                    Zitat von DerHoffnungslose Beitrag anzeigen
                    Ein paar wirkliche Freunde wären schon was tolles. Aber wie soll man die bekommen, wenn man an sich selber nichts gut finden kann?
                    Lieber Hoffnungslose

                    Kein Mensch ist durch und durch schlecht. Dass du an dir nichts Gutes finden kannst, liegt nicht daran, dass es da nichts gäbe, sonder nur daran, dass du es nicht sehen kannst. Du lebst momentan noch das Leben anderer Menschen, genau deshalb machen sie dir ja auch so viel Angst. Merkst du es, dass du nur einem Bild entsprichst, das dir im Laufe der Zeit, übergezogen wurde?

                    Wo ist der kleine brave Junge, der du mal einst warst? Finde ihn wieder und vergiss erst mal alle anderen Menschen. Eine Sozialphobie entsteht auch durch Selbstentfremdung. Dein Ich ist ausgelagert. Jeder hat dein Ich, nur nicht du selbst. Das sollte sich ändern. Gewinne dein Ich zurück.

                    Deine Offenheit und Sensibilität, die du hier zeigst, beweisen mir, dass du gute Chancen hast, wieder zu dir zu finden und deine liebenswürdigen Eigenschaften zu entdecken. Für die es sich lohnt, mit dir befreundet zu sein. Eins ist mir klar, die Qualitäten dazu hast du in dir.

                    Liebe Grüße
                    Zauberwort

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                      #11
                      Lieber Hoffnungssucher,

                      ich bin gerade sehr erstaunt, Dich hier nur noch als "Gast" vorzufinden. Heißt das, dass Du Dich abgemeldet hast? Ich würde Dich hier jedenfalls vermissen!

                      Nach allem, was Du hier berichtet hast, hast Du als Kind schon so einiges hinter Dich gebracht. Ja, Klassenkameraden, die einen als Aussenseiter behandeln, können die natürliche Selbstliebe gehörig ins Wanken bringen. Umso schwerer ist es sicherlich später, neue Kontakte zu knüpfen oder sich irgendwo zugehörig zu fühlen. Aber auch zerstörte oder beschädigte Selbstliebe kann man wieder aufbauen. Du hast ja selbst auch schon viele Veränderung seit Beginn der Therapie bemerkt.

                      Allerdings denke ich, dass sich aktuell bei Dir einiges überlagert: Es gibt nachgewiesener Weise nichts, das uns so vieldimensional fordert, als die Kommunikation mit anderen Menschen. Sie verlangt von uns so vieles gleichzeitig, nicht nur ein hohe Maß an Aufmerksamkeit auf verschiedenen Ebenen. Und wenn man seelisch nicht auf der Höhe ist, wird einem das leicht mal zuviel.

                      Dass Du gerne endlich wieder ein ganz normales Leben ohne die Einschränkungen führen würdest, die Du immer wieder erlebst, ist nur allzu verständlich. Dennoch oder gerade deswegen st es vielleicht nicht ganz falsch, ich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass es vermutlich nie wieder ganz so werden wird, wie vor dem Burnout. Ich denke, wenn es einen mal so richtig erwischt hatte, bleibt man da immer ein bisschen anfällig und wird bei Belastungen oder Enttäuschungen immer mal wieder Rückschläge erleben. Wenn man nicht irgendeine Art von Frieden mit diesem Umstand schließt, wird man wohl jedes Mal noch mehr leiden, als ohnehin schon.

                      Dir alles Gute!
                      Sei lieb gegrüßt von
                      Chaja

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                        #12
                        Hallo Chaja,

                        die Hoffnung, dass alles irgendwann besser wird, sich wieder besser und stimmiger anfühlt, dass ich mich wieder frei und ungezwungen unter Menschen bewegen kann,
                        das ist die Hoffnung, die mich am Leben hält.

                        Wenn es mir richtig schlecht geht, ist das Leben nicht lebenswert, so fühlt es sich jedenfalls für mich an. Wenn das Ganze zwischen Schlecht- und Gutfühlen sich die Waage hält, ist das noch OK.

                        Das es vielleicht nie wieder ganz so werden könnte wie früher, macht mich traurig. Das muss aber vielleicht sogar so sein. Ich bin ja auch nicht mehr der, der ich vor 15 Jahren einmal war.

                        Mir bleibt nur übrig, mein Leben so sinnvoll und bewusst zu gestalten, wie es mir irgendwie möglich ist.
                        Dieser Gedanke in meinem letzten Satz hat so viel positive Energie, dass ich ihn am liebsten immer wieder schreiben würde.
                        Wann habe ich meinem Leben das letzte mal einen richtigen Sinn gegeben? Wann habe ich mich das letzte Mal so richtig bewusst mit dem Hier und Jetzt auseinandergesetzt, ohne den ganzen Ballast aus der Vergangenheit?

                        Ach ich bin schon manchmal vernagelt. Wie vernagelt, das habe ich die letzen Tage wieder bemerkt, als ich mich nach einem neuen Computer umgeschaut hab. Es muss dann natürlich wieder ein potentes Ding sein, mit dem ich wieder Computerspiele zocken kann, so wie früher. Meine Lebenszeit vergeuden, in der virtuellen Welt leben, selbst ein Teil der Maschine werden...aber diese Emotionen, die da mit im Spiel sind, wenn ich mich mit diesem Thema befasse sind so stark, das ist geradezu beängstigend. So als wäre das das geilste auf der Welt. Kann das überhaupt jemand nachvollziehen?
                        Meine Freundin meinte sogar, dass ich mir ja mit dem Weihnachtsgeld so einen Rechner gönnen könnte. Wenn die wüßte. Dann hätte ich garantiert keine Zeit mehr für sie. Dann würde das Ding wieder die Oberhand gewinnen und mich verschlingen...

                        Ich tue es einfach nicht. Wenn ich mir mal wieder einen neuen Rechner kaufe, dann mit neuem Betriebssystem und Office und zum Surfen, nicht zum zocken.
                        Ich will doch nicht, das der Rest meines Lebens auch noch verloren geht.
                        Ich habe doch ganz andere Ziele, die wichtig sind, die ich verfolgen möchte.

                        Vielleicht sollte ich mir meine wichtigen Ziele aufschreiben und irgendwo hinhängen, wo ich diese jeden Tag sehe, um jeden Tag aufs Neue meinen Glauben zu erneuern, um mich jeden Tag wieder neu zu polen.

                        Ich hoffe, dass das jetzt nicht zu irre war, was ich geschrieben habe. Aber solche Dinge beschäftigen mich eben und deshalb muss ich mir diese einfach von der Seele schreiben.

                        Danke fürs Lesen und alle Antworten
                        BewusstSein

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                          #13
                          Ein guter Weg

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                            #14
                            Hallo miteinander,

                            ich habe noch ein bisschen über das Thema nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass es in meinem Leben nichts gibt, was so viel leidenschaftliche Gefühle in mir auslöst, wie Computerthemen.

                            Ich mache zwar noch andere Sachen in meinem Leben, aber eben einfach so. Ich kann mich einfach für nichts Anderes so wirklich begeistern. Ich mache die Dinge und gut ist. Klar gibt es auch einmal Momente, in denen ich stolz auf mich bin, weil ich etwas geschafft oder geleistet habe.

                            Ist das dann nicht schon so etwas wie Sucht oder Abhängigkeit, wenn ich mich nur und ausschließlich für eine Sache begeistern kann?
                            Dabei wünsche ich mir doch so sehr, dass mein Leben noch interessanter wird. Dazu mache ich ja schon andere Sachen, aber es fühlt sich eben nicht toll an.

                            Interessanter wird es, wenn ich mehr mit anderen mache. Aber da hält mich wieder diese Angst verletzt oder abgelehnt zu werden davon ab. Und diese Situationen sind so anstrengend für mich.

                            Der Computer verletzt mich nicht. Da kann ich mich in eine wunderbare Traumwelt flüchten. Da bin ich der Held. Wenn ich nach mehreren Stunden zocken den Rechner ausschalte spüre ich aber diese innere Leere, so ein Gefühl, als hätte ich jetzt wieder was falsch gemacht. Das schlechte Gewissen meldet sich, dass ich mit meiner Zeit doch hätte etwas sinnvolleres machen können.

                            Nur an diese Gefühle erinnere ich mich beim nächsten Einschalten nicht mehr. Da starte ich dann jedes Mal mit den gleichen euphorischen Gefühlen durch, wie sonst auch.

                            Wenn ich jetzt den Computer über einen längeren Zeitraum auslasse, was ich bereits gemacht habe, dann durchlebe ich jeden Tag ohne irgendwelche nennenswerten Höhepunkte. Das habe ich teilweise schon über mehrere Wochen geschafft.

                            Während einer solchen Pause habe ich viel Zeit zum nachdenken. Ich finde aber nichts, was mich wirklich begeistert. Während solcher Phasen beginne ich viel über mich nachzudenken und zu viel mit meinem Äußeren zu beschäftigen. Mein Äußeres, das mir nun mal nicht gefällt, zieht mich dann jedes mal völlig herunter.
                            Das halte ich dann so lange aus, bis ich total down bin. Dann wirds allerhöchste Zeit, wieder für ein bisschen Ablenkung zu sorgen, was wenn ich mal total down bin, meistens in Form von Alkohol stattfindet.
                            Endlich mal abschalten, zur Ruhe kommen, mit diesem ganzen Gedankenmüll aufhören und sich so richtig schön betäuben.

                            Irgendwann fange ich dann wieder an vor dem Rechner zu sitzen. Mir geht es dann im großen Ganzen besser weil ich Ablenkung habe, aber ich entwickle mich auch nicht weiter...

                            In diesem Kreislauf bewege ich mich die letzten Jahre. Es fällt mir so unglaublich schwer, vom Computer abzulassen. Bei dem Gedanken habe ich das Gefühl, dass ich das Einzigste aufgebe, was mir in meinem Leben noch Spaß macht.

                            Auch einer der Gründe warum ich mich manchmal so hoffnungslos fühle.

                            Ist es normal, dass das Leben nur so vor sich hinplätschert, dass es sich fast ohne nennenswerte Höhepunkte darstellt oder geht es nur mir so?

                            LG
                            Bewusstsein

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                              #15
                              Hallo Bewusstsein,

                              erst einmal: entschuldige bitte, dass ich erst jetzt wieder dazu komme zu schreiben. In den letzten Tagen war ich nach der Arbeit so müde, dass es einfach nichr mehr für anspruchsvollere Themen gereicht hat...

                              Nun aber endlich: Dass Dich der Gedanke, dass es vielleicht nie wieder so wird wie vor dem Burnout, traurig macht, kann ich nur allzu gut verstehen. Und natürlich lebt man in schlechten Zeiten von der Hoffnung auf Besserung. Es wäre auch merkwürdig, wenn man sich nicht nach mehr Unbeschwerteit sehnen würde!

                              Aber ich habe auch die Erfahung gemacht, dass Tiefs schneller vorbeigehen, wenn man sie einfach gelassen hinnimmt, sich nicht über sie (oder über sich selbst mit den eigenen dummen Problemen) ärgert, sondern akzeptiert, dass es diese Zeiten gibt, in denen man keine Energie hat, und sich dementsprechend keine zusätzlichen Verpflichtungen zu der Arbeit aufhalst. Ich sage dann notfalls auch mal Verabredungen ab, weil es mir einfach nicht gut geht. Die anderen hätten ja dann auch nichts von mir und ich nicht von ihnen! Dann lieber 1-2 Wochen später in tauglichem Zustand. Um diese hilfreiche Gelasseneit aufbingen zu können, muss man sic aber zuvor mit dem Gedanken anfreunden, dass diese Tiefs eben zum eigenen Leben dazugehören (und dann kann man immer noch die Erfahrung machen, dass es mit dieser Gelasseneit so erstaunlich viel besser werden kann, dass man gar nicht mehr so oft von einem Tief "beehrt" wird )

                              Mir bleibt nur übrig, mein Leben so sinnvoll und bewusst zu gestalten, wie es mir irgendwie möglich ist.
                              Ich glaube, dieser Satz weist einen guten Weg zu dem, was ich meine. Es mag resignativ klingen, wenn man sagt: "Mir bleibt nur übrig..." und manche wohlmeinenden Menschen wollen bei solchen Formulierungen immer direkt dazwischen gehen, weil sie eben meinen, dass man resiniert. Dabei finde ich, dass es eine Gute Art und Weise ist, sich mit gewissen Fakten auseinanderzusetzen. In anderen Bereichen hat man ja auch natürliche Beschränkungen, mit denen man leben muss, und da hält einen niemand für mutlos. Ich könnte ja ebenso gut sagen: "Bei meiner katastrophal geringen Begabung für alles Technische, bleibt mir nur übrig, Technik nicht zu meinem Beruf zu machen." Das ist eine natürliche Einschränkung, mit der ich lebe, ohne dass das jemand als Mutlosigkeit interpretieren würde. Und Du setzt ja in Deinem Satz noch einen drauf, indem Du etwas sehr Positives aus der Einschränkung gewinnst, nämlich ein bewusstes, möglichst sinnreiches Leben! Das ist eine großartige Einstellung!

                              Noch kurz zu Deinen sehr interessanten Überlegungen zum Umgang mit dem Computer: Ich habe selbst ein Weile den Eindruck gehabt, computer/internetabängig zu sein. In der Zeit, als es mir sehr schlecht ging, habe ich vor dem Computer viel verdrängen können, kenne aber auch das von Dir beschriebene Leere-Gefühl, dass sich anschließend einstellt. Man merkt am Computer oft nicht, wie sehr man sich damit auch auspowern kann, obwohl man sich ja zur Entspannung davor setzt und es eben lange nicht so anstrengend zu sein scheint, etwas am Rechner zu machen, wie sich mit Menschen direkt abzugeben.

                              Weg von diesem Abängigkeitsgefühl kam ich erst, als ich dann, um meine Depressionen runterzudrücken, viele lange Spaziergänge gemacht habe (Empfehlung meines Arztes). Anfangs war es wirklich wie auf Entzug sein, weil ich während des Gehens nur daran gedacht habe, dass ich jetzt endlich nach Hause gehen und meine Ruhe haben will. Aber nach ein paar Tagen wurde es besser und ich konnte beginnen zu erleben, wie viel Energie ich durch das Laufen und vor allem durch die mich umgebende Natur gewinnen konnte. Vielleict findest Du ja auch etwas für Dich, was Dir noch eine andere Art von Ausgleich schafft? Dann reguliert sich das mit dem Computer bestimmt auch ein Stück weit von selbst!

                              Dir einen möglichst guten Tag! Und noch einmal: Ich bin froh, dass Du wieder hier bist!

                              Liebe Grüße von
                              Chaja

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