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Fragen zum Leben im Alter von 26

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    Fragen zum Leben im Alter von 26

    Liebes Forum,

    ich möchte gerne ein neues Thema aufmachen, was mich seit einigen Tagen sehr beschäftigt. Das Thema lautet: Eure Tipps und Gedanken zur Lebensaufgabe eines jungen Menschen in der Lebensphase 25-35. Ich bin 26, habe im letzten Jahr mein Studium abgeschlossen und meinen ersten Beruf ergriffen. Der Beruf macht mir in meinem Team sehr viel Spaß.

    Leider musste ich in eine entfernte Stadt ziehen und mich von meiner Partnerin trennen, weil sie nicht bereit war, mir in die neue Stadt zu folgen, um ihre eigenen Karrierepläne weiterverfolgen zu können. Gerade habe ich mit den Folgen der Trennung und des Einsamskeitsgefühls in der neuen Stadt zu kämpfen. Ich habe den Eindruck, dass es für uns "junge" Menschen irgendwie schwierig ist, mit so hohen Erwartungen (Beruf super, Beziehung super, Freundschaften super, Gesundheit super) umzugehen und vor allem, in all diesem Streben nach Erfolg wirklich noch Kompromisse eingehen zu können für einen anderen Menschen und vor allem Nähe und Verletzbarkeit zulassen zu können. Das finde ich deswegen so paradox, weil doch gleichzeitig nur in der Familie oder hoffentlich in einer Partnerschaft man die Möglichkeit hat, so akzeptiert zu werden, wie man ist (im Beruf wird man normalerweise nur dann akzeptiert und erhält Anerkennung, wenn man gut in seiner Aufgabe funktioniert, der schlechte, faule oder schwache Teil in einem steht dort häufig nicht auf dem Anerkennungszettel)

    Was mich interessiert ist: Habt Ihr selbst schon einmal ähnliche Situationen erlebt? Könnt Ihr mir Tipps aus Eurer Lebenserfahrung geben, wie Ihr im Rückblick betrachtet in einer solchen Situation gehandelt hättet mit all dem Lebens- und Erfahrungswissen, was Ihr in der Zwischenzeit gesammelt hat? Wie können junge Menschen wieder lernen, Nähe und Verletzlichkeit zuzulassen, um erfüllende Beziehungen zu leben? Und was ist beispielsweise mit dem Gedanken, wenn man einfach für immer Single bleiben sollte- wie kann man damit leben und nicht todunglücklich sein? Wie kann man diesen Zustand als gleichwertig oder auch wertvoll ansehen, so dass eine Beziehung nicht als das "Non-plus-Ultra" eines Lebenszustands angesehen wird, und dann auf allen Singles so schwer lastet und Leid hervorruft, weil sie in der Realität keine Beziehung haben....

    Hmmm, vielleicht war das gerade alles etwas unstrukturiert. Aber ich habe gemerkt, es hat mir auf der Seele gelegen und ich wollte es Euch gerne mitteilten und in die Runde zur Diskussion stellen.

    Ich würde mich über Antworten von Euch sehr freuen!

    Herzliche Grüße

    Gedanke

    #2
    Hallo Gedanke,
    Du beschreibst gerade sehr eindrucksvoll, die heutige Widersprüchlichkeit zwischen elementaren menschlichen Bedürfnissen (Partnerschaft, Verständnis finden, Geborgenheit, gemeinsame Zukunft etc.) und der Realität des gegenwärtigen Berufslebens.
    Es ist wirklich paradox: Nicht nur das viele berufliche Tätigkeiten einen zunehmenden Entfremdungsanteil enthalten,was die Ganzheitlichkeit der Arbeit angeht, sonder man reist ihnen, wie bei den chinesischen Wanderarbeitern, auch noch hinterher.
    Möglicherweise findest Du an Deinem jetzigen Arbeitsort eine neue Partnerin.
    Für mich persönlich ist es immer wieder erstaunlich, welche Kompromisse auch diesen Gründen eingegangen werden, aber Du schreibst ja selbst, auch Deine Partnerin möchte Dir nicht folgen, weil es für sie möglicherweise negative Folgen beruflicher Art haben könnte.
    Ich glaube es ist schwierig, solche Dinge wirklich miteinander zu vereinbaren.
    Dieses System ist auf Effizienz aufgebaut, und blendet weitestgehend menschliche Bedürfnisse aus.
    Und es führt auch in weiten Teilen zur Unfreiheit, was möglicherweise erst zu einem späteren Zeitpunkt von den betreffenden Personen bemerkt wird.
    Vielleicht ist es Dir möglich, die Beziehung aus der Ferne eine bestimmte Zeit aufrecht zu erhalten, und in der Zwischenzeit nach einer gemeinsamen Lösung hinsichtlich eines gemeinsamen Arbeitsortes zu suchen. In Deinem Alter und bei Deiner beruflichen Ausbildung dürfte das möglich sein.

    Kommentar


      #3
      Du und deine Partnerin, euch beiden war die Karriere wichtiger als eure Beziehung. Auch du hättest ja an deinem Heimatort einen Beruf finden können. Vielleicht wäre es jetzt erst mal sinnvoll, dir zu überlegen, was du wirklich im Lebenwillst und was deine Prioritäten sind. Da du diese Entscheidung schon mal gefällt hast: gegen deine Freundin und für deinen Beruf, ist es klar, daß dann die Beziehung auf der Strecke blieb, denn du kannst nciht von einer Partnerin erwarten, daß sie zu dir steht, wenn sie nur die Nr. 2 in deinem Leben ist.
      Also überleg dir doch mal in Ruhe, was du vom Leben erwartest, was dein entgültiges Ziel ist und wie du dieses erreichen kannst.

      Ich habe mich ungefähr in deinem Alter dazu entschieden, daß ich das ewige Leben will. also setzte ich dies als oberste Priorität und fing an, in den verschiedenen Religionen zu suchen, bis ich auf den auferstandenen JESUS traf und mir bewusst wurde, daß ER wirklich auferstanden ist. Einiges blieb dabei auf der Strecke - unter anderem auch meine Karriere- ich bin heute "nur" Bäckereiverkäuferin und habe aber alles, was ich zum Leben brauche, einschliesslich Urlaub. Ich habe Spannung, Erfüllung, Lebensfreude und mein Leben ist zu einem einzigen Abenteuer geworden.
      Aber es gehörte einfach eine Entscheidung für JESUS dazu und für das ewige Leben - also für mein Ziel. Und dann gehört Disziplin dazu und Gehorsam.
      Man kann nicht erwarten, daß man etwas willl und das fällt einem dann einfach so in den Schoß.
      Vielleicht solltest du also damit beginnen, Entscheidungen zu treffen, die du vorher bedacht hast und zu denen du auch wirklich stehen kannst.

      Die Entscheidnung, die du bezüglich deiner PArtnerschaft getroffen hast, scheint ja nicht unbedingt die richtige gewesen zu sein.
      mal angenommen, du hättest dich gegen deine Karriere und für die Frau entschieden. Was wäre dann passiert? Du hättest einige hundert Euro weniger gehabt. Doch auch mit wenig Geld lässt es sich sehr gut leben. Ich gehöre zu den schlecht bezahltesten Berufsgruppen in Deutschland und kann dennoch mindestens einmal im Jahr in den Urlaub und hab immer genug zu essen und auch Kleidung und habe noch soviel Geld übrig, daß ich mir ein Patenkind in Afrika leisten kann und auch spenden kann. Aber ich hab mich auch für JESUS entschieden und ER verspricht uns doch, sich dann um alles zu kümmern und ER macht das prima.
      Du hast dich einfach für Karriere und Erfolg und Kapital entschieden und ordnest diesem alles unter, also wundre dich nicht, daß dieses dann auch die Herrschaft in deinem Leben übernimmt.

      Ich wollte dir nun einfach meine Gedanken dazu mitteilen und das kann für dich völlig falsch sein. Aber vielleicht kannst du Entscheidungen leichter treffen und dein Leben anders sehen, wenn du dir versuchst vorzustellen, wie du mal sterben wirst.

      Kommentar


        #4
        Hallo Gedanke!

        Ich verstehe dein Paradoxon nicht so ganz.
        In der Arbeitswelt zeige ich ein ganz anderes, zweckmäßiges Verhalten, während ich in meiner Familie und Partnerschaft ganz andere Schwerpunkte setze.

        Ich habe viele Rollen - wobei Rolle für mich positiv konnotiert ist und eine Summe an bestimmten Verhaltensweisen darstellt- ich bin Frau, Tochter, Arbeitnehmerin, Freundin, Geliebte, Hundemama, Sportlerin, Ratgeberin, Köchin usw. usf.

        In jeder Rolle verhalte ich mich adäquat, also für meine Ziele funktional.

        Gehe ich arbeiten, ist es mein Ziel meine Arbeit effektiv und effizient zu erledigen, mit meinen Kollegen gut zusammenzuarbeiten, Spaß zu haben am Umgang mit den Kunden und etwas neues zu lernen.

        Bin ich mit meinem Liebsten zusammen, habe ich ganz andere Prioritäten. Ich möchte wirkliche Nähe erleben, meine intimsten Gedanken teilen, Liebe geben und empfangen, mich von Herzen streiten und wieder versöhnen, mich zeigen - in Gänze.

        Allen Rollen gleich innewohnend ist, dass ich mich weiterentwickeln möchte, Freude am Leben zu haben, mich für Menschen zu interessieren, nicht aufzuhören dazuzulernen.

        Der Gedanke mein Leben als Single zu verbringen, hat mir noch nie gefallen. Ich will Familie und das ganze Programm .
        Nach 2 längeren Beziehungen (eine davon über 7 Jahre) hatte ich nicht das Gefühl den richtigen Mann noch zu finden. Und je länger ich allein war, desto schwieriger wurde es wieder tiefgründige Gefühle zuzulassen.

        Mein Partner und ich haben um unsere noch sehr frische Beziehung gekämpft, er der nicht aufgegeben hat und ich, die ich beinahe an meinen inneren Widerständen gescheitert bin. Um Nähe und Verletzbarkeit zu erfahren muss man diese zulassen, bei sich selbst und bei seinem Gegenüber. Man muss Verantwortung übernehmen und ein Risiko eingehen, das ist der einzige Weg den ich kenne. Zum Thema Kompromissbereitschaft denke ich, dass dies eine Frage der eigenen Prioritäten ist. Die immer wieder auftauchende Frage: WAS WILL ICH WIRKLICH?


        LG
        Sternenkönigin

        Kommentar


          #5
          Hallo Hubert, hallo Mauerblümchen, hallo Sternenkönigin,

          danke für Eure Antworten, die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Eine Sache ist vielleicht falsch rübergekommen- ich habe mich für den neuen Arbeitsort entschieden, nachdem ich meine Partnerin mehrfach gefragt hatte, ob das auch aus Beziehungssicht eine gute Option darstellen würde. Sie hatte immer Schwierigkeiten damit, sich für etwas festzulegen und zu entscheiden. Deswegen hat sie mich immer wieder dazu ermutigt, diesen Beruf auch anzunehmen, weil sie selbst meinte, sie wisse noch nicht, wo sie hingehen werde und das müsste man dann in der Zukunft sehen. Nachdem ich mich entschieden hatten, hat sie mir dann mitgeteilt, dass sie mir nicht folgen wird, sondern einen Job auch im Ausland annehmen wird, wenn er sich ergibt. Das war für mich der Grund der Trennung, weil es offensichtlich keine Möglichkeit gab, für unsere BEziehung Kompromisse einzugehen.


          Ich glaube eben mittlerweile, dass sich das nicht "alles so ergibt", sondern das man sein Leben wie Ihr es auch beschrieben habt in die Hand nehmen muss.

          Trotzdem bleibt für mich in meinem jungen Alter die Frage: Wie können wir aus unserer Perspektive mit Mitte zwanzig verstehen lernen, wie viel wichtiger eine Beziehung als irgendwelche Berufsverwirklichungen ist? Dass der Preis, den man für das Wegziehen bezahlt (Einsamkeit etc.) sehr hoch ist. In meiner Generation herrscht glaube ich der weit verbreitete Glaubenssatz, dass "der richtige Partner eben noch nicht aufgetaucht ist" und dass es wichtig ist, jetzt nach dem Studium erst einmal im Berufsfeld durchzustarten. Und ich habe auch den Eindruck, dass diesen Druck auch besonders viele studierte Frauen haben, weil in meiner Wahrnehmung das Ideal eines modernen Frau ein solches ist, was beide Aspekte (Beruf und Familie) miteinander verbindet (was zweifelsohne eine sehr anspruchsvolle Aufgabe ist).
          Und all das miteinander zu vereinbaren (Beruf, Familie, Beziehung, Freundschaften, private und spirituelle Selbstverwirklichung) gelingt glaube ich nur sehr, sehr wenigen Menschen.

          Ich finde es z.B. interessant, dass die meisten Menschen sagen, dass einem nur Familie zu wenig wäre.

          Um Nähe und Verletzbarkeit zu erfahren muss man diese zulassen, bei sich selbst und bei seinem Gegenüber. Man muss Verantwortung übernehmen und ein Risiko eingehen, das ist der einzige Weg den ich kenne. Zum Thema Kompromissbereitschaft denke ich, dass dies eine Frage der eigenen Prioritäten ist. Die immer wieder auftauchende Frage: WAS WILL ICH WIRKLICH?

          Das fand ich einen sehr hilfreichen und interessanten Abschnitt: Verletzlichkeit und Nähe zulassen, nicht das Gefühl zu haben, perfekt sein zu müssen. In meinem Fall habe ich kein Risiko eingehen können, weil es keine Wahloption gab. Wenn ich ihr mitteile, dass ich die Beziehung weiterführen möchte (gemeinsam, an einem gemeinsamen Ort) und sie mir mitteilt, geh in die neue Stadt, es wird alles OK, um dann später nicht mitzuziehen, dann hatte ich hier keinen Handlungsspielraum, nehme ich so zumindest war.

          Was will ich wirklich?
          Der fünfte Absatz von Sternenkönigin trifft glaube ich sehr gut, was ich mir wünsche. Das finde ich wirklich glänzend formuliert.

          Liebe Grüße

          Gedanke

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            #6
            Hallo Gedanke!

            Ich glaube, dass es nicht möglich ist -nach den Erwartungen von außen- alles unter einen Hut zu bringen. In deinem letzten Posting fiel auch das Wort "Perfektion"- ich glaube, das ist ein ganz gutes Stichwort- damit habe ich auch immer wieder zu tun. Ich glaube, jeder muss seine eigenen Prioritäten finden, gucken, wo will/kann ich eher Kompromisse machen, wo nicht bzw. wo weniger...

            Ich bin auch ungefär in deinem Alter und ich merke auch immer mehr, dass das Bild, was man so von außen vermittelt kriegt, wie es "sein sollte" einfach nicht passt. Dass viele Dinge einfach nicht stimmen/nicht gehen, wie das von außen (vielleicht den Medien) immer so selbstverständlich dargestellt wird.

            Für eine Frau in meinem Alter sieht die Wahrheit ganz anders aus (ich kann ja nur für mich sprechen). Da merkt man erst mal, wie es mit den beruflichen Möglichkeiten, Kinder+Berufstätigkeit (ich spreche nicht mal von Karriere), Anerkennung und Perspektiven in der Wirklichkeit aussieht. Das ist echt ein Witz gegen das Bild, dass ich immer so selbstverständlich übernommen habe.

            Ich glaube, das wichtigste ist einfach, bewusst zu entscheiden, wo man Prioritäten setzt. Ich weiß nicht, ob das ein Merkmal vom Erwachsenen-Leben ist, aber ich merke immer mehr, wie ich Kompromisse machen muss.
            Ich glaube, das wichtige ist einfach, die bewusste Entscheidung, sonst hat man vielleicht das Gefühl, das nichts richtig läuft und das Leben einen lebt und nicht umgekehrt...

            Vielleicht hilft es auch, mal zu schauen, wo die Erwartungen eigentlich herkommen und warum sie einen überhaupt interessieren.
            Für mich ist das nur schwer greifbar, weil so vieles und so viele dazu beigetragen haben.

            Ich glaube auch, dass wir gucken müssen, wie wir unseren Weg finden. Menschen in unserer Elterngeneration hatten noch ein ganz anderes Leben in unserem Alter.
            Meine Mutter konnte sich ihre Stelle frei auswählen- so etwas können wir uns kaum vorstellen- und auch das Arbeitsklima/Verhältnis zu den Führungskräften muss ganz anders gewesen sein. Andere Dinge waren viel schwerer für sie als für uns heute- ich glaube, es ist einfach eine andere Zeit und wir müssen selber unseren Weg finden.

            Ich glaube auch, dass die Erwartungen oft oder meist von Menschen kommen, die sich gar nicht vorstellen können, wie es ist, in unserer Generation junger Erwachsener zu sein. Die Wirklichkeit für uns sieht ganz anders aus als sich das so mancher vorstellt. Ich glaube, das viele reifere Menschen hauptsächlich die positiven Seiten sehen. Aber auch wir haben zu kämpfen- eben mit anderen Dingen als sie damals.

            Ich hab zum Beispiel immernoch das Gefühl, wir in unserer Generation haben unbegrenzte Möglichkeiten. Das habe ich immer und immer wieder von verschiedensten (reiferen) Erwachsenen gehört und es ist drin.
            Ich weiß, dass es nicht wahr ist. Wir haben Möglichkeiten, die sie früher nicht hatten- aber auch sie hatten Möglichkeiten, die wir heute nicht haben. Es ist einfach nicht vergleichbar, nicht besser oder schlechter- es ist anders.

            Also, was ich damit sagen will, ist, dass ich glaube, jeder muss seinen eigenen Weg finden, seine eigenen Prioritäten setzten.

            Was denkst du darüber?

            Viele Grüße an dich und alle,
            sunrise

            Kommentar


              #7
              Antwort auf die Gedanken von Sunrise

              Liebe Sunrise,

              vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar. Schon in mehreren Eurer Antworten ist durchgeklungen, dass es wichtig ist, seinen Prioritäten zu finden und zu setzen: Ich weiß z.B., dass mir eine Beziehung und eine Familie wichtiger als ein bestimmter Beruf/ Karriere sind. Eine Angst und ein Problem, das ich sehe, ist z.B. in einer Zeit ohne Partnerschaft ganz im Beruf aufzugehen, weil die Partnerschaft eben nicht da ist, und so Stück für Stück eine Verlagerung des Schwerpunkts im eigenen Leben auf den Beruf geschieht. Ich habe das schon an einigen (vor allem männlichen Personen) beobachtet, dass sie erst am Anfang etwas mehr gearbeitet haben, und dann nach und nach immer mehr, bis sie dann auch teilweise am Wochenende arbeiteten und dann in ruhigen Minuten gemerkt haben, dass ihre sozialen Kontakte verebben, sie dann nicht wissen wo sie anfangen sollen und dann so immer mehr vereinsamen. Dieser Spruch mit den unbegrenzten Möglichkeiten macht mir Angst, weil ich das Gefühl habe, er schleicht sich in das Bewusstsein von fast allen jungen Menschen ein.

              Ich finde es sehr interessant, was Du geschrieben hast über die "realen" Möglichkeiten: Dass wir junge Generation eben doch keine unbegrenzten Möglichkeiten, sondern nur Möglichkeiten im Rahmen unseres Menschseins, im Rahmen von Beziehungen an gemeinsamen Orten, die nur eine bestimmte Auswahl an Berufen zulassen. Es ist sonderbar, aber dass das so ist, höre ich zum ersten Mal, auch wenn ich es vorher schon geahnt habe (ich bin bestimmt kein naiver Mensch, aber ich habe anhand Deiner Zeilen gemerkt, dass mich diese dauerhaften Botschaften diverser "attraktiver" Arbeitgeber nach Flexilibität, Führungskräftenachwuchs, Einsatzbereitschaft, Commitment bla bla bla anscheinend mehr beeinflusst haben in meinem Weltbild als es mir lieb sein kann). Und Du hast recht, diese Botschaft kommt von so vielen Seiten- von den Großeltern, die sagen, dass es die anderen zu etwas gebracht haben und "einen guten, sicheren Job" bekommen haben, Familie und Kinder haben, die es geschafft haben. Von den eigenen Eltern, wenn auch häufig unbewusst, einfach in ihrer Sorger, dass es den eigenen Kindern und dem eigenen Nachwuchs einmal gut bzw. besser als ihnen selbst gehen möge. Den Billigfluglinien, die mir suggerieren, dass ich kommendes Wochenende zwischen mindestens fünf Zielorten in Europa wählen kann, zu denen ich fliegen kann. Und z.B. dieses unbewusste Gefühl unserer Generation, dass nichts mehr sicher ist, dabei ist z.B. anscheinend die Arbeitslosenquote für Studierende in den letzten fünfzehn Jahren gleich geblieben (!!!!). Also eine subjektive, objektiv nicht begründbare Angst, die sich in den Gruppen und durch Gruppenvergleiche vermehrt und aufschaukelt, bis sie zu einem für Wahrheit gewordenen Tatbestand wird. Niemand hat je solche objektiven Zahlen in meinen Diskussionen während des Studiums eingebracht und diese Art von Stimmung ist entstanden (aus der zugegebenermaßen auch Kraft entstehen kann und Motivation, sein Leben zu gestalten und anzunehmen). Und ich sehr gleichzeitig auch viele Menschen, die mit dieser Vielzahl an Optionen große Schwierigkeiten haben, weil sie diese Wahlfreiheit überfordert und belastet. Wie viele wissen nach ihrem Studium unter all diesen Optionen gar nicht, was sie machen sollen? Auf die Selbstverwirklichung achten? Auf die Sicherheit, wo die Renten aufgebraucht sein werden? Habe ich das richtige studiert? Und alles im Vergleich zu relativ hohen Erwartungen.

              Eine interessante Anregung möchte ich noch in die Runde liefern: Es gibt einen chilenischen Ökonomen mit dem Namen Max Neef, der gesagt hat, der Mensch habe folgende Grundbedürfnisse, die zu aller Zeit gleichbleiben, nur die Mittel, mit denen wir unsere Bedürfnisse befriedigen, seien anders geworden (z.B. Internet hilft beim Bedürfnis nach "belong", wenn ich mit einem Freund chatte). Das heißt für unsere moderne Gesellschaft wohl auch, dass nicht die Bedürfnisse andere oder mehr geworden sind, sondern dass lediglich die Bedürfnisbefriediger andere geworden sind.Dein Kommentar erleichtert ein Stück weit. Es macht das Leben etwas leichter, weil ich das Gefühl habe, dass ich ein normales Leben lebe, mit all seinen Höhen und Tiefen, mit all seinen Beschränkungen und Schwierigkeiten aber auch Höhepunkten. Das hat gut getan, dass Du das geschrieben hast.

              Aber Ihr habt natürlich recht, auch bei diesem Phänomen kann man sich schützen, in dem man eigene, klare Prioritäten setzt. Ist am Meer leben mit gutem Essen und guten Gesprächen mit Freunden eine klare Priorität Ich hoffe schon, auch wenn ich noch nicht weiß, von was ich dort leben soll

              Euch einen schönen Abend & danke für Eure Kommentare, die mir eine Hilfe sind und mich sehr zum Nachdenken anregen.

              Gedanke

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                #8
                Hallo,

                ich möchte gerne meine Gedanken und Erfahrungen zu Deinem Thema bringen.

                Ich habe mich vor ca. 12 Jahren gegen Beruf und für Beziehung entschieden. Soll heißen, ich habe den Beruf und die Arbeitsstelle nicht gewechselt. Ich konnte mir keine Fernbeziehung vorstellen. Auch mein Mann, mit dem ich damals bereits seit 3 Jahren in einer Beziehung lebte, vertritt die Auffassung, dass er mich nicht geheiratet habe, um dann von mir getrennt zu leben. Dies macht er in Vorstellungsgesprächen auch klar. Er geht sogar soweit, dem Arbeitgeber vor die Tatsache zu stellen, dass er nur zu wenigen und kurzen Dienstreisen bereit ist. Uns geht Beziehung vor Beruf. Das sagt sich jetzt natürlich leicht, da man ggf. gezwungen ist, örtlich getrennt zu sein, wenn die Alternative Arbeitslosigkeit heißt.
                Fakt ist jedoch, dass ich seit 15 Jahren einer Tätigkeit nachgehe, die ich nicht besonders mag. Und das, weil ich hier vor Ort keine Alternative habe/hatte und nicht weg wollte. Gut... im Moment bin ich an einem Punkt, an dem ich beruflich sehr frustriert bin und merke, dass ich noch etwas anderes im Leben machen muss. Und manchmal kommt in der jetzigen Zeit die Frage, ob ich nicht doch damals mehr dem Beruf hätte opfern sollen und das Risiko einer Fernbeziehung eingehen. Dann kommt aber die innere Stimme, die das verneint.
                Du siehst, es ist ein schwieriges Thema voller Zweifel und Unsicherheiten. Wie bei vielem im Leben, muss man sich für etwas entscheiden. Immer hat eine Entscheidung zu Gunsten einer Sache, Konsequenzen für eine andere. Oft muss man für eine Sache etwas anderes "opfern". Zumindest empfindet man es so. Und deshalb kommt man nicht drum herum, herauszufinden, was einem Wichtig ist. Was man zu Gunsten von etwas anderem opfert. Und das bringt uns Zeit unseres Lebens in Konflikte. Je sicherer man sich einer Sache ist, desto geringer sind die Konflikte und desto leichter fällte es, andere davon betroffene Dinge zur Seite zu legen / zu vernachlässigen / zu ignorieren.

                Und hier sind wir dann bei dem Punkt "Entscheidungsmöglichkeiten". Je mehr man hat, desto weniger weiß man, was man will. Darum ist die Zufriedenheit der Menschen heute mit all den vielen, tollen Möglichkeiten, die sich uns bieten, kein Deut besser, als vor 50 Jahren, wo man viel weniger hatte, wo man selten in den Urlaub gefahren ist, wo man in einer Firma gelernt und bis zur Rente gearbeitet hat. Es gibt zu diesem Thema ein wie ich finde wundervolles Buch von Alexandra Berger "Welches Leben ist meins - Entscheidungen, die zu mir passen." Sie greift genau dieses Dilemma auf, in dem wir heute stecken.

                Kommentar


                  #9
                  Liebes Forum,

                  hier schreibt Morgenfrau zu dem interessanten Thema.

                  Ja, die Sache mit den Entscheidungen.

                  Entscheide ich mich FÜR etwas, entscheide ich mich auch GEGEN etwas und DIESES mit allen Konsequenzen.

                  Wenn ich so Rückschau für mich halte, denke ich für mich, die Richtung, die ich genommen habe, war schon richtig für mich. Letztendlich habe ich viel Glück/Höhere Macht in meinem bisherigen Leben gehabt.

                  Vielleicht ist es befriedigend für mich, wenn ich mein Leben so annehmen kann, wie es jetzt ist.

                  Ich finde es ganz bemerkenswert, wenn ein junger Mensch sich solche Gedanken macht. In dem Alter habe ich sicher nicht über so komplexe Dinge nachgedacht.

                  In Gesprächen mit meinen Töchtern (24 und 23 Jahre) kommen ganz interessante Themen aus ihrer Sicht zustande, und ich bin ganz erstaunt, wie sie kreativ und mit neuen Ideen damit umgehen. Faszinierend. Spannend.

                  Mir macht es Freude, die Entwicklung zu beobachten.

                  Mit lieben Grüßen
                  Morgenfrau.

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                    #10
                    Hallo Ihr Lieben,

                    wie bereits gesagt, ist jede Entscheidug für ETWAS auch gleichzeitig eine Entscheidung gegen vieles andere.
                    Wenn man bei "großen" Entscheidungen (Beruf, Lebensmittelpunkt, Partnerschaft etc.) sorgfältig abwägt und Herz, Kopf und Bauch eine ausgeglichene Entscheidung herbeiführen, sollte das Risiko sich "falsch" (Gibt es das überhaupt?) doch möglichst gering sein.


                    Wenn ich zurückblicke auf getroffene Entscheidungen, so würde ich heute vielleicht manches anders machen. Aber ich weiß, dass ich zum jeweiligen Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen entschied oder auch mal völlig überstürzt in Aktionismus verfiel. Alles hatte seinen Sinn und macht mich unter anderem zu dem Menschen der ich heute bin.

                    LG

                    Kommentar


                      #11
                      Wenn ich zurückblicke auf getroffene Entscheidungen, so würde ich heute vielleicht manches anders machen. Aber ich weiß, dass ich zum jeweiligen Zeitpunkt nach bestem Wissen und Gewissen entschied oder auch mal völlig überstürzt in Aktionismus verfiel. Alles hatte seinen Sinn und macht mich unter anderem zu dem Menschen der ich heute bin.




                      Das kann ich so unterschreiben
                      Ich denke, bei grossen Entscheidungen wägt man doch immer ab, und muss dann machen, wozu das Herz, der Verstand oder der Bauch einen treibt.
                      Mit 26 war ich verheiratet, bin zuvor einem Mann nachgereist, der beruflich versetzt worden war und den ich erst ein halbes Jahr kannte. Ich habe nicht gewusst, dass es nicht der einzige Umzug bleiben würde, aber ich bin immer brav mit...
                      Ob ich es heute anders machen würde? ...vielleicht, mit den heutigen Erkennnissen, aber die hatte ich ja damals nicht. Von daher ist es müssig drüber nachzudenken.
                      LG

                      Kommentar


                        #12
                        Ich meld mcih jetzt doch noch mal, weil mir noch ein ganz anderer Gedanke kommt. Wie wäre es, wenn du deiner Freundin sagst, wie sehr du sie vermisst und wie schwer es für dich ist, sie nicht mehr um dich zu haben..... ? Wir Frauen stehen da nämlich drauf, daß uns die Männer umschmeicheln und uns zeigen, wie sehr sie uns lieben. Die Frauen von heute möchten immer noch genauso umgarnt werden, wie die Frauen in den alten Liebesfilmen vpn früher, als die Männer den Damen noch die sterne vom Himmel holten und nicht sagten: "Schatz, du hast doch deine Kreditkarte, da gibts bei Karstadt ein Teleskop im Angebot."

                        Kommentar


                          #13
                          Teleskop von Karstadt

                          Hallo Mauerblümchen,

                          hihi, das ist ein lustiger Vorschlag, statt des Teleskops bei Karstadt einfach noch einmal anzurufen und zu sagen, dass ich sie liebe und sie sehr vermisse.....aber in meinem Fall war es genau anders herum: Ich habe signalisiert, dass ich für sie bereit wäre an einen anderen Ort zu ziehen. Sie hat mir aber niemals gleiches in die umgekehrte Richtung signalisiert. Und wenn ich der erste bin, der sich beruflich entscheiden muss und sie sagt mir, sie will sich noch nicht auf einen Ort festlegen, wenn ich sie frage, wo soll ich hingehen, damit Du nachziehen kannst, dann ist da wohl nicht viel zu holen, auch nicht mit einem ich vermisse Dich oder Du bist mir wichtig, denn das sollte hoffentlich rübergekommen sein, dass ich für unsere Beziehung auf meinen jetzigen Job verzichtet hätte. Sie glaube ich aber nicht, so hat sie es mir zumindest auch gesagt.

                          Liebe Grüße

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