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Was ist wahrhaftiges Handeln?

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    Was ist wahrhaftiges Handeln?

    Mein Lebensgefährte erwähnt immer mal, dass ihm Treffen mit meiner Familie belanglos vorkommen. Ich habe 3 Söhne, einen ganz kleinen, unser gemeinsames Kind, einen 17jährigen, der noch bei uns wohnt und einen, der bereits in einer anderen Stadt studiert.
    Wir (die Ursprungsfamilie) freuen uns immer sehr auf diese selten gewordenen gemeinsamen Treffen, wie jetzt am Weihnachten.
    Bereits im Vorfeld hat mein LG erwähnt, dass er sich immer so "außen vor" fühlt, ich sei mit meinen Jungs so ein eingespieltes Team und er möchte, dass "seins auch gesehen" wird.
    Er ist ein Mensch, der gerne philosophiert und sich viel mit spirituellen Themen beschäftigt, meine beiden Großen können da nicht viel mit anfangen, sind nicht gewohnt so zu denken wie er.
    Ich finde das eigentlich völlig ok, habe auch noch nie gedacht, unser Miteinander könnte oberflächlich sein, wir haben uns eigentlich immer wohl gefühlt.
    Trotzdem denke ich inzwischen darüber öfter nach.
    Mein LG spricht von "Abhandeln", z.B. an Weihnachten. Manchmal denke ich, vielleicht versteht er einfach unsere Sprache (die meiner Söhne und mir) nicht.
    Ist es vielleicht auch eine Art innerer Leere in ihm, so dass er gar nicht merkt, dass wir uns auf unsere Art schon näher kommen?
    Er spricht auch so von seiner Mutter, sie habe ihn als Kind immer nur "abgehandelt", sprich materiell versorgt aber mehr nicht.
    Ich kann mir das gar nicht so vorstellen.
    Wenn ich z.B. mein krankes Kind gesund pflege, ist doch dieses Tun ein Akt der Liebe, ich gebe ihm doch mehr als nur Medikamente - nämlich Zeit, Aufmerksamkeit, Trost, usw.
    Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben, lasse es aber einfach erstmal so stehen.
    Vielleicht erkennt schon jemand von euch, worauf ich hinaus will (ich weiß es selbst noch nicht so genau). Ich fände es schön, wenn sich in diesem thread eine Erkenntnis entwickeln könnte.
    Gestern abend tauchte für uns in diesem Zusammenhang diese Frage auf:
    Was ist wahrhaftiges Handeln?
    Und was meint ihr zu dem, was ich geschrieben habe? Bin sehr gespannt!

    Liebe Grüße,
    Shiva

    #2
    Hmm, stichworte "abhandeln" + "eingespieltes Team". Dein LG empfindet eventuell wenig zuwendung. Bedeutet nicht dass ihr euch irgendwie falsch verhält. Sondern kann sein dass er das Gefühl aus der Kindheit mitgenommen hat. Wenn die Mutter einem Baby die Windeln wechselt und das als eine "erdledigte Aufgabe" ansieht um dann schnell in die Arbeit zu fahren, zurück kommt die Aufgabe "Fütterung vom Baby" erledigt und es schlafen legt, kann ich mir denken dass so ein Gefühl entstehen kann (zusammen mit etlichen anderen Faktoren wohl keiner kennt).

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      #3
      liebe shiva,

      da du selbst nicht so genau weisst, wohin dich die reise dieses threads führen wird, erlaub ich mir jetzt einfach mal frei heraus die gedanken zu äussern, die mir beim lesen deiner worte durch den kopf gingen.

      unterschiedliche menschen, haben unterschiedliche bedürfnisse. als mütter, denen alle unsere kinder sehr nahe stehen, wissen wir das. als meine kinder klein waren, behauptete meine schwie-mu immer, sie behandle alle ihre enkelkinder gleich. wenn sie dem einen eine tafel schokolade gibt, kriegt das andere das auch. für sie war das sehr einfach.

      ich selbst sehe das um einiges diffenzierter. ein ganz blödes beispiel, dass aber meine gedanken deutlich macht ist, dass ich das kind das fieber hat, mit medizinischen massnahmen versorge, aber nicht das gesunde, nur um "fair" zu bleiben. das wäre totaler schwachsinn.

      in der interaktion mit meinen mitmenschen, ist es mir wichtig, mit ihnen in möglichst engem kontakt zu sein. und da jeder anders tickt, sind meine handlungen deshalb auch unterschiedlich, ohne das ich mich dabei selbst verlieren würde. klar bin ich ein mensch, der sich sehr auf andere ausrichtet, aber auch das ist okay.

      wenn ich also mit meinem partner 2-3 tage zufrieden in der wohnung rumgammle, fühlen wir uns beide wohl. wenn ich mit meinem sohn eine stressige wohnungs-aufräum-aktion starte ist es genauso in ordnung, wie wenn ich mit meiner tochter "sinnlos" durch sämtliche schuhläden der stadt rase. meiner meinung nach, handle ich in jeder dieser situationen völlig wahrhaftig, sprich authentisch.

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        #4
        Hallo Chakotay,

        vielleicht geht es in die Richtung, aber mehr in Hinblick auf sein "Inneres", also Gedanken, Gefühle. Und vielleicht überträgt er sein eigenes Grundgefühl auf uns, indem er alles, was wir tun bzw. die Art wie wir miteinander kommunizieren, als distanziert empfindet.
        Als Beispiel: ich schau mit meinen Söhnen gern Dias aus ihrer Kinderzeit an, wir haben viel Spaß dabei und es tauchen immer neue Erinnerungen auf. Dazu fällt mir auf:
        - Mein LG mag nicht mitschauen, obwohl ich es als eine Möglichkeit empfinde, ihn mit einzubeziehen, ihn mit unserer Vergangenheit vertraut zu machen.
        - Stattdessen empfindet er unsere kleinen Rituale als "Abhandeln".
        - Und jetzt erkenne ich gerade, dass er solch ein Familienleben nie hatte, er ist auf einem Bauernhof großgeworden, es war keine Zeit für so etwas, er hat viel alleine gespielt.
        Ich weiß nicht, ob er es ablehnt, weil er es nicht kennt und nichts damit anfangen kann oder ob er rationalisiert, also den Schmerz an das Eigene nicht anschauen will...

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          #5
          Liebe just me,

          danke für deine Gedanken. Am meisten spricht mich deine Formulierung " in der Interaktion in möglichst engem Kontakt..." an. Das ist genau das, was mich seitdem mein Partner mit mir darüber spricht, zum Nachdenken bringt:
          Könnte es tiefer gehen, näher, und wie kann ich das erreichen? Leben wir wirklich nur unsere Rituale und erkennen gar nicht das Wesentliche hinter unseren Masken der Gewohnheit?
          Bei meiner Mutter ist mir das extrem aufgefallen. Da wir es in meiner Teeniezeit sehr schwer miteinander hatten, haben wir irgendwann jeglichen Konflikt vermieden, hier spüre ich deutlich, wie oberflächlich unsere Beziehung ist. Als ich das letzte Mal bei ihr zu Besuch war, und der Rest der Familie auch, hatte ich anschließend ds Gefühl, in einem Puppentheater gewesen zu sein. Alles waren nett, höflich und belanglos distanziert. Jeder spielte die von ihm erwartete Rolle. Es war traurig, es ist keine Nähe entstanden.
          Mit meinen Jungs empfinde ich es allerdings nicht so, hmmm, aber irgendwas muss wohl dran sein...
          Ich weiß noch nicht so genau, was wahrhaftig nun bedeutet, vielmehr, wie es sich ausdrückt. Sich selber zeigen, echt, authentisch sein, keine Maske tragen - ich meine, ich bin so.
          Oder bin ich es nicht, weil wir nicht dauernd über unsere Gefühle reden, oder andere tiefgreifend Gespräche führen, wie mein Partner meint (hab ihn wohl auch noch nicht so wirklich verstanden).. Er ist z.B. ein Mensch, der keiner Diskussion aus dem Weg geht, mehr noch - er sucht sie geradezu, auch wenn es öfter mal zu größerem Unfrieden führt.
          Wir dagegen wollen uns lieber einen schönen Tag machen, - naja, das klingt jetzt banaler als es ist.
          Wahrhaftig handeln... also auch jenseits von Normen, Erwartungen, Konditionierungen. Gar nicht so leicht, das Thema.

          LG,
          Shiva

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            #6
            liebe shiva,

            es freut mich sehr, dass meine gedanken bei dir so angekommen sind, wie ich es meinte, denn mir ist schon während des schreibens bewusst geworden, dass es nicht einfach war, die richtigen worte zu finden.

            leider oder glücklicherweise bin ich ein mensch, der sehr dazu neigt, meinen mitmenschen gerecht zu werden. und auch ich bin in der situation, dass meine kinder nicht die kinder meines 2. mannes sind. zwischen mutter und kindern entsteht über die jahre eine nähe, genau dieses eingespielt sein, dass du ansprichst, was für einen aussenstehenden, nicht so einfach nachzuvollziehen ist. dabei stellt sich dann auch die frage, inwieweit alle beiteiligten bereit sind, sich auf die neue situation einzulassen. und als mutter und ehefrau kann man leicht mal in die lage kommen, sich zwischen baum und borke zu fühlen.

            die bedürfnisse meines partners nehme ich inzwischen sehr ernst. aber das ist unterdessen, nachdem alle kinder aus dem haus sind sowohl einfach, als auch folgerichtig. was mir dabei eine gute hilfe war, ist die arbeit von lukas möller mit seinen zwiegesprächen. du kannst dich hier DYALOG darüber etwas näher informieren. lange und intensiv haben wir uns nicht damit befasst, aber die 2-3 gespräche taten uns sehr gut und bei gelegenheit lässt sich darauf ja immer wieder zurückgreifen.

            witzig, dass auch du die schwierige beziehung zu deiner mutter ansprichst. nach vielen harzigen jahren, in denen ich immer brav die geforderte rolle spielte, bin ich gottlob heute soweit, ihr sagen zu können, was ich denke. damit geht es mir um vieles besser. trotzdem kann ich nach wie vor einige gedankengänge nicht nachvollziehen und sie regen mich immer noch auf. gerade an weihnachten gab es mal wieder so eine aussage, die mich glatt die wände hochtrieb. mein versuch zu erklären ist zwar gescheitert, aber ich bin mir auch im klaren darüber, wie unterschiedliche unsere ansichten sind, somit kann es ich stehen lassen.

            die tatsache, dass manchmal keine nähe entstehen kann, ist zwar schwer anzunehmen, aber wie gesagt, braucht es dafür immer 2. wenn der andere teil nicht bereit ist, dir entgegenzukommen und diese nähe entstehen zu lassen, stehst du mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit auf verlorenem posten. mit meiner mutter z.b. ist es so, dass ich eigentlich nur an sie rankommen kann, wenn ich mit ihr alleine bin ........ nur so ein spontaner gedanke

            ja, ich denke, dass du auf einem guten weg bist, wenn du sagst, du bist so! über gefühle reden ist einfach auch nicht jedermanns sache und eigentlich sind ja gefühle etwas, das man empfinden und nicht zerreden sollte. mir geht es jedenfalls genauso. aber ich habe aus meinem aktuellen buch ein gutes wort gelernt, das nennt sich, emotionale verletzung. wenn irgendjemand in meiner umgebung, über so eine grenze einfach wegrennt, möchte ich gerne lernen, ihm ein stopp-schild hinzuhalten, damit meinen gefühlen rücksicht getragen wird.

            bei meinem partner und mir ist es so, dass ich die bin, die dauernd "quasselt". vor kurzem hatten wir mal eine lustige diskussion darüber, in der mein partner meinte, dass meine interessen durchaus für uns beide ausreichen! von ihm fordere ich aber nicht, dass er sich fortwährend auf stundenlange diskussion mit mir einlässt. aber als mich z.b. die aussage meiner mutter ärgerte, wollte ich seine meinung dazu hören. es war mir wichtig zu wissen, wie er die geschichte sieht.

            ja, einfach mal das leben schön sein lassen, ohne sich weiss der guck-guck was alles dabei zu denken, ist etwas, was ich auch etwas mühsam lernen musste. aber ich hab's gelernt. sicher zu einem grossen teil aus dem grunde, weil mein mann der geborene sanguiniker ist. einen gewissen grad der anpassung wird es in jeder partnerschaft zwangsläufig geben müssen.

            normen, erwartungen, konditionierungen lassen sich m.e. alle über bord schmeissen, wenn man zu der erkenntnis gekommen ist, dass sie nicht mehr zeitgemäss und passend für das aktuelle leben sind. dass das leicht ist, möchte ich allerdings nicht gesagt haben

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              #7
              Zitat von Shiva Beitrag anzeigen
              Da wir es in meiner Teeniezeit sehr schwer miteinander hatten, haben wir irgendwann jeglichen Konflikt vermieden, hier spüre ich deutlich, wie oberflächlich unsere Beziehung ist
              Das mit Eltern ist so eine Sache, kaum jemand lebt ein freies Verhältnis zu ihnen, wo natürliche und tiefe Liebe empfunden wird (was eig der Wunsch der Seele ist, da sie es tief in einem drinnen weiß, dass es einen selbst, ohne sie nie gäbe), da diese Liebe überschattet ist von sehr vielen unbewussten Beziehungskonflikten aus der Kindheit (siehe z.B. Erziehung, Familienaufstellung, Traumata). Das ist auch nicht so schlimm, das kommt von selbst wenn man sich von allen innerlichen Lasten befreit hat.

              Aber wenn du deinem LG helfen willst, kannst du ihm ja den Gefallen tun und nicht mehr alte Dias anschauen oder über vergangene Erlebnisse in Zusammen mit anderen Personen, schwärmen (wo er nicht beteiligt war). Andererseits kannst du mal mit ihm ausführlich reden, über seine Vergangenheit und versuchen ihm dein Mitgefühl entgegen zu bringen. Es kann sein dass er dich sehr liebt und deshalb wieder die Gefühle empfindet "abgehandelt" zu werden, wie damals von seiner Mutter. Die ja ein kleines Kind auch liebt, auch wenn's unbewusst verletzt wird oder gerade deshalb so verletzbar ist.

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                #8
                Liebe just me,

                ich freue mich über deine Antwort (und unsere Übereinstimmungen) und möchte dazu bald ausführlicher schreiben - jetzt - geht es gerade nicht, ich hab einen ziemlichen Durchhänger (aus anderen Gründen: PMS? Wetter? Erkältung? Keine Ahnung...).

                Bis später,

                Shiva

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                  #9
                  Hallo Shiva!

                  Ich glaube, dass deinem LG Vertrauen und Glauben daran fehlt, dass in eurem Handeln untereinander Liebe liegt... er sieht sie nicht oder kann sie nicht sehen. Das ist meine Vermutung, weil es mir mit meinen Eltern in bestimmten Punkten ähnlich geht. Dazu erzähle ich dir ein Beispiel:

                  In meiner Schulzeit kam ich mal nachmittag von der Schule heim. Meine Mutter hatte das Mittagessen schon fast fertig, so dass ich mich in die Küche setzte und wartete. Währenddessen fragte meine Mutter, wie denn mein Tag in der Schule gewesen ist und ich erzählte es ihr lang und breit. Ab und zu kam von ihr ein "Mhhhmmm". Ich dachte sie hört zu. Mein Vater kam heim und wir aßen zu Mittag. Während des Essen fragte sie ein zweites Mal "Wie war's denn heut in der Schule?". Ich wunderte mich etwas, weil ich das ja vorhin schon erzählt hatte, aber ich erzählte nochmal, weil ich dachte, dass sie fragte, weil Vater ja nun mit am Tisch war. Das wäre so ja in Ordnung gewesen. Aber am selben Tag am Abend fragte mich meine Mutter so nebenbei ein DRITTES Mal, wie's denn heut in der Schule gewesen war. Das war dann zu viel für mich und ich brach in Tränen aus. Sie hatte nicht ein einziges Mal zugehört. Sie hat zwar gefragt, wie's mir ergangen ist, was Mütter halt tun, aber die Antwort hat sie nicht im Geringsten interessiert. Wäre es nur ein einziges Mal vorgekommen, hätte ich es vielleicht Zerstreutheit zugeschrieben oder weil sie viel zu tun hatte. Aber es war nicht das einzige Mal, es kam ab und an immer mal vor, dass meine Mutter mich was fragte, aber überhaupt nicht hinhörte, was ich sagte.

                  Was hat das bewirkt?

                  Bei mir hat es bewirkt, dass ich anfing zu zweifeln, ob sich meine Mutter überhaupt für mich interessiert. Und ich habe aufgehört ihre Fragen ausführlich zu beantworten, habe sie nur kurz und knapp beantwortet, weil ich der Meinung war, sie hört eh nicht zu, habe ihr "Interesse" an mir als Heuchelei wahrgenommen. Ich weiß, dass meine Mutter mich immer geliebt hat, auch heute, das ist aber "Kopfwissen"... mein Herz weiß das nicht, mein Herz fühlt nur Desinteresse seitens meiner Mutter, egal ob das nun stimmt oder nicht. Ich habe das Vertrauen und den Glauben verloren, dass sie sich wirklich für mich interessiert. Ich WEIß zwar, dass es sie heute tatsächlich interessiert, aber das sagt mein Verstand, nicht mein Herz.

                  Ich vermute also, dass dein LG Ähnliches erlebt hat. Dass mit ihm wohl so umgegangen wurde, wie es Eltern halt tun sollten, aber dabei etwas schief lief. Er es nicht ernst nehmen konnte oder das elterliche Behandeln als "Hülle" wahrnahm ohne Tiefgang. Das zerstört Vertrauen und Glauben. Ich selbst empfinde heut manchmal noch Übelkeit, wenn mich meine Mutter nach dem Tag fragt oder es eine andere Mutter bei ihrem Kind tut. Mein Gefühl schreit "Heuchelei!", "Verrat!" und ich muss meinen Verstand gegenlenken lassen mit "Nur weil deine Mutter früher desinteressiert war, heißt das nicht, dass das bei allen Müttern so ist!".

                  Wie das Problem bei deinem LG oder bei mir zu lösen ist, weiß ich nicht. Ich bin jetzt 26 und habe noch keine Lösung gefunden, wie ich mein Vertrauen und Glauben wiederfinde. Vielleicht will ich das auch gar nicht. Ich denke, bei deinem LG ist das ähnlich.

                  LG,
                  - Vespi

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                    #10
                    liebe shiva,

                    es tut immer so gut, auf menschen zu treffen, mit denen man seine empfindungen teilen kann. offen gestanden, muss ich aber zugeben, dass ich im laufe der letzten jahre tatsächlich egoistisch genug geworden bin, um zu begreifen, dass ich nicht gut für die anderen sein kann, wenn es mir selbst nicht gut geht. das war ein sehr wichtiger prozess, sowohl für mich, wie auch für die menschen, die mir nahe stehen. wo ich früher noch der meinung war, immer funktionieren zu müssen, kann ich heute in aller liebe darauf hinweisen, dass mich aussagen treffen und mir dinge, die um mich herum geschehen mehr zusetzen, als den direkt-betroffenen. was erstaunlich ist, das ich dabei auf verständnis stosse und meine lieben tatsächlich auf mein "aua", reagieren. seit mir klar ist, dass ich nicht mehr nur die gebende sein muss, sondern auch mal trost und rücksicht für mich in anspruch nehmen darf, ist das leben um einiges leichter. vor allem, weil ich auch nicht mehr ja sagen muss, wenn ich nein meine, keine gute miene mehr zu einem bösen spiel aufsetzen muss, sondern zu mir und meinen gefühlen stehen darf. und komischerweise war nur ich selbst es, die mir diese erlaubnis geben konnte!

                    klasse, dass du das buch bereits kennst und für deine partnerschaft auch schon viel darauf nehmen konntest. dieses ruhig miteinander sprechen und den anderen ausreden lassen, ist tatsächlich in einer partnerschaft manchmal schon sehr viel. wir menschen sind uns nun halt mal selbst am nächsten und gehen ohne viel darüber nachzudenken davon aus, dass andere menschen genauso ticken wie wir selbst. in einen echten austausch zu gelangen ist schon eine ideale voraussetzung dafür, kompromisse zu finden, die allen beteiligten dienen können. auch schon nur zu erfahren, wie der andere überhaupt fühlt, was ihn beschäftigt, was für ihn wichtig ist. normalerweise wird über solches kaum geredet, sondern man nimmt einfach an ........ das. und was dabei herauskommt ist dann eben oftmals das übergehen des anderen, weil man ihm ohne böse absicht seine werte überstülpt.

                    das ansprechen hat bei meiner mutter sehr viele jahre des trainings in anspruch genommen. davor sass ich in der rolle fest, die mir von ihr zugeteilt wurde und in der fühlte ich mich auf die dauer je länger je unwohler. nach dem mund reden war etwas von dem ich lange zeit dachte, dass ich das muss, aber ich habe viel darein gesteckt, es nicht mehr tun zu müssen. und da sind wir wieder bei deiner wahrhaftigkeit.

                    auch heute ist es noch ab und an eine gradwanderung, zu sagen, was ich wirklich denke, ohne zu verletzen. das möchte ich nach wie vor nicht. wenn das resultat einer aussprache nur das ist, dass ich mich besser fühle, aber der andere zerschlagen am boden liegt, finde ich das immer noch sehr unglücklich. allerdings bin ich der meinung, dass man eigentlich alles sagt, wenn man auf die wahl seiner worte achtet. auch da finde ich übrigens das erwähnte buch echt hilfreich.

                    ja, auch mit dem spielraum gebe ich dir vollkommen recht. es entspricht auch meiner eigenen erfahrung, wieviele möglichkeiten uns zur verfügung stehen. in erster linie ist es wohl darauf begründet, wie wir uns selbst in der welt um uns herum wahrnehmen und auf dem weg zur persönlichen entwicklung gibt es in der tat sehr vieles, dass sich hilfreich einsetzen lässt.

                    falls du das heute noch liest, auch dir einen schönen silvesterabend und ansonsten einen guten start in ein sicher spannendes, neues jahr.



                    liebe vespi,

                    eine schwierige situation, die du von deiner mutter mitgekriegt hast. ich verstehe sehr gut, dass dich das verletzt hat. beim lesen fiel mir aber auch spontan ein, dass der anspruch, den wir an mütter stellen, rein gesellschaftlich betrachtet extrem hoch ist. meine mutter z.b. hat sich immer so dargestellt, im grunde genommen fehlerfrei zu sein. bei meinen kindern mache ich das nicht "mehr" so. obwohl ich mutter bin, weiss und kann ich nicht alles und das ist auch in ordnung so. allerdings bin ich doch der mensch, der meine beiden kinder am besten kennt. ich weiss, was sie brauchen und was ihnen gut tut. ob diese aussage nun auf alle mütter zutrifft, kann ich so leider nicht beantworten. aber unterm strich, sind unsere mütter wohl die menschen, die uns am meisten prägen. mein eigener ablösungsprozess kam erst so richtig in die gänge, als ich eigene kinder bekam.

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                      #11
                      Hallo zusammen,

                      gerade wollte ich anfangen, auf eure Beiträge einzugehen, da habe ich bemerkt, dass ein längerer Kommentar von mir einfach verschwunden ist... Bin jetzt ein wenig verwirrt, weil ich normalerweise nochmal meine vorherigen Gedanken hier überfliege.
                      Ich melde mich später wieder, danke euch aber an dieser Stelle für eure Antworten und wünsche euch allen

                      Ein glückliches neues Jahr!

                      Shiva

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                        #12
                        auch dir liebe shiva

                        wünsche ich ein glückliches neues jahr!

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