Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Soziales Korsett

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #31
    @Cynthia: auch ich bin gespannt auf Deine unmögliche Andersartigkeit, wenn Du die irgendwann mal mitteilen magst.

    Und spontaner Gedanke: die mit dem sozialen Korsett - sollte ich ihnen nicht dieses Korsett (und ihre Unzufriedenheit mit mir, Ihre Kleinkariertheit) zugestehen? Ja, mein Nachbar mault wieder (in der Art wie: verflixt, es regnet wieder). Was hole ich mir da für einen Regenschirm? Oder muss ich in trockenere Gefilde ziehen? Nur mal so als nomadischer Gedanke.
    Nomada
    (Oder wars zu sprunhaft gezeichnet?)

    Kommentar


      #32
      nomada.. ja, wie war das: ist eine Toleranz mit den Untoleranten möglich?

      Oder: die Gefahr eines Anti-sozial-Korsetts... wer nicht ganz frei ist, wird abgelehnt....

      Find ich spannend... da gibts n Fachwort dafür, das mir grad nicht einfällt (soll ichs in den Rätselfaden stellen - welches Wort fällt ashira grad nicht ein? )

      Kommentar


        #33
        *grübel-und-eifrig-mitrat*
        ...
        Keine Ahnung?

        Kommentar


          #34
          Zitat von ashira Beitrag anzeigen
          Er lebt auch wirklich so - und oft bewundere ich ihn auch für seine Ehrlichkeit und sein Unangepasst-Sein, es ist selten Rebellion, es ist wirklich oft echtes "ich bin, wie ich bin und stehe zu mir."

          Und trotzdem: hey, er war EINGELADEN! Grrr.

          Liebe Ashira

          Das Verhalten deines Kollegen könnte auch Ausdruck einer Angst sein, die Situation nicht selbst kontrollieren zu können.
          Das führt dann mitunter zu solch grotesken Situationen.
          Mag er Überraschungen? Wahrscheinlich nicht.
          Kommt er oftmals zu spät oder ändert seine Handlungen noch in letzter Sekunde, so dass die anderen auf ihn reagieren müssen? Eben, "Unangepasstsein", wie du schreibst, ...

          Denn wenn es so ist, hat sein Ärger nichts mit dir zu tun, sondern das war einfach der Auslöser für seine eigene Tretmühle.

          Nur so ein paar Gedanken.

          Spannend jedenfalls wie sich der Faden hier entwickelt!

          Serafin

          PS: So, und ich gehe jetzt ab an die SONNEEEEE!!!

          Kommentar


            #35
            ...Ehrlichkeit und sein Unangepasst-Sein, es ist selten Rebellion, es ist wirklich oft echtes "ich bin, wie ich bin und stehe zu mir."
            Also das was du beschrieben hast, liebe ashira, hat für mich nichts mehr mit guter und richtiger Selbstbestimmung zu tun sondern heißt bei mir absolut unangemessenes, egozentrisches und anmaßendes Benehmen!

            Ich gehe da völlig konform mit Fortuna, natürlich muss er nicht essen, was er nicht mag: aber als Gast vom Gastgeber - und vor allem wenn dieser zum näheren Freundeskreis gehört - eine solche Änderung alleinig für die eigene Befriedigung zu erwarten und gar zu verlangen ist doch echt unverfroren!

            Verstehen könnte ich noch, wenn dann jemand vllt. sagt: Du, ich hätte Appetit auf etwas Warmes, was hältst du davon wenn ich zusätzlich noch Suppe o.ä. und entsprechendes Geschirr besorge?

            Das ist für mich dann höflich und: freundschaftlich.

            Kommentar


              #36
              Zitat von Fortuna Beitrag anzeigen
              : hä, warum machen die das? gegenüberstehen, wohingegen die linke dem kapital doch offen feindselig begegnet. sehr interessant das ganze....und ich mittendrin...
              ich finde links und reich klasse!

              Kommentar


                #37
                Zitat von Hubert1 Beitrag anzeigen
                ich finde links und reich klasse!
                siehe Lafontaine!

                Kommentar


                  #38
                  Uiiii, das wird ja echt spannend!

                  Zu ashiras Erzählung: spontan habe ich meine sehr bescheidenen Kenntnisse zur gewaltfreien Kommunikation drübergelegt. Da sprang mir ins Auge: seine Bitte um etwas Warmes war noch ok, dass er kein Nein akzeptiert hat, war dann daneben. Da würde Nomada Konsequenzen ziehen (Nomadensenf!)
                  Leider sind finanzielle Beschränkungen ja oft Problemauslöser.

                  Hast Du das Fachwort jetzt eigentlich gefunden, ashira? Würde mich echt interessieren!

                  Kommentar


                    #39
                    Zitat von Hubert1 Beitrag anzeigen
                    ich finde links und reich klasse!
                    Rechts und arm (an Geist ja ohnehin schon) dagegen total Scheiße

                    [/ot]

                    Kommentar


                      #40
                      Zitat von Cynthia Philebrunn Beitrag anzeigen
                      Rechts und arm (an Geist ja ohnehin schon) dagegen total Scheiße

                      [/ot]
                      Wie seid ihr denn drauf heute ?

                      Kommentar


                        #41
                        Ihr habt ja irgendwie Recht, dass man sich selbst ein soziales Korsett anzieht.

                        Ich habe mir das mir in jüngsten Jahren von meiner Mutter angelegte Korsett ausgezogen, weil es so drückte. "Was sagen nur die anderen?" höre ich seitdem nicht mehr, auch nicht mehr in mir. Wenn es so sein soll, öffne ich meiner Nachbarin auch mit struwweligen Haaren und in Puschen die Tür.

                        Bitte denkt jetzt nicht, dass ich von übermäßiger Kontrolle in den absoluten Aufstand umgeschwenkt bin. Ich liebe es die Wohnung sauber und aufgeräumt zu haben und gönne mir immer mal wieder zusätzlich auch toll duftende Badeperlen, sozusagen als Belohnung für einen Bügelmarathon oder einfach nur für das gute Gefühl.

                        Ob ich im Jogginganzug den Müll rausbringe (ich habe auch noch andere Klamotten im Schrank ) und mich der Nachbar hinter der Gardine beäugt und womöglich danach eine Tratscherei anfängt, das allerdings ist mir total schnuppe.

                        Die Maximilianstraße ist mir gestern eingefallen, weil es wohl die teuerste Einkaufsmeile in München ist. War halt eine Assoziation...

                        Kommentar


                          #42
                          @nomada: das Wort kam auf in einem Seminar an der Uni, als wir einen wissenschaftskritischen feministischen Ansatz darauf untersucht hatten, dass er andere soziale Gruppierungen in ein schlechteres Licht rückt... Wir haben Wissenschaftskritik an der Wissenschaftskritik geübt. Und eingefallen ist es mir, weil genau das, was diesen zu untersuchenden Ansatz, der befreiend und ethisch endlich "gut" und wasweissichnochwas sein wollte, eben nicht frei gemacht hat, sondern genauso unfrei Vorurteile genährt.

                          Also wenn ich mich so gegen das soziale Korsett wehre, dass ich danach andere kontrolliere und darüber tratsche, dass sie halt nicht so frei sind wie ich... dann beisst sich die Katze irgendwie in den Schwanz.

                          Aber das genaue Wort... irgendwas mit in.... Wissenschaftskritik... keine Ahnung mehr, das Studium ist schon so lange her.

                          Kommentar


                            #43
                            danke auch für die anderen Reaktionen! Serafin, auch deine Fragen sind bedenkenswert, aber ich muss jetzt auf Arbeit (und auch so manches bedenken )
                            bis später

                            Kommentar


                              #44
                              Ich bin ziemlich lange um diesen Faden herum geschlichen. Einerseits wollte ich etwas zu diesem Thema beitragen, andererseits kam mir das meiste, was mir dazu einfiel, eher unpassend vor und zum dritten habe ich grad nicht so viel Zeit zum kommunikativen Schreiben. Als ich gerade eben noch mal in diesen Faden hinein gelesen habe, bekam ich plötzlich Lust dazu, meine Gedanken aufzuschreiben und erstaunlicherweise ist es mir jetzt auch ganz egal, ob ihr sie passend findet oder nicht...

                              Für mich liegt in diesem mehr oder weniger krausen Motivationssalat (s.o.) auch der Hase im Pfeffer.

                              Ich denke, dass alle Dasmachtmanhaltso-Regeln sehr hilfreich sind, um ein reibungsloses Miteinander zu gewährleisten, und dass sie der allgemeinmenschlichen Faulheit dienen. Wenn ich bei allem, was ich tue oder lasse jedesmal wieder von vorne darüber nachdenken müsste, ob ich es wirklich tun oder warum ich es besser auf einen anderen Zeitpunkt verschieben sollte, wäre mein Leben ziemlich anstrengend. Es ist erheblich kräftesparender, eingefahrenen Ritualen und Regeln zu folgen, als den Alltag täglich neu zu erfinden. Wenn aber diese Regeln und Rituale zu Gesetzen mutieren, wird das Leben eng und vermutlich auch sehr öde.

                              Für mich liegt der gangbare Weg zwischen aufreibenden Spontanentscheidungen und langweiliger Gleichförmigkeit im spielerischen Umgang mit den vielen verschiedenen Dasmachtmanhaltsos. So lange es mich nicht wirklich kneift, mache ich es so wie die anderen auch, aber wenn es mir grad gar nicht in den Kram passt, mache ich es halt anders. Das gilt für die kleinen Entscheidungen (hänge ich meine Wäsche draußen auf weil gerade mal wieder die Sonne scheint obwohl es Sonntag ist) wie für die großen (kaufe ich dieses verwatzte Auto weil es technisch in Ordnung und billig ist obwohl es die übelste Schrottbeule auf dem gesamten Lehrerparkplatz sein wird).

                              Allerdings ist es gut, genau zu wissen, wann ich gegen ein Dasmachtmanhaltso verstoße und damit die Aufmerksamkeit meiner Mitmenschen (in Form von Bewunderung, Missbilligung oder sogar Neid) auf meine Person lenke. Wenn sie einfach nur untereinander über mich reden, dann ist mir das herzlich Schnuppe. Jeder Mensch hat ein Recht auf gute Unterhaltung und mir ist es egal ob sich meine Nachbarn über die Horrormeldungen aus den Nachrichten, die 3.127ste Folge ihrer Lieblingssoap, die Seitesprünge der Royals oder über meine Wäsche unterhalten. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass sie mich tatsächlich auf meine Fehltritte ansprechen, lege ich mir immer schon eine oder zwei Geschichten (die allerdings auch wieder einen gewissen Unterhaltungswert haben sollten) parat.

                              Ich weiß, dass ich in mancher Hinsicht "anders" bin, als andere Menschen. Ich habe Normen und Werte, die sich zum Teil gravierend von denen meiner Nachbarn unterscheiden, ich habe Wünsche und Träume, die ich vermutlich mit sehr wenigen Menschen in unserem Dorf teile, und in meiner Nachbarschaft gibt es auch kaum jemanden, der verstehen könnte, warum ich einen Haufen Geld für irgendwelche suspekten Seminare ausgebe, solange mein Haus selbst in den bewohnten Räumen den Charme einer Baustelle hat.

                              Früher habe ich zum Schutz gegen tatsächliche oder eingebildete Kritik einen harten Panzer getragen:
                              "Ich bin halt so wie ich bin. Nehmt mich hin oder fresst mich... - Wenn ihr euch traut!" Dieser Panzer schützt mich natürlich vor harten Zusammenstößen und vor hinterhältigen Angriffen spitzer Zungen aber er schützt mich auch vor Bewunderung und Anerkennung, vor Anteilnahme, Unterstützung und freundlichen Interesse. Außerdem macht er mich ziemlich langsam und unbeweglich. Es ist schwer die einmal eingeschlagene Richtung wieder zu ändern, wenn man einen schweren, störrischen Panzer trägt und es ist fast unmöglich, einen Sturmangriff gegen die allgegenwärtigen Windmühlen der Gesellschaft zu stoppen, wenn man plötzlich und unerwartet auf die Idee kommt, dass man diesmal lieber nicht auf die Schnauze fallen oder einen anderen überrollen möchte.

                              Inzwischen bevorzuge ich das bunte Gewand des Narren:
                              "Ich weiß, dass ich unmöglich bin! Ich habe schon so oft versucht, ein ganz normales, respektables Mitglied der Gesellschaft zu werden, aber es kommt mir immer wieder etwas dazwischen..." Die Leute lachen jetzt meistens nicht mehr über mich sondern mit mir. Sie finden es lustig, jemanden zu kennen, der so verrückt ist wie ich und ich bin fast sicher, dass sie auch sehr erleichtert darüber sind, nicht selbst so verrückt sein zu müssen.

                              Kommentar


                                #45
                                Zitat von Tintenweberin Beitrag anzeigen
                                (kaufe ich dieses verwanzte Auto weil es technisch in Ordnung und billig ist obwohl es die übelste Schrottbeule auf dem gesamten Lehrerparkplatz sein wird).
                                OT ON
                                Fehlt auch der Beifahrersitz? Dann wüssten wir endlich, wo Niekes verwanzter Ohrensessel herkommt vom Schabernackfaden.
                                OT OFF

                                ***

                                Liebe Tintenweberin

                                Vielen Dank für deinen langen Beitrag, der mich zum Nachdenken angeregt hat.

                                Ich sehe das auch so, dass Regeln das Zusammenleben in einer Gesellschaft erst möglich machen. Und es sind ja auch nicht die Grundregeln, an denen man aneckt, sondern die Auswüchse, die ein Eigenleben angenommen haben. Wobei sicher jeder Mensch die Grenze anders zieht.

                                Ich finde es bewundernswert, wie du für dich einen Weg gefunden hast, um mit den Erwartungen der Gesellschaft umzugehen. Die angenommene Rolle jedoch auch hinterfragen und anpassen kannst, wenn es nötig ist.
                                Irgendwie haben ja alle irgend ein Verhaltensmuster, wie um mit den Anforderungen klar zu kommen. Nur vielleicht nicht so bewusst.

                                Der Preis des Panzers ist die Unempfindlichkeit und Schwerfälligkeit, im Positiven, wie im Negativen.

                                Doch auch die Rolle des Narren hat ihren Preis, wie ich aus eigener schmerzlicher Erfahrung weiss.
                                Und zwar ist es die Einsamkeit.

                                Nach aussen wirkt alles heiter und froh. Man tanzt leichtfüssig vor, - und neben der Masse her. Ist ihr immer einen kleinen Schritt voraus, aber nie so, dass es bedrohlich wirkt. Die Leute sollen immer ein bisschen erstaunt und überrascht sein.
                                Genau richtig dosiert. Eine Gratwanderung und immer auf der Welle der Neugier reitend, damit die Meinung nicht in offene Ablehnung umschlägt.

                                Doch innerlich sitzt die Trauer und die Einsamkeit, weil man niemals dazugehört. Gefangen in der eigenen Rolle, die man aus Angst vor Verletzung nicht aufgeben kann. Das Narrengewand als Schutzpanzer, an dem alles abgleitet. Den Narren, den man nie zu fassen kriegt, der einem immer durch die Finger schlüpft.

                                Nur ganz wenige Menschen sind beharrlich genug, sich bis zum Menschen hinter der Maske durchzuarbeiten. Und das sind die wenigen, wahren Freunde des einsamen Narren.
                                !

                                Serafin

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X