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Introvertierter Familienangehöriger

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    Introvertierter Familienangehöriger

    Eine lange Einleitung - habe aber die Hoffnung, dass sich der eine oder andere diesem Thema antut:

    Wir wissen alle nicht mehr weiter... Mein Neffe ist inzwischen 20 Jahre alt, er lebt Zuhause bei seinem Vater und seiner älteren Schwester. Die Mutter ist vor ca. 3 Jahren nach einer langen Krankheit (2 bis 3 Jahre) gestorben. Er ist Nachzügler gewesen, d.h. er hat 3 ältere Geschwister und kam 6 Jahre nach der Jüngsten zur Welt. Schon als er 12 war haben wir gemerkt, dass etwas nicht stimmt. In der Hauptschule hatte er Probleme, was aber sehr stark auch an einer schlechten Lehrerin zurückzuführen war (viele Schüler haben darunter gelitten). Nach der Hauptschule haben wir erst einmal keine Lehre für ihn gefunden - er war selbst überhaupt nicht motiviert, sich zu engagieren und selbst seinen Weg zu finden. Folglich gab es auch immer wieder Missstimmungen in der Familie. Nachem er sich innerhalb eines Jahres nicht aufraffen konnte, ging er auf Initiative seiner Eltern hin auf eine Berufsfachschule und anschliessend - da sich immer noch keine Lehrstelle finden lies - sogar auf eine Abendrealschule. Während dieser Zeit ist die Mutter verstorben. Die Abendrealschule hat er auch mit der mittleren Reife abgeschlossen. Aber selbst nach der Abendrealschule hat er keine innerliche Motivation gehabt, sich intensiv um eine Lehre zu kümmern. Sein Vater hingegen hat sein Möglichstes getan, allerdings ist auch er mit seiner Energie am Ende und ist teilweise sehr frustriert. Da nach einem halben Jahr immer noch keine Lehrstelle in Aussicht war, begab sich mein Neffe zur Bundeswehr. Dort blieb er ganze 15 Monate. Man hat in dieser Zeit gemerk, dass er gesprächiger wurde, d.h. man konnte mit ihm manchmal wenige Sätze wechseln. Zu dieser Zeit schien er auch innerlich etwas aufgeschlossener zu sein. Wir glaubten, dass ihm die Bundeswehr gut getan hatte - er bekam auch ein gutes Zeugnis, allerdings wollte man ihn nicht als Zeitsoldat übernehmen. Zu allem Überfluss hat er den Führerschein zur Bundeswehrzeit nicht bestanden. Nach der Bundeswehr war wieder das leidige Problem, eine Lehrstelle zu finden. Je mehr Zeit verging, desto zurückgezogener verhielt er sich. Auf Initiative seines Vaters hin bekam er die Möglichkeit, eine Lehrstelle als Bäcker anzufangen. Bis zur Lehre hin konnte er aushilfsweise in dem Bäckerbetrieb mitarbeiten. Die Lehre hat er allerdings nicht angetreten, sondern sich dazu entschieden, als Hilfsarbeiter in diesem Betrieb zu arbeiten. Seit dieser Zeit kommt er Nachmittags nach Hause und verschwindet in sein Zimmer (vor der Lehre war er ständig in seinem Zimmer - zurückgezogen). Dort spielt er den Rest des Tages mit seinem PC. Zu familiären Anlässen kommt er nie mit. Er isst auch nicht mit der Familie, er grüsst nicht und hilft seinem Vater in keinster Weise - weder im Haushalt noch im Garten. Kürzlich hatte er frei, sagte aber keinem etwas davon. Den Tag verbrachte er abgeschottet in seinem Zimmer - sein Vater musste ohne seine Hilfe im Garten arbeiten und Abwasserrohre verlegen. Er spricht mit niemanden und wenn man auf ihn "einredet" kommt pure Verachtung seinerseits entgegen. Er ist auch nicht dazu zu bewegen, mit einem Arzt über seine Probleme zu reden. Er hat keinen inneren Antrieb. Für mich hat es den Anschein, als ob er total introvertiert ist. Mein Schwiegervater weiss keinen Rat mehr und bat mich, dass ich mich mit ihm unterhalte. Ich haben keinen sonderlich guten Draht zu ihm, nicht mehr als seine Geschwister. Das einzige was ich vorzuweisen habe, ist dass ich beruflich erfolgreich bin. Psychiater hingegen bin ich aber auch nicht, auch wenn ich etwas Gespür für andere Leute habe.
    Ich frage mich nun, wie ich mich in dieser Situation verhalten soll. Ich möchte es nicht noch schlimmer machen und letzten Endes dafür verantwortlich sein, eine Person, die keine Perspektive in ihrem Leben sieht, zum schlimmsten aller Fälle zu bewegen, indem ich mich falsch äussere. Auf der anderen Seite hat keiner in der Familie einen Plan, wie man sich ihm nähern kann oder ihn dazu bringen kann, aufgeschlossener zu sein.

    Wie kann man hier eine Änderung herbeiführen? Was wären sinnvoller Weise die nächsten Schritte? Was ist hier das Problem????

    #2
    Hallo Bernado,
    erstmal eine kurze Frage:
    Warum wohnt er dann noch bei seinem Vater, wenn er an niemandem interessiert ist?

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      #3
      er hat keinen inneren Antrieb - vielleicht hat er auch eine Selbstbewusstseinsstörung. Er ist sehr ruhig, in sich gekehrt, spricht mit niemanden, möchte seine Ruhe vor anderen haben. Ich weiss nicht, was in ihm vorgeht. Ist es Faulheit? Ist es Unsicherheit?
      Ich verstehe die Frage zwar, weiss darauf aber keine Antwort....

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        #4
        Mein erster Impuls war- etwas schockierend für mich selbst- das Dein Vater ihn am besten rausschmeißen sollte, um seinen Überlebensinstinkt zu wecken.
        Ich weiß nicht, ob man ihn mit helfender Aktion retten kann, da war er bisher doch sehr resistent.

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          #5
          da er noch nicht einmal motiviert ist, einen Führerschein zu machen, glaube ich auch nicht, dass er nicht ausziehen wird, solange man ihm nicht die Hölle heiss macht. Allerdings befürchte ich, dass wenn man ihn ein Ultimatum stellt, eher alles noch schlimmer wird, und er sich ggf. sogar das Leben nimmt. So wie er sich verhält und wie er sich gibt, ist das keineswegs abwegig.....

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            #6
            ..und wie hält Dein Schwiegervater das aus? Auch er hat ein Recht, an sich zu denken. Sein Sohn kann nicht auf Lebenszeit in der Depressionsrückzugsecke bleiben- da er keine hilfe annimmt. Ich würde erwarten, das er irgendeine Form von Therapie oder Sport oder sowas macht, sonst würde ich irgendwann sagen- entweder -oder. Wenn ich die Kraft und den Mut hätte als Vater.

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              #7
              Mein Schwiegervater ist verzweifelt und am Ende. Er weiss keinen Rat mehr - er tut mir sehr sehr leid! Meinst Du ein Ultimatum wäre das richtige Mittel? Wie kann man jemanden zur Therapie bewegen, der kein Selbstwertgefühl hat - der aufgegeben hat?

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                #8
                Hallo bernardo,

                was macht denn Dein Neffe die ganze Zeit an seinem Computer?
                Gibt es Hinweise auf eine Sucht? (Spiele/Internet)

                Viele Grüße
                Wilson

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                  #9
                  er spielt die ganze Zeit. Internetanschluss hat er nicht. Mein Schwiegervater meinte, dass er im letzten Monat 2 Mal 500 Euro abgehoben hat. Wofür wissen wir (noch) nicht. Kann eine Spielsucht so etwas mit einem Menschen machen? Passt das Verhalten, das ich beschrieben habe hierzu?

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                    #10
                    Soweit ich weiß kann niemand zu einer Therapie gezwungen werden. Er muss es selbst wollen.
                    Aber warum sollte er wollen? Sein Verhalten wird hingenommen, ja sogar in gewisser Weise unterstützt.
                    In manchen Fällen ist es sinnvoll, wenn die Angehörigen jemanden "im Stich" lassen, manchmal ist es der einzigste Weg.

                    Selbstmord ist natürlich eine schlimme Sache. Aber es scheint mir so, als wäre der Sohn eh bereits lebendig begraben, von was auch immer ob nun Faulheit, Depression oder etwas anderem. Der Vater in dieser Situation tut sich und seinem Sohn keinen Gefallen, wenn er dem keine Grenze setzt.

                    Ich als Mutter würde mein Kind in einem solchen Fall vor die Türe setzen (was sicher nicht einfach ist), aber alles andere scheint bisher nicht gewirkt zu haben.
                    Der Sohn ist erwachsen! Der Vater tut mir sehr leid, der ja vor gar nicht langer Zeit seine Frau verloren hat. Für ihn ist das sicher furchtbar. Was in dem Sohn abgeht weiß man nicht, aber tatenlos zusehen, erscheint mir keine Lösung.

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                      #11
                      Hallo Bernardo,

                      du hast mal erwähnt, dass er auch dem Arzt gegenüber die Mitarbeit verweigert. Hat ihn mal ein psychiatrischer Facharzt durchuntersucht? Es gibt durchaus auch psychiatrische Krankheitsbilder, die mit Antriebslosigkeit und Affektverarmung einhergehen, nicht nur Depressionen, sondern auch bestimmte Schizophrenie-Formen, die sich meist ganz gut behandeln lassen.

                      Wahrscheinlicher ist aber, dass dein Neffe von der Persönlichkeit oder den Umständen aus Unzufriedenheit heraus so handelt und keine psychische Störung dahinter steckt.



                      P.S: mein Beitrag hat sich mit deinem letzten überschnitten. Sucht könnte durchaus eine Erklärung sein. Aber so lange er sich nicht therapieren lassen möchte habt ihr einen schlechten Stand. Aber sprecht ihn mal gezielt auf sein Spielverhalten an.

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                        #12
                        Zitat von bernardo Beitrag anzeigen
                        er spielt die ganze Zeit. Internetanschluss hat er nicht. Mein Schwiegervater meinte, dass er im letzten Monat 2 Mal 500 Euro abgehoben hat. Wofür wissen wir (noch) nicht. Kann eine Spielsucht so etwas mit einem Menschen machen? Passt das Verhalten, das ich beschrieben habe hierzu?
                        Mag sein, dass vielleicht eine Spielsucht dahinter stecken könnte-- klingt irgendwie danach...dieser Komplettrückzug, die soziale Antriebslosigleit...des Desinteresse anderen gegenüber...

                        Weißt Du, um welche Spiele es sich handelt?

                        Besteht die Möglichkeit, dass Du bzw. ein anderes Familienmitglied diesen Punkt mal bei (s)einem Arzt bzw. bei Deinem Neffen ansprichst?

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                          #13
                          Ich habe vor, meinem Schwiegervater in der kommenden Woche zu helfen. Bzgl. Spielsucht werde ich ihn ansprechen, aber da ich kein Psychiater bin, wird es mir schwer fallen, zu erkennen, wann ein psychisches Problem vorliegt. Ich werde mir auch mal anschauen, was für Spiele er spielt.

                          Antriebslosigkeit ist eine sehr gute Beschreibung zu seinem Verhalten. Was mich allerdings wundert ist, dass er dennoch zur Arbeit geht - auch wenn es ihm dort keine Spass macht.

                          Ich habe mir überlegt, ob ich zuvor Rücksprache mit einem Psychiater halten soll, bevor ich das Gespräch mit ihm führe, denn momentan ist mir nicht wohl dabei, ihm ein Ultimatum zu stellen oder meinen Schwiegervater dazu zu bringen, dies zu tun.

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                            #14
                            in dem Ort gibt es einen Psychiater, der hat aber selbst genug Probleme - ist 2 Mal geschieden und macht nicht den hellsten Eindruck. Ein Gespräch zwischen meinen Neffen und einem Psychiater hat es bisher nicht gegeben.

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                              #15
                              Zitat von bernardo Beitrag anzeigen
                              Ich habe mir überlegt, ob ich zuvor Rücksprache mit einem Psychiater halten soll, bevor ich das Gespräch mit ihm führe, denn momentan ist mir nicht wohl dabei, ihm ein Ultimatum zu stellen oder meinen Schwiegervater dazu zu bringen, dies zu tun.
                              Das wäre ne gute Idee, ich weiss aber nicht ,ob du so schnell einen Termin bei einem Psychiater bekommst (meiner eigenen Erfahrung nach dauert das oft einige Wochen) und ob sich dieser Psychiater dann so weit herauslehnt eine Ferndiagnose über einen Patienten zu stellen, den er vorher noch nicht kennengelernt hat weiss ich nicht. Wahrscheinlich wird er dir sagen, dass dein Neffe erst in die Praxis kommen soll, dass er sich ein Bild machen kann.

                              Alternativ könntest du dich aber auch bei einer Familienberatungsstelle, z.B. Caritas beraten lassen. Die haben oft auch sehr gute Erfahrung und können dich oder deinen Neffen auch an entsprechende Stellen weiter verweisen.

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