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Werte und Glaubenssätze der Herkunfstfamilie -lebenslange Bürde?

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    Werte und Glaubenssätze der Herkunfstfamilie -lebenslange Bürde?

    Hallo ihrs,

    ich nage jetzt schon ein paar Wochen recht intensiv -und dazwischen immer wieder mal - an diesem Thema herum. Und mich interessiert, ob ihr das auch kennt, wie ihr damit umgeht und ob ihr Lösungen für euch gefunden habt.

    Wir alle sind in ein Familiensystem hineingeboren, das uns von Grund auf prägt und konditioniert. Da diese Prozesse zu Lebensanfang überwiegend unbewusst passieren, sind sie tief in unserem Körpergedächtnis verankert und drum isses später auch so schwer, die ins Bewusstsein zu kriegen, zu reflektieren und zu ändern.

    Ich hab diese Arbeit in der Körpertherapie schon sehr weit leisten können und trotzdem merke ich, wie ich trotz Bewusstwerden der Stolpersteine eine gewisse Grundprägung einfach nicht aus meiner "Programmierung" kriege. Für eine Umgrogrammierung z.B. mit Hilfe von Suggestionen sitzt der Stachel einfach zu tief.

    Besonders hinderlich und schmerzhaft ist es im Beruf. Ich arbeite ja gerade daran, mich wieder richtung Tanztherapie zu bewegen. Als ich diesbezüglich neulich ein klinisches Praktikum machte, bekam ich so viele positive Feedbacks, und die Körpertherapeutin, mit der ich mich viel austauschte, meinte am Schluss zu mir, dass ich mein Licht nicht so untern Scheffel stellen brauch (das Thema ist mir nur allzu vertraut *seufz*) und dass ich beim Anbieten meiner Arbeit ruhig dran denken kann, dass ich was wirklich gutes und tolles anbiete.

    Und genau da fehlts bei mir. Da wirkt das Wertesystem meiner Familie immer noch zu stark. Dieser Kurswechsel in ein so unkonventionelles Gebiet wurde natürlich noch nie von meiner katholisch-mittelschichtigen Familie verstanden, aber immerhin toleriert. Ich habe mich räumlich weit genug distanziert, um mich nicht dauernd damit konfrontieren zu müssen. Grundsätzlich sitzt aber die Kondition unkonventionell = unseriös und erfolglos noch tief in meinem Hirn. Wenn ich dann mal Bestätigung von Außen kriege, dann reißt das erstaunlich tiefe emotionale Wunden in mir auf

    Ich habe viele Biografien gelesen von ganz normalen Leuten, die auch aufgrund ihrer familiären Prägung ihr halbes oder ganzes Leben lang Irrwege und viele Anläufe in Kauf nehmen mussten, um zu ihrer Berufung und Zufriedenheit zu finden. Der "Stall" ist also sehr ausschlaggebend in dem Bereich und nicht nur wegen den finanziellen (Un-)möglichkeiten.

    Ich sehe es jetzt auch bei meiner Tochter: die ist auch eher künstlerisch ambitioniert und das wäre in meiner Familie und auch in der Familie ihres Vaters komplett untergegangen, weil nicht seriös. Ich bin auf grund meiner eigenen Erfahrung da vll etwas sensibler, höre genau hin, fördere ihr kulturelles und aktives Interesse, bin aber auch ihr größter Kritiker und werde als solche von ihr akzeptiert, weil sie weiß, dass es um die Sache geht, und nicht darum, sie in ne Richtung zu biegen. Sie hat vll darum in der Selbstverwirklichung (welch abgedroschenes Wort) ein ganz anderes Selbstbewusstsein und Umgangsweise, als ich je hatte.

    Das nur als Beispiel.

    Ich versuche mit diesen tiefgreifenden Konditionierungen seit einiger Zeit so umzugehen, dass ich sie einfach hinnehme. Das funktioniert teilweise ganz gut, z.B. wenn meine ständigen Schamgefühle auftauchen, sobald ich nen "Bühnenauftritt" habe. Die werden wahrgenommen, kriegen aber ansonsten keine weitere Zuwendung und verdünnisieren sich dann auch irgendwann.

    Im wichtigsten Punkt funktionierts eben leider nicht, weil ich meine Arbeit und mein Wissen zwar für mich schätze, aber das nicht nach außen transportieren kann, weil dann dieser Eltern-Zensor so laut schreit

    Kennt ihr das? Wie geht ihr damit um?

    lg
    Anna-ratlos und genervt

    #2
    Liebe Anna,

    ich kenne das nur zu gut! Auch ich stamme aus einer gut katholisch und traditionell konservativen Familie,in der vieles als absolut unmöglich,verboten,sündhaft etc.galt.
    Was bei mir anders gelaufen ist als bei dir ist die Tatsache,dass ich mich bereits als Kind dagegen aufgelehnt habe,dann aber natürlich mit Liebesentzug diszipliniert wurde.
    Nachdem ich von zu Hause ausgezogen war, habe ich dann - mehr aus Trotz als aus eigenem Willen - genau all das getan,von dem ich wusste, dass meine Eltern es strikt ablehnten.Und zwar absolut ohne schlechtes Gewissen.
    Ich habe durch eine Gesprächstherapie alle die verhaltens- und Denkmuster kennengelernt, mit denen man versucht hat,mich zu prägen, und muss mir heute oft noch klar machen,ob ich aus Prägung handele oder auf Grund einer freien Entscheidung.
    Das klappt inzwischen aber gut, so dass ich dir Mut machen kann, die Hoffnung nicht aufzugeben.Je öfter du dir das bewusst machst,desto besser kannst du dein eigenes Leben leben.

    Viel Erfolg wünscht dir die Menschen-Frau

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      #3
      Hallo Mensch,

      danke für die Mutmachung.

      Ich vermute, ich stehe gerade an einer neuen Schwelle. Mit dem Praktikum habe ich hoffentlich den ersten Schritt durch die Tür gemacht. Es war, als würde das Schicksal mir jetzt endlich mal Bestätigung von außen gewähren, damit ich die Kraft und Zuversicht hab, weiterzumachen.

      Jetzt steht noch ein Angebot, an der Frauenklinik, eine Gruppe in der Nachsorge therapeutisch zu begleiten. Der Kontakt und die Sympathien wurden aufgebaut, jetzt muss ich warten, bis die Verantwortlichen die entsprechende Struktur für das Projekt geschaffen haben, damit man es angehen kann. Also alles noch sehr wacklig.

      Ich kann im moment gar nicht anders, als auf solche Entwicklungen zu vertrauen und dann einfach meine Selbstzweifeln huckepack zu nehmen und die Herausforderung annehmen( dieses Bild nutze ich recht erfolgreich im Umgang mit meinen Ängsten). Dafür macht mir Deine Erfahrung Mut

      Ich hoffe nur, dass ich dann aber nicht wieder in die Depression stürze, wenn das Projekt nicht zustande kommt. Das ist ja praktisch dann immer wie eine Bestätigung der Sichtweise meiner Familie *oh menno blödesKatzeinSchwanzbeißspiel*

      lg Anna

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        #4
        Hallo blaueVase,

        hast Du heute das Gefühl noch was nachleben zu müssen? Und wenn ja, aus eigenem Bedürfnis heraus, oder um gegen diesen Elternglaubenssatz zu rebellieren? (wobei sich das ja nicht unbedingt gegenseitig ausschließen muss) Meinst Du, dass Deine Unzufriedenheit aus der inellektuellen Unterforderung kommt oder weil Du dem Bild Deiner Eltern entsprichst?

        Gerade letzteres frage ich mich heute öfters (nur bezüglich kreativer und kommunikativer Unterforderung). Die Rebellenphase habe ich um die 30 hinter mich gebracht.

        lg Anna

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          #5
          Hallo Anna63,
          auch ich kenne das Problem nur zu gut.

          Und ich habe den Eindruck, dass sich jetzt endlich etwas in mir in dieser Richtung bewegt, seitdem ich Ego-State-Therapie mache.

          Es scheint mir zu helfen, dass ich in meiner Vorstellung Gespräche zwischen meinem heutigen erwachsenen und wohlwollenden Ich und dem inneren Eltern-Zensor führe.
          Diese Gespräche laufen respektvoll ab. Ich gehe davon aus, dass die Elternfigur in mir damals aufgetaucht ist, um mich vor etwas zu schützen. Ich frage sie, warum sie da ist, wovor sie mich schützen wollte, wann sie aufgetaucht ist. Ich bedanke mich, dass sie solange auf mich aufgepasst hat und erkläre ihr, dass ich mich jetzt um mich alleine kümmern werde. Dass ich meine eigenen Glaubenssätze habe und die alten nicht mehr brauche.
          Ich versuche mich mit diesem Teil von mir zu einigen und ihm die Verantwortung für mich abzunehmen.

          Andererseits stelle ich mich als Kind vor, in Situationen, durch die mir bestimmte Glaubenssätze vermittelt wurden. Ich rede dann mit dem Kind von damals und schaue, was es in diesen Situationen eigentlich gebraucht hätte. Und ich versuche es ihm in meiner Phantasie zu geben, indem ich für mich damals die gute Mutter bin.

          Das alles mache ich noch nicht lange aber ich habe das Gefühl, dass sich ganz tief etwas bewegt.

          Vielleicht kannst Du was damit anfangen.

          Ich finde es übrigens toll, dass Du Tanztherapeutin bist. Ich selbst denke daran, eine Weiterbildung zu Kunsttherapeutin zu machen.
          Ich habe zwar viele Bedenken, da ich eigentlich viel zu introvertiert für diesen Beruf bin und Scham ist mein zweiter Vorname.
          Außerdem komme ich aus einer ganz anderen Berufssparte.
          Doch der Gedanke läßt mich einfach nicht los.

          Ich grüße Dich und hoffe, dass Du einen Weg findest, um frei von Deinen alten Gesetzen zu werden.

          Alles Gute
          yemaya
          Zuletzt geändert von yemaya; 23.06.2008, 10:53. Grund: Tippfehler korrigiert

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            #6
            Zitat von Anna63 Beitrag anzeigen
            Das ist ja praktisch dann immer wie eine Bestätigung der Sichtweise meiner Familie *
            Anna, das liegt an dir, ob du das so siehst.Sollte das Projekt nicht zusatnde kommen,hat das mit deiner Familie nicht das geringste zu tun.Nur wenn du diese beiden Dinge miteinander verknüpfst,dann ist es so.
            Ich hatte damit große Schwierigkeiten,diese verknüpfungen zu unterlassen und endlich zu begreifen, dass ich ganz allein bestimme und das meine jetzigen Erlebnisse mit den Einstellungen meiner Familie nicht mehr das geringste zu tun haben,wenn ich das nicht miteinander in Verbindung bringe. Ich bin also diejenige welche, nicht meine Familie.
            Mach dich frei!

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              #7
              hallo Yemaya,

              von der Ego-state-Therapie hab ich noch nie gehört. Werd gleich mal Onkel Google dazu befragen gehen

              Mich erinnert Dein Erfahrungsbericht ein bißchen an die Innere-Kind-Arbeit, die wir in der Tanztherapie gemacht haben, sowie an meine Erlebnisse, dass die Selbstwahrnehmung eine Voraussetzung dafür ist, in die Selbstverantwortung zu kommen.

              Vll muss ich ggf das ganze auch nochmal mit einer anderen, mehr intellekterellen Methode angehen, wer weiß.. Ich werds beobachten.

              Wegen der Kunsttherapie können wir uns gern mal per PN austauschen, oder Du machst dazu mal nen eigenen Faden auf. Ich hab nämlich auch 1 Jahr Kunsttherapiestudium gemacht (anthroposophische Richtung). Dann hat sich leider das Institut aufgelöst und zum wechseln in eine andere Schule haben Mobilität und Geld gefehlt...

              @all: ich merke gerade, wie der Austausch mit euch für mich auch eine Art Bestätigung ist, und daher Schleußen für Emotionen und Tränen geöffnet werden. Emotionen wie Verlust und Trauer, ein Hadern wegen Chancen, die nicht wahrgenommen werden konnten und darüber, weil ich mir offenen Blickes immer wieder selber im Weg stehe. Auch wenn ich weiß, dass nichts vergebens ist, weil alles irgendwo seinen Platz im Lebenspuzzle findet (z.B. Therapeuten und Künstlern fehlts oft an den Buchhaltungskenntnissen, die ich habe), dieser Schmerz ist trotzdem immer wieder da. Und immer, wenn sich auf der Sachebene was löst, kommt diese emotionale Ebene durch. Aber so kommt was in Bewegung, d.h. es fließt weiter.

              lg Anna

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                #8
                Früher oder später werden sich diese beiden Ebenen miteinander verbinden, nur Geduld!

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                  #9
                  Zitat von BlaueVase
                  In neidischen Momenten (Klassentreffen: Studienrätinnen, Diplompsychologinnen, Dr.jur. und Richterin,, Prof. Dr.rer.nat....) überkommt mich eine Art Neid.
                  das kenne ich. Mir geht es mittlerweile so, wenn ich den Lebensstandart meiner nicht-ausgescherten Schwestern und ihren Familien sehe. Obwohl ich selber nicht der Typ für Häuschen und Garten bin und auch keine 2 Autos vermisse (hab nichtmal eins), merke ich doch, dass es ohne diesen Wohlstand im Hintergrund verdammt schwer ist und immer schwerer wird, vor allem, wenn man auch sonst keine Bestätigung hat.

                  Und wenn ich dann wieder bei mir bin, mit Menschen rede und ne Resonanz spüre, in einer Gruppe Energie aufgreifen und in Bilder und Aufgaben formen und transportieren kann, dann will ich nicht anders leben. Auch wenn meine Scham es mir noch schwer macht, die Ernte zu empfangen (Komplimente und Bestätigung annehmen muss ich noch richtig aktiv üben)

                  Wenn ich neidisch bin, dann bin ich also eher von mir entfernt. Wenn ich das nicht bin, kann ich den Leuten eigentlich neidlos sehr viel gönnen. Mir tuts drum auch nicht gut, länger als einen Tag bei meinen Eltern zu sein. Denn da ziehts mich einfach immer sehr schnell in meine Unzulänglichkeit rein.

                  lg Anna

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                    #10
                    Zitat von Mensch Beitrag anzeigen
                    Ich bin also diejenige welche, nicht meine Familie.
                    Mach dich frei!
                    Das ist mir bewusst, liebe Mensch, und das ist ja genau der Punkt, an dem ich grad hänge. Die Willenskraft entzieht sich mir an den Punkten, wo der Stachel sitzt. Und die Frage ist, wie mache ich mich frei?

                    Ich hoffe, es läuft die nächsten Monate so weiter, wie das letzte Vierteljahr, dass im Außen vieles auf mich zukommt, das ich "nur" aufgreifen muss, also dass ich durchs Tun weiterkomme

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                      #11
                      Den alten Stimmen wird der Atem ausgehen!

                      ich nage jetzt schon ein paar Wochen recht intensiv -und dazwischen immer wieder mal - an diesem Thema herum. Und mich interessiert, ob ihr das auch kennt, wie ihr damit umgeht und ob ihr Lösungen für euch gefunden habt.

                      Oh ja, und wie ich das kenne.

                      Am meisten hilft mir, mich darin zu trainieren, alles anzunehmen, wie es grade ist. Manchmal gelingt mir das und es ist, als lösten sich grade dabei die Last dieser alten Glaubenssätze von meinen Schultern.

                      Oft bin ich ungeduldig, kann beim besten Willen nicht mehr darauf warten, dass sich an diesem Punkt endlich Entscheidendes tut. Dann legen sich die alten Lasten wieder auf die Schultern.

                      Besonders hinderlich und schmerzhaft ist es im Beruf. Ich arbeite ja gerade daran, mich wieder Richtung Tanztherapie zu bewegen. Als ich diesbezüglich neulich ein klinisches Praktikum machte, bekam ich so viele positive Feedbacks, und die Körpertherapeutin, mit der ich mich viel austauschte, meinte am Schluss zu mir, dass ich mein Licht nicht so untern Scheffel stellen brauch (das Thema ist mir nur allzu vertraut *seufz*) und dass ich beim Anbieten meiner Arbeit ruhig dran denken kann, dass ich was wirklich gutes und tolles anbiete.

                      Ach, lass Dich nicht davon abhalten, weiter zu machen, dran zu bleiben. Schreib Dir die Feedbacks auf und lies sie so oft wie nötig durch, lass sie Dir auf Band sprechen und hör sie Dir an.

                      Steter Tropfen höhlt den Stein. Irgendwann werden die kritischen Stimmen schwächer.

                      Ich komme aus dem evangelisch-pietistischen Pendant (-Milieu), in dem es sehr körperfeindlich zugeht. Ein entsprechend schlechtes Verhältnis habe ich zu meinem Körper (gehabt und immer noch). Obwohl übergewichtig, eigentlich unbeweglich und unter starker Polyarthrose leidend, war ich jede Woche glücklich, wenn ich in meine tanztherapeutische Gruppe, (die leider beendet ist) ging.
                      Inzwischen getraue ich mich auch zu Waveveranstaltungen zu gehen und genieße es, unter vielen fremden Menschen zu tanzen. Ohne Tanztherapie wäre das vollkommen unmöglich gewesen.

                      Ich bin überzeugt davon, dass es vielen Menschen so geht. Also bleib dran und sei froh, dass Du der bunte Vogel Deiner Familie bist, der Neuland betritt.
                      Ich kann im Moment gar nicht anders, als auf solche Entwicklungen zu vertrauen und dann einfach meine Selbstzweifel huckepack zu nehmen und die Herausforderung annehmen( dieses Bild nutze ich recht erfolgreich im Umgang mit meinen Ängsten).

                      Da bist Du doch auf dem richtigen Weg. Lass Dich doch nicht durch die alten Stimmen entmutigen, die ja scheinbar auch Dinge verbinden, die nun wirklich nicht zusammen gehören., denn was haben organisatorische oder strukturelle Überlegungen einer Klinik mit Deinen tanztherapeutischen Angeboten zu tun?

                      (Für mich ist diese Tanztherapie grade so wichtig, dass ich mir vorgenommen habe, eine neue Gruppe zu organisieren, sobald ich mich beruflich wieder stabilisiert habe.
                      Denk an die potentiellen Teilnehmerinnen, die von Deinen Angeboten profitieren werden, wenn Du’s schon nicht nur für Dich machen kannst! Das stärkende Feedback wird kommen.)

                      Da wirkt das Wertesystem meiner Familie immer noch zu stark. Dieser Kurswechsel in ein so unkonventionelles Gebiet wurde natürlich noch nie von meiner katholisch-mittelschichtigen Familie verstanden, aber immerhin toleriert. Ich habe mich räumlich weit genug distanziert, um mich nicht dauernd damit konfrontieren zu müssen. Grundsätzlich sitzt aber die Kondition unkonventionell = unseriös und erfolglos noch tief in meinem Hirn. Wenn ich dann mal Bestätigung von Außen kriege, dann reißt das erstaunlich tiefe emotionale Wunden in mir auf

                      Sie werden durch Deinen Erfolg heilen. Davon bin ich überzeugt.

                      Was ich gut nachvollziehen kann, ist der Stich ins Herz, den einem das Zusammentreffen mit den reussierten alten Bekannten versetzen kann.

                      Daran kau ich auch immer wieder, eher aber, weil ich (beruflich) die sichere Seite gewählt habe und trotzdem nicht das schöne Anwesen mit geschmackvoll eingerichtetem Haus, die stilvoll eingerichtete Datscha in Ligurien, die sicheren Autos und den Führungsposten erreicht habe.

                      In neidischen Momenten (Klassentreffen: Studienrätinnen, Diplompsychologinnen, Dr.jur. und Richterin, Prof. Dr.rer.nat....) überkommt mich eine Art Neid.

                      Aus meiner Warte sieht es so aus, als gingst Du den richtigen Weg.

                      Die paar Steine, über die Du stolperst, werden sich bei Seite schieben lassen und Du wirst nur noch selten die Zehen daran stoßen.

                      Ich hoffe, ich konnte Dir Mut machen, auf dem unkonventionellen Weg weiter zu gehen und darauf zu vertrauen, dass die alten Stimmen langsam nicht mehr zu hören sein werden.

                      Brune

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                        #12
                        hallo Brune,

                        ja Du hast mir Mut gemacht, danke Dir

                        zum einen, weil ich das mit der Annahme und Ungeduld genauso erlebe wie Du, zum anderen, weil du Deine Sicht als Tanztherapiekennerin mitteilst und das mir wieder Zuversicht gibt.

                        Mir fiel vorher der Auslöser ein, warum ich gerade wiedermal so verletzlich bin in dem Punkt:

                        Ich kam Ende April von meinem Praktikum, voll erfüllt und sehr zufrieden, weil ich in den 4 Wochen mal so leben konnte, wie ich es mir eigentlich wünsche (sinnvolle Arbeit, hochwertiges gesundes Essen, tolle Umgebung usw.). Dann fuhr ich für 3 Tage zu meinen Eltern, um ihnen im Haus zu helfen (die sind nicht mehr die jüngsten). Dabei bekam ich ne kalte Dusche aus einer Ecke, mit der ich nicht gerechnet hatte. Meine Mutter erzählte mir ganz unbedaft, dass die GANZE Familie, also meine Eltern, meine beiden Schwestern und deren Männer und Kinder, im August ein Haus in Frankreich gebucht hätten und da gemeinsam Urlaub machen.

                        Es war eigentlich weniger der Umstand, dass mich keiner gefragt hatte, der mich so bestürzte, sondern mehr die Unbedarftheit meiner Mutter, wie sie das erzählte, als wäre es das selbstverständlichste der Welt, mich auszuschließen. Ich wäre sofort abgereist, wenn mein Vater nicht mit mir geredet hätte. Der hat sich nämlich aus diesem Clanurlaub ausgeklinkt, weil er lieber allein wandern geht (wo ich mich anschließen werde) und da er eine ähnliche Außenseiterposition hat wie ich, entstanden Verständnis und Komplizenschaft.

                        Meine Mutter rief neulich aber überraschend an, um mir zu berichten, wie die Reise an Pfingsten war, die sie mit meinem Vater gemacht hat. Das werte ich als ihre Art der versuchten Wiedergutmachung, dass sie dermaßen ins Fettnäpfchen getreten ist.

                        Und ich habe jetzt eine Mutter-Kind-Reise nach Berlin gebucht, weil ich das meiner Tochter sowieso zum 18. geschenkt hatte. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt dafür.

                        Von meinen Schwestern will ich mich jetzt komplett distanzieren. Nicht, weil ich ihnen was nachtrage, sondern weil mich es einfach schmerzt, dieses "Zusammenglucken" mitzuerleben. Und von sich aus melden die sich eh nie.

                        Der Tipp mit den feed backs aufschreiben ist ne gute Idee. Ich hab die in meinem Tagebuch drin, aber ich sollte sie in das andere Büchlein übertragen, wo ich andere schöne und motivierende Dinge drin stehen hab.

                        lg Anna

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                          #13
                          hallo Mooie

                          *Michgerndrückenlass*

                          Es gibt ein paar Kindheitserinnerungen, die ich als prägend erlebt habe, in ganz unterschiedlichen Altersstufen.

                          Diese vermittelten Werte verweben sich natürlich mit den Nachwirkungen des Burn-outs, in den ich vor 2 Jahren so elendig reingerutscht bin. Aber gleichzeitig haben diese Prägungen auch ihren Anteil daran, dass ich überhaupt in diesen Burn-out landete.

                          Aber eure Erfahrungen und Denkanstöße ermutigen mich wirklich und ich denke auch, dass es einfach an der Zeit ist, jetzt mal Erfahrungen zu machen.

                          Vll kennen das manche von euch: Ich neige dazu, zu denken, ich muss erst noch diese und jene Qualifikation machen, ehe ich gut genug bin. Zum Glück hab ich kein Geld, um weitere Qualifikationen zu machen. Ausnahmsweise mal ein Vorteil - ich glaube, das hätte ein gewisses Suchtpotenzial und ich würde damit auf Vermeidungskurs mit der Praxis gehen. Vor lauter Unzulänglichkeitsgefühlen. Manchmal hat halt auch was Mieses sein gutes

                          lg Anna

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