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Vergeben, nicht vergessen

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    Vergeben, nicht vergessen

    Hallo Ihr Lieben,

    ich habe als Kind gelernt, dass Verzeihen gleichbedeutend mit "Vergeben und Vergessen" ist.

    Das hat aber für mich nie richtig funktioniert. Mein Gedächtnis ist extrem gut, ich kann Dialog die bereits vor 15 Jahren stattfanden beinahe wortwörtlich erinnern und somit sind mir auch Verletzungen etc. sehr gegenwärtig. Nun dachte ich immer, dass ich meinem Gegenüber erst wirklich verziehen hätte, wenn ich die ganze Sache vergessen habe. Doch weit gefehlt, inzwischen habe ich die Verbindung zwischen verzeihen und vergessen gekappt und es geht mir sehr viel besser damit.

    Welche Erfahrungen habt Ihr mit diesem Thema gemacht?

    #2
    Zitat von Sternenkönigin Beitrag anzeigen
    ... Nun dachte ich immer, dass ich meinem Gegenüber erst wirklich verziehen hätte, wenn ich die ganze Sache vergessen habe. Doch weit gefehlt, inzwischen habe ich die Verbindung zwischen verzeihen und vergessen gekappt und es geht mir sehr viel besser damit.
    Hallo Sternenkönigin,

    ich habe die gleiche Erfahrung gemacht und kann dir nur beipflichten. Man muss eine Sache nicht vergessen, um sie zu verzeihen. Es genügt, einfach nicht mehr böse zu sein. Wobei 'einfach' nicht so einfach ist, wie es sich schreibet .

    Gruß Gabriele

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      #3
      Guten Abend Sternenkönigin,
      ich habe auch erfahren, dass ich nicht vergessen muss, um zu verzeihen.
      Verändert haben sich meine Gefühle, die das Erinnern und Beleben von alten Bildern begleiten.
      Besonders erlebbar ist diese Grundidee in der Beziehung zu meiner Mutter, die lange durch Groll und innere Vorwürfe bestimmt war.
      Geholfen hat mir in diesem Prozeß meine Zusatzausbildung in systemischer Familientherapie, in deren Verlauf die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunftsfamilie ein zentraler Teil war.
      Versetzen in die damalige Zeit und die Bedingungen, unter denen meine Eltern lebten und mich und meine Schwestern erzogen, haben mich verstehen lassen, dass sie mir nicht bewußt schaden wollten und in ihrem Tun bzw. Unterlassen (als solches habe ich es empfunden) nichts Böses steckte.
      Über diesen Weg konnte ich meinen Groll loslassen - fühlt sich wie Versöhnung an.
      Das tut mir unendlich gut und die Beziehung zu meiner Mutter hat es, obwohl ich mit ihr nie darüber gesprochen habe, auch für mich wohltuend verändert.

      Gruß und schönen Abend!

      Katharina
      Ich

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        #4
        Hallo Sternenkönigin!
        Verzeihen ist für mich nicht Vergessen, sondern Loslassen. D.h. der Kränkung (=unerfüllter Erwartung) keinen so großen Stellenwert mehr beimessen.
        Loslassen ist nicht bei allen Dingen leicht. Besonders wenn man auf sich selbst sauer ist wird es kritisch. Man kann dadurch sich selbst als Freund verlieren, was für mich eine Ursache von Depressionen ist.

        Ich sage mir oft, daß jeder Mensch danach strebt glücklich zu sein. Jeder tut das so gut er/sie es kann. Mit Allem was so Hirn, Herz, Gefühle und Fähigkeiten halt hergeben. Doch gut gemeint ist meist nicht gut gemacht und die Dinge sehen aus verschiedenen Blickwinkeln oft ganz unterschiedlich aus.

        Wir alle machen Fehler, auch wenn wir es gar nicht so wollten, daß die Dinge so sind wie sie es zur Zeit sind...

        Letztens habe ich den Spruch gelesen: "Erwartungen sind das Ende einer Beziehung." Vielleicht weil unerfüllte Erwartungen Ursache für Beleidigungen sind?


        Liebe Grüße
        Stick

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          #5
          Daß man nicht vergessen kann, ist glaube ich klar. Es sei denn man leidet unter Demenz oder Alzheimer...
          Aber wie verzeiht man etwas, was einem unheimlich wehgetan hat? Wie verzeiht man sich selbst, wenn man sich doch für seine Fehler so sehr haßt?

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            #6
            Hallo Sternenkönigin,
            das erste was mir zu dem Thema einfällt ist, das es vor allem Zeit braucht.
            Zeit zu vergeben, was mir unendlich schwer fallen kann und Zeit um Dinge verblassen zu lassen.
            Die Zeit verändert die Sicht der Dinge und dann habe ich nicht vergessen, aber gelernt damit besser umzugehen und kann dann vergeben.
            Gruß von Aquamix

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              #7
              Hallo Sternenkönigin,

              ich habe dazu mal etwas gelesen (Zurhorst: Liebe Dich selbst!)

              Vergeben heißt sich selbst befreien!


              " Ich will nicht länger die Opferrolle übernehmen, und ich will mich auch nicht länger schlecht fühlen. Deshalb lasse ich das alles jetzt los und kümmere mich mit meiner ganzen Kraft um meinen Weg!"
              Wer das schafft, der kann aufhören, sich an die Wunden der Vergangenheit zu klammern und sich mit seinem Leben, so wie es war, aussöhnen. So zu vergeben ist abfangs nicht leicht - aber heilsam. Und vor allem - man tut es für sich selbst.

              Ich hoffe es hilft ein bisschen.

              Liebe Grüße

              Protoys

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                #8
                Zitat von Danny-Mo Beitrag anzeigen
                Daß man nicht vergessen kann, ist glaube ich klar. Es sei denn man leidet unter Demenz oder Alzheimer...
                Aber wie verzeiht man etwas, was einem unheimlich wehgetan hat? Wie verzeiht man sich selbst, wenn man sich doch für seine Fehler so sehr haßt?
                Wir sind alle Menschen -
                Menschen machen Fehler.
                Aus Fehlern können wir lernen
                und daran wachsen.
                Wir müssen uns selbst verzeihen.
                - Es gibt immer einen Weg -
                Liebe Grüße

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                  #9
                  Klar machen wir alle Fehler. Aber ist jeder Fehler verzeihlich?

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                    #10
                    Liebe Sternenkönigin,
                    das sehe ich auch so. Im Gegenteil: Alles, was wir erlebt haben gehört zu unserem Leben. Emotional Wichtiges vergessen zu wollen kann leicht zu verdrängen werden. Doch es ist wichtig vergangene Ereignisse in unser Leben zu integrieren. Oft gelingt es uns aus einem Abstand heraus Geschehenes in einem anderen Licht zu sehen. Dann können wir loslassen, vergeben oder sogar verstehen oder wenigstens akzeptieren, dass etwas so war, wie es war.
                    Heute ist Paul Watzlawick gestorben. Er hat besonders die These vertreten, dass nicht die Dinge an sich das Problem sind, sondern viel mehr die Bedeutung, die wir ihnen geben.
                    @ Danny-mo: Aus dieser Sichtweise heraus gelingt es vielleicht auch leichter sich selbst zu verzeihen.
                    Ich fühle mich von dieser Sichtweise sehr angesprochen. Denn dadurch bleibe ich selbst bei sehr verletzenden Angelegenheiten nicht in der Opferrolle stecken, sondern habe die Freiheit so damit umzugehen, dass ich daran wachsen kann. Und, dadurch, dass ich aktiv werde und die Verantwortung übernehme, haben Ereignisse aus der Vergangenheit weniger Macht und bestimmen nicht mein Leben.

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                      #11
                      Hallo zusammen
                      Folgende Zeilen habe ich mir einst aus einem Buch herausgeschrieben und sie treffen es für mich sehr gut:
                      "Einem Menschen vergeben heisst nicht, das, was er getan hat für ungeschehen erachten, nicht wahrhaben wollen oder schlicht vergessen. Vergeben kann unter Umständen bedeuten, gerade nicht zu vergessen. Vergeben heisst: Die Vergangenheit eines anderen keinen Einwand dagegen sein zu lassen, dass ich ihn annehme. Vergeben bedeutet nicht da Ja zu einer vergangenen Schuld, wohl aber das Ja zu einem Menschen mit seiner vergangenen Schuld."
                      Mir fällt es allerdings schwer zu verzeihen, wenn es eine grössere Sache ist und der andere sich nicht bei mir entschuldigt oder ich auch ansonsten nicht merke, dass es ihm leid tut. Ich glaube zwar, dass man auch dann fähig sein sollte zu verzeihen, aber das kriege ich irgendwie nicht hin...
                      Liebe Grüsse
                      Lorelai

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                        #12
                        Hallo milasi!

                        Es gibt Dinge, die im Prinzip ein Leben zerstören und ich denke, daß sowas eine große Bedeutung im Leben einnimmt. Es gibt Sachen, da kann man nicht einfach so drüber hinwegsehen. Und sowas kann ich weder vergessen und wohl auch nicht verzeihen...
                        Sicher gehört sowas zu meinem Leben, aber ich wüßte nicht, aus welchem anderen Blickwinkel ich dieses dann betrachten sollte. Das Geschehene erlaubt eigentlich nur eine Richtung.

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                          #13
                          Hallo Danny-Mo,
                          vergessen kann man nie und es gibt Dinge, die kann man auch nicht verzeihen! Aber das Geschehene erlaubt durchaus verschiedene Richtungen. So war und ist es jedenfalls bei mir. Es war ein langer Weg, bis ich das überhaupt sehen konnte. Sehr, sehr Übles hat auch Gutes nach sich gezogen. Ich schreibe seit Ewigkeiten Tagebuch und konnte so Vieles nachvollziehen und aus einem anderen Blickwinkel und nicht mehr so emotional belastet (mit Abstand) betrachten. Irgendwie bin ich immer noch auf der Suche meinen inneren Frieden zu finden. Und darum geht es für mich. Ich würde mich gerne direkter mit dir austauschen - wenn du magst

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                            #14
                            Moin Sheila!

                            Ich überlege schon den ganzen Tag, aus welchen Blickrichtungen ich das was war noch betrachten könnte. Aber irgendwie scheinen ich in meinem Blickfeld eingeschränkt zu sein. Ich kann nur diese Geschehnisse sehen, die mich schon den größten Teil meines Lebens verfolgen.
                            Was wäre denn ein anderer Blickwinkel? Wäre es das "Verniedlichen"oder "Verharmlosen"? Wäre es eine gewisse Art von "Humor"? Müßte ich dankbar sein für die "Erfahrung"?

                            Ich bin wahrscheinlich schon völlig durcheinander vom Überlegen... Bitte erklär mir wie ich Abstand gewinnen kann oder sowas in der Art.

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                              #15
                              ...und wenn der andere die Vergangenheit nicht ruhen lässt ?

                              Das klingt ja einleuchtend mit dem Verzeihen und kein Opfer mehr sein. Sind gute Gedanken in Euren Beiträgen !

                              Nur..., wie geht man damit um, wenn der andere (der einen sehr verletzt hat und dem man verziehen hat) immer wieder anfängt in der Vergangenheit herumzugraben und einem dann immer wieder angebliche "Verfehlungen" von damals (z.B. 15,20 Jahre her) vorhält ? Und dann vielleicht auch noch so tut, als ob er der gute wäre, der großzügig über alles hinwegsieht ?! Wie geht man damit am Besten um ?



                              Bin gespannt auf Eure Beiträge !
                              lg, Miura

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