virtuelle Liebe

[derFelix]

beim surfen im "Ratgeber" bin ich auf folgende Frage gestoßen
gibt es die "virtuelle Liebe"

Gibt es im Internet Virtuelle Liebe?

und was versteht ihr darunter?

einfach nur eine platonische liebevolle Freundschaft...oder Cybersex ?

oder von jedem etwas?

[Mensch]

Cybersex hat mit Liebe nichts zu tun.
Und wenn man es doch glaubt, kann man sich schwer irren.

[derFelix]

Cybersex hat mit Liebe nichts zu tun.
Und wenn man es doch glaubt, kann man sich schwer irren.

wenn es nur der sexuellen Befriedigung dient, dann hast du zweifellos recht,
aber es wird auch zwischen Liebes-Paaren praktiziert, die zeitweilig räumlich weit getrennt sind und keine andere Möglichkeit zur Befriedigung miteinander haben,
sexuelle Befriedigung ist nicht nur für Männer so notwendig wie Essen und trinken (außer wenigen ausnahmen )...warum sollen sich Paare nicht virtuell miteinander befriedigen, da es die technik heute möglich macht?
in diesem sinne sehe ich es als virtuelle Liebe,
nicht zu verwechseln mit dem käuflichen Telefonsex, der ja ständig und überall auch als webcam-variante angeboten wird (virtueller Puff gewissermaßen)

[Mensch]

Ja, ok, diese Variante hatte ich nicht bedacht.

[just me]

ich halte die nennung von virtueller liebe und cybersex "in-einem-atemzug" für wenig hilfreich, weil es für mich, wie mensch es auch zum ausdruck bringt, 2 paar schuhe sind.

die genannte variante mag zwar grad noch durchgehen, aber m.e. spielt sie eine nur sehr untergeordnete rolle. wie es auch bereits erwähnt wurde, handelt es sich dabei um die befriedigung von trieben, wobei man auch da die "notwendigkeit" zur diskussion stellen könnte.

beim thema virtuelle liebe hatte ich viel mehr assoziationen in richtung "was" könnte es sein, das es ermöglicht, dass es zwischen 2 menschen "nur" im schriftlichen austausch miteinander "knistern" lässt.

abgesehen davon, bin ich davon überzeugt, das die reine virtuelle liebe zu keinem vollumfänglichen kennenlernen führen kann, weil es für die definitive entscheidung, ob liebe oder nicht, nun mal auch die optische wahrnehmung und den verbalen austausch braucht.

[derFelix]

ein user aus dem ersten link hat dazu geschrieben:

Ja, die gibt es schon. Man muss sich nur darüber im Klaren sein, dass dann der Traummann/die Traumfrau zu einem großen Teil aus eigener Fantasie besteht und dass das Ganze erst durch die Realität abgesichert werden muss. Und dann äußerst selten so standhält. Aber geben tut es sie ganz sicher. Ist ein schöner Traum, virtuell, wie Du schon schreibst. Die ist sogar ziemlich häufig. Aber eben meist nicht der Realität entsprechend.

was ist so verkehrt daran, wenn sich beide in eine virtuelle welt träumen, wieso muß es durch die realität abgesichert werden,
das würde bedeuten, sich der ganzen schönen Illusion selbst zu berauben....wenn zwei die reale welt nicht mögen, warum sollten sie sich nicht ein refugium im virtuellen suchen?

[Mensch]

Weil die virtuelle Welt irgendwann platzt wie eine Seifenblase; weil man mit den komplizierteren Strukturen in der realen Welt nicht mehr zurecht kommt, beziehungsunfähig wird und vor Schwierigkeiten wieder in die virtuelle Welt flüchtet.

[just me]

ja, so gesehen gebe ich dir vollkommen recht. man kann seine "liebe" virtuell mit einem bild ausleben, das (weil nicht wirklich real) völlig den eigenen vorstellungen entspricht. der wunsch eines verliebten im anderen nur die guten seiten zu sehen, kommt so einer verbindung auch sehr entgegen. aber in dieser "traumwelt" müssten sich beide bewusst sein, das es eine ist und auch bleiben wird.

allerdings bin ich der meinung, das der wunsch, sein leben mit diesem "perfekten" menschen zu teilen rasch dazu verleitet, den traum zur realität werden zu lassen und diesen so sehr geliebten menschen "immer" an seiner seite haben zu wollen.

vielleicht wäre es auch sinnvoll so eine art altersgrenze zu ziehen. es gibt durchaus auch junge paare, die den wunsch nach einer familie in sich tragen, die sich über's internet kennenlernen. spätenstens das wird dann wohl mit dem rein virtuellen-lebens-traum doch ziemlich schwer zu bewerkstelligen sein.

[_Anais_]

Weshalb sollte die virtuelle Liebe richtig oder falsch sein? Oder Cybersex? oder beides?

Ich persönlich denke, wir sind soziale Wesen und brauchen für unser Wohlbefinden den Austausch mit unseren Mitmenschen. Die virtuelle Liebe kommt in meinen Augen der romantischen Liebe sehr nah, wir spinnen gemeinsam Traumfäden aus Bits und Bytes. Das kann tief in die Seele gehen und auch ins Herz... Das Risiko, bzw. der Preis, den wir mehr oder weniger hoch dafür bezahlen, kann, muss aber nicht, eine Vereinsammung sein. Wir bemerken diese selber nicht, denn im virtuellen Raum erleben wir Zweisamkeit.

Früher träumten wir einsam und fühlten durchaus Glückseeligkeit, vielleicht träumten wir bereits gemeinsam in Brieffreundschaften, heute träumen wir uns im virtuellen Raum und zerplatzt der eine zarte Traum, die andere heftige Erotik, was soll es, da ist kein Raum Trauer und Schmerz zu empfinden. Ehe das Gefühl der Einsamkeit eintreten kann, haben wir schon den neuen virtuellen Partner gefunden...

[Chakotay]

Man muss zwischen Liebe und verliebt-sein unterscheiden. Alle unseren Gefühle kommen von den Instinkten. Diese brauchen nichts bestimmtes (eine Person zu anfassen), es genügt schon dass man jemanden als eine "passende Person" empfindet. Deswegen kann es für viele vollkommen geschehen, dass sie sich in eine online-Person verlieben.

Alles Gefühle kommen von den Instinkten, bis auf, "die-Liebe". Diese ist der daseinsform unserer Seele, die in wahrer Resonanz zu jemand anderem empfunden wird. Sich zu verlieben hat einen natürlichen Zweck, es gilt sie von einander zu unterscheiden.

[derFelix]

Anais, ich sehe es so wie du.....
junge Menschen kommen früher oder später aus der traumwelt wieder heraus...sie werden tagtäglich viel zu sehr mit der Realität konfrontiert...
und sie haben einen natürlichen Trieb zum realen erleben...

ich würde es aber verstehen, wenn sich jemand in der zweiten Hälfte des Lebens lieber zurückzieht, er ist durch das Leben reif geworden dazu,
die richtigen Träume zu leben und kann abwägen, ob sie für ihn nicht die bessere Variante darstellen

[just me]

liebe anais,

die frage nach falsch oder richtig wurde bisher noch nicht gestellt, sondern eher die nach möglich oder unmöglich.

das der mensch eine soziales wesen ist, da bin ich völlig einig mit dir und ebenso wie du, bin ich der meinung, dass das netz eine aussergewöhnlich breitgefächterte plattform des austausches darstellt. in der form, wie es auch hier in diesem forum geschieht.

was mir mühe bereitet ist die gleichstellung der romantischen liebe, mit der virtuellen liebe. den grund meiner mühe führst du selbst auf. es ist die austauschbarkeit. haben wir als geliebte wesen nicht alle den wunsch einzigartig zu sein?


danke chakotay,

wäre es richtig deine worte folgendermassen zusammen zu fassen:
verliebt-sein ist ein gefühl / liebe eine entscheidung


hallo derFelix,

keine ahnung, wie es sich im "reifen" alter verhält . aber ich verstehe, was du sagen willst und kann nur nochmal unterstreichen, dass das jeweilige bewusstsein schon dringend in der lage sein sollte, alle diese gefühle auseinander halten zu können. allerdings wage ich leise zweifel anzumelden, da ich gefühle in dieser konstellation für sehr unberechenbar halte.

[Chakotay]

Hallo Just_me
Ich weiß nicht. Ich glaube die Liebe ist die Essenz unseres seins. Das ist kein Gefühl. Man kann alles lieben, eine Blume im Wald, eine Halskette, die Schwester, sein Haustier, seinen besten Freund und auch seinen Partner. Alles ist Liebe, aber nicht die gleiche. Die Liebe zu der Schwester und zum Partner kann beides grenzenlos und wunderschön sein (wäre auch so wenn es nicht von allerlei heimlichen Beziehungskonflikten, Weltbildern, dem Machtmotiv, dem Ego usw überschattet wäre), ist aber es ist nicht die gleiche.

Sich zu verlieben ist ein notwendiges Gefühl das einen Sinn hat. Sich in eine Virutelle Person zu verlieben (kann auch eine Spielfigur sein wie bei vielen pupertierenden ^^), ist natürlicher maßen möglich, aber es handelt sich da nicht um wahre Liebe. Es ist schwierig, wenn die Seele unabhängig vom Verstand feststellt, dass es sich bei der Person auf der anderen Seite der Leitung, um einen Seelenverwanden handelt (wenn es sowas wie Seele und Seelenverwanden gibt), dann können dementsprechende Gefühle auftauchen. Aber es ist schwer im zustand von verliebt-sein oder verknallt sein richtig "die-Liebe" zu unterscheiden. Verknallt sein hat rein gar nichts mit Liebe zu tun! Leider die äußerst schmerzliche Erfahrung gemacht! (Unglaublich, dieses Irrtum macht mich jetzt immer noch komplett fertig, wo ich das erwähnt hab).

[derFelix]

im virtuellen Kontakt erfährt man genau so viel über die Ansichten, die Charaktereigenschaften und sogar über die sexuellen Präferenzen des Partners wie in der realen Welt.
ich vergleiche es mal so:

zwei Blinde können sich genau so lieben, wie zwei Sehende...
wenn da jemand sagt:
" die können sich doch nicht einmal sehen,
sogar die zueinander virtuellen Personen können sich sehen mit webcam, mit fotos und movies, sich hören per telefon..."

muß man entgegnen:

hier fehlt nur die direkte gegenseitige Berührung, der geruch....irgendwas fehlt oft
und man muß es durch Phantasie und verbale Beschreibung überbrücken

[Waldhimbeere]

Hallo Felix,
dein Beispiel ist sehr gut gewählt, dennoch - nein -die wahre Liebe läßt sich nicht täuschen!
Sie verlangt nach dem Funken, der nur dann überspringen kann, wenn absolute Nähe gegeben ist, sowohl virtuell wie auch physisch.
Es gibt den bestimmten Moment, da berühren sich die Seelen, das mag jetzt etwas pathetisch klingen, aber erinnerst du dich an deine erste große Liebe?
So etwas läßt sich nicht auf das virtuelle Parkett transferieren, es ist halt nur eindimensional.
Gruß Lia