Unsere anderen Kinder

[milagro]

Liebe Autistenmütter,
mein Sohn war kein Autist, jedoch hyperaktiv. Ab dem 13. Lebensjahr war es auch mit dem zur Schule gehen ziemlich vorbei. Er besuchte zwar noch drei weitere Jahre berufsbildende Schulen, brach ab oder mußte die Schulen verlassen, brachte die Lehrer in der Regel bis zur Weißglut und mich in Verzweiflung für mehrere Jahre. Heute ist er 30 und selbständig und ich bewundere die Art, wie er mit den Leuten umgeht. Er ist nicht so, daß er lange überlegt, was er sagt, oder bei seinen Aktivitäten, daß die Angst größer ist, oder daß Versagensängste ihn lähmen würden. Als er um die 20 war, habe ich mir abgewöhnt, mir um ihn Sorgen zu machen.

Liebe Grüße

[Mauerbluemchen]

Wow milagro,
da hast du auch schon einiges hinter dir. Tatsächlich sind die ADS-Kids und die Autisten-Kids so grundverschieden und doch kommen sie in ihrer Symptomatik so ähnlich rüber, daß jeder Facharzt für das Eine sich auch zwangsläufig mit dem anderen beschäftigt.

Krissie,
natürlich habe ich mich mit meinem Sohn zusammen entwickelt. Früher war ich tatsächlich das Mauerblümchen. Verschüchtert und am Rande. Kennst du die Kids, die immer als letztes in der Schule gewählt werden, wenn man Spiele macht? Das Kind war immer ich.
Ich würde sagen, durch meinen Sohn wurde ich sehr viel kämpferischer. Ich achte nicht mehr so sehr darauf, was die anderen sagen oder denken.
Wir alle werde wohl nicht nur von unseren Genen oder unserer Umwelt sondern auch von unseren Lebenserfahrungen geprägt. Andere Mütter sind zerbrochen, ich hatte immer wieder Leute um mich, die mir Mut gemacht haben und mich gestützt haben und auch dies war wichtig. Die Selbsthilfegruppe "Hilfe für das autistische Kind" und auch Rechtsanwälte oder Freunde haben mich sehr unterstützt.
Auch mein Sohn ist stark und unbeugsam, von ihm konnte ich viel lernen. Er kann z.B. nicht lügen, weil lügen zu stressig und schräg ist, daß es einfach nicht geht.
Wenn Menschen zusammen sind und es zulassen und nicht gegeneinander arbeiten, ob in der Familie, im Freundeskreis oder im Job, kann man sich immer gegenseitig bereichern und voneinander lernen.

[rhiannon]

Hallo,
heute möchte ich mich auchmal wieder zu Wort melden.
Liebes Mauerblümchen, die Sache mit dem Lügen, die ist bei meinem Sohn auch so, der kann das einfach nicht ... Letzte Woche hatten wir mal wieder das Vergnügen, uns dieser Tatsache gewahr zu werden.
Mein Sohn geht auf eine Körperbehinderten Schule, am Anfang des Monats wird in der Klasse immer die Klassenkasse eingesammelt und auf einmal waren von einem seiner Mitschüler 10€ weg. Da mein Sohn ja sowieso immer der Dumme in der Klasse ist, war es für die Eltern des "Bestohlenen" sofort klar, dass Ben der Täter sein muss, wer sollte es auch sonst sein ... Die Mutter rief also am Abend bei mir an und beschuldigte meinen Sohn. Ich sagte ihr, dass ich mir das nicht vorstellen könne, da Ben solche "Gelegenheiten" gar nicht registriert, außerdem könne er mit Geld gar nichts anfangen. Ich versprach dieser Mutter aber, dass ich Bens Taschen durchsuchen, und ihn zur Rede stellen würde. Natürlich reagierte er total panisch, wie immer in solchen Situationen, die nicht in seinen Alltag passen, aber er versicherte mir hoch und heilig, das er es nicht gestohlen hätte.
Ich rief die Mutter also an und sagte ihr Ben wäre es nicht gewesen. Woher ich das wissen wolle, kam zur Antwort. "Weil ich Ben gefragt habe und er kann nicht Lügen." .....
Die Diskussion die folgte kann man sich vielleicht vorstellen.
Ich kann ja diese Mutter auch verstehen, ein Kind das nicht lügen kann?
Also danke Mauerblümchen, dass du diese Tatsache bestätigst!
rhiannon

[rhiannon]

Hallo Mauerblümchen,
hab heut endlich mal etwas Zeit und will dich gleich mal mit ner Frage nerven.
Wie lief das denn nun mit deinem Sohn in der Pubertät? Ben wird bald 13 und er fängt jetzt an zu pubertieren. Ich habe das Gefühl, dass er sich in letzter Zeit immer mehr zurückzieht. Er hat noch nie viel von seinem Tagesablauf erzählt, aber in letzter Zeit ist gar nichts mehr aus ihm herauszubekommen.
Wenn er Nachmittags aus der Schule kommt, geht er sofort in sein Zimmer und kommt erst kurz vor dem Abendbrot wieder heraus und auch die Wochenenden verbringt er größtenteils in seinem Zimmer. Mir macht das ein wenig Sorgen, da ich gar nicht mehr weiß, was in der Schule passiert. So erfahre ich nicht die schönen Dinge die er erlebt, aber auch nicht, wenn ihn mal wieder jemand schlägt.
Hast du irgendwelche Tipps, wie man sein Kind "aushorchen" kann?
Liebe Grüße
rhiannon

[morgentau]

hallo in die runde,

auch meine heute 13 jährige tochter hat autistische züge.als sie klein war, hat sie immer die schuhe in der diele nach ihrem schema hingestellt. wenn sie jemand aus versehen um gestellt hat, war sie es, die sie wieder zurück gestellt hat. sonst war ihre welt nicht in ordnung. auch das feder mäpchen aus der schule hatte eine ganz bestimmt ordnung. ein therapeut hat sie mal eine stunde damit verbracht, ihr immer wieder diese ordnung zu zerstören, um heraus zu bekommen, wie ernst es ihr mit dieser ordnung ist. bei der frage, was wäre, ich nehme dir das mäpchen bis morgen weg, antwortete sie, dann bleibe ich bis morgen hier sitzen.
wenn ein mitschüler in der grundschule die tafel schon geputzt hat, bevor sie sich ihre hausaufgaben abgeschrieben hat, hat sie alles wieder an die tafel geschrieben, um dann diese in ihr hausaufgaben heft ab zu schreiben.
ich kam mit diesem verhalten super klar, nur das umfeld hat immer blöd aus der wäschen geschaut.
heute, mit 13 jahren, kommt sie mit ihrem verhalten selber toll klar, niemand merkt etwas, und leider ist ihr ordnungs tick nicht mehr da, sie hat heute ein faullenzer mäpchen
wer kennt monk aus dem fehrsehen??wir schauen ihn jede woche, auch meine tochter kann über ihn lachen, obwohl sie ihm sehr ähnlich ist.

lieben gruß

morgentau